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Tatortfans mögen enttäuscht sein, auf ihr sonntägliches Ritual verzichten zu müssen; der Polizeiruf am 05.12. ist aber auch ohne Olga Lenski ein gelungener Ausgleich, findet Polizeiruf-Checkerin Simone Sarnow.

Erster Polizeiruf 110 ohne Olga Lenski

Es ist der erste Fall im deutsch-polnischen Grenzgebiet ohne die Ermittlerin Olga Lenksi, die hatte ja im letzten Fall den Dienst quittiert. Bis Kommissar Adam Raczek im nächsten Jahr einen neuen Partner bekommt, ist er allein der leitende Ermittler und bekommt es in „Hermann“ mit einem Fall zu tun, der einen Mord und die deutsche Geschichte verbindet.

Tatort: Zwischen Asbest-Müll. Motiv: unklar.

Bei einem Unfall im polnischen Grenzgebiet fällt die Leiche der jungen Bauingenieurin Daniela Nowak wortwörtlich von einem Transporter mit Bauschutt. Sie wurde dort zwischen Asbest-Müll „entsorgt“. Wertgegenstände hat sie keine bei sich, deshalb ist das Motiv erstmal unklar. Raubmord? Sexualverbrechen? Alles ist möglich.

Kommissar Raczek geht in seine Vergangenheit

Ab jetzt geht es für Adam Raczek in die Vergangenheit und das gleich in mehrerlei Hinsicht. Denn die Leiche „kam“ aus Cottbus, die Mutter der Toten lebt in Cottbus und vielleicht ist da ja auch ihr Auto? Also muss Raczek an seinem ehemaligen Dienstort ermitteln. Wirklich begeistert fährt er da nicht hin, denn er und sein ehemaliger Kollege, der jetzt dort das sagen hat, können sich nicht ausstehen.

Immerhin versteht sich Raczek mit seiner ehemaligen Kollegin Luschke, die ihm dabei hilft, einen Mord aufzuklären, der sein Motiv auch in der Vergangenheit zu haben scheint. Die Tote hat nämlich für ein Immobilienunternehmen gearbeitet, das für viel Geld ein Gebäude sanieren will. Problem: Es kann nicht saniert werden, solange nicht geklärt ist, wem das Haus eigentlich gehört.

Ein Haus als Schlüssel zum Mord

Ansprüche auf das Haus erhebt zum einen Zvi Spielmann, der inzwischen in Israel lebt. Als Kind nannten ihn alle Herrmann (daher der Name des Falls). Erst heute, rund 75 Jahre später wird ihm klar, dass sein Vater das Haus gebaut hat. Er erzählt Raczek, dass seine gesamte Familie von den Nazis deportiert wurde als er fünf war. Alle außer ihm wurden getötet.

Es war niemand mehr da, der ihm hätte sagen können, dass das Haus seiner Familie und damit ihm gehört. Aber auch Frau Behrendt, eine einstige Freundin aus Kindertagen sagt, dass ihr das Haus gehört. Denn Spielmanns Vater habe ihrem Vater das Haus vor deren Deportation geschenkt. Klar ist: Diese Hausgeschichte ist der Schlüssel zum Fall, denn die Tote hatte offenbar Dokumente, die diesen Besitzstreit klären könnten.

Lucas Gregorowicz überzeugt als Kommissar Raczek

Raczek funktioniert auch ganz gut als Typ „einsamer Ermittler“, denn auch ohne Olga Lenksi bleibt der Polizeiruf seiner ruhigen, unaufgeregten Art treu. Interims-Kollegin Luschke ist aber trotzdem ein guter Gegenpol. Dazu gibt es großartige schauspielerische Momente – vor allem von Dov Glickmann als Zvi Spielmann. Trotzdem hätte ich mir eine versöhnlichere Auflösung der Schuld-und-Sühne-Story gewünscht und insgesamt einen ein bisschen raffinierter Kriminalfall. Deshalb von mir solide drei von fünf Elchen.

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