Der illegale Livestream
Der 17-jährige Simson hat eine Bande von Rockern gegen sich aufgebracht. Mit seiner Drohne hat er sie heimlich gefilmt. Beim Feiern auf einem Schiff, ein Rocker saß dabei sogar gerade auf dem Klo. Ganz Dresden lacht über die Rocker, denn alles wurde live ins Internet gestreamt. Als der junge Drohnenpilot entdeckt wird, muss er fliehen, die ganze Rockerbande hinterher. Nach kurzer Zeit wird der Schüler auf dem Schlossplatz erschossen, ebenfalls vor laufender Kamera. Nur, dass man den Schützen auf dem Video nicht sieht.
Wer war’s nun?
Die Rocker, die scheinbar das größte Motiv hatten? Oder der Manager von Simson, der ein gefeierter Internetstar mit Millionen Klicks und fettem Bankkonto ist? Oder sein ehemals bester Freund, von dem er die Idee geklaut hat im Internet Prankvideos hochzuladen?
Mit dieser Auswahl an Tatverdächtigen beginnt für die beiden Kommissarinnen die Suche nach dem Täter in diesem Dresden-Tatort. Der kommt sehr modern daher, mit zwei jungen Kommissarinnen, die gleichberechtigt und ohne Zickereien untereinander ermitteln. Warum sollen nicht auch zwei Frauen miteinander ermitteln können? Bislang war das im Tatort aber immer ein Quell von Revier-Streitigkeiten und Stutenbeißerei. Was für ein Unfug. Gut so, Dresden-Tatort.

Thema „Glaube“ fehl am Platz
Zum ersten Mal wurde auch das Thema Internet und Soziale Medien richtig zeitgemäß und keineswegs aufgesetzt in einen Tatort eingebaut, sehr stimmig, so wie es auch in unser aller Leben tagtäglich vorkommt. Was aber aufgesetzt scheint, ist das Thema „Glaube“. Ich glaube nämlich, der Tatort war schon fertig geschrieben, und dann kam die Ansage: Der muss aber in die Themenwoche „Glauben“ reinpassen, schreibt mal noch was dazu. Dabei hatte ich vorher gebetet, dass es nicht so kommt. Schade.
Trotzdem trägt die Story auch für einen Tatort. Sie ist nicht herausragend, aber gut geschrieben. Für mich ein solider, mittelmässiger Tatort, was um Gottes Willen nicht heißt, dass er schlecht ist. Gute drei von fünf Elchen!
Die Tatortschauspieler über „Glaube“ im Netz
Tatort-Kommissar kämpft ums Überleben
Die Münchener Kriminalhauptkommissare Batic und Leitmayr schnappen einen Messerstecher, der ihnen beim letzten Mal entwischt ist. Ben Schröder hieß das Zufallsopfer damals, erstochen vor einem Supermarkt, vor den Augen seiner Frau und seines Sohns. Der mysteriöse Mord klärt sich nun auf – aber damit fängt das Drama erst an. Dieser Tatort war eine Wiederholung, Erstausstrahlung: April 2017.
Kommissar im Koma
Leitmayr humpelt am Stock über den Krankenhausflur, schaut dann nach rechts ins Krankenzimmer vom Kollegen Batic, der dort an Schläuchen und im Koma liegt. Es sieht nicht gut aus. Ich kenne die zwei nicht persönlich, aber nach 26 Jahren Sonntagabendwohnzimmerbekanntschaft nimmt mich das doch irgendwie ein bisschen mit. Bedrückend auch die Vorgeschichte zum Krankenhausaufenthalt. Ein Mann mit Halbglatze und im Trenchcoat wählt sein Opfer aus. Völlig willkürlich. Er zählt die Passanten, an denen er vorüber geht. Der fünfte Mensch, der ihm begegnet, soll es sein. Er sticht zu. Mehrmals. Doch das Opfer überlebt und der Täter wird gefasst.
Was ist hier nur los?
Er ist der Mann, der ein Jahr zuvor auch Ben Schröder erstochen hat. Klaus Barthold, ein unscheinbarer Typ, der als Museumswärter per kleiner, handlicher Klickmaschine auch Besucher zählt. Klick, klick, klick. Soweit klar. Aber irgendetwas muss zwischen der Festnahme von Klaus Barthold und der Szene im Krankenhaus ja passiert sein. Was genau hat Leitmayr an den Stock und Batic ins Koma gebracht? Das sollen nun Mitglieder eines Untersuchungsausschusses klären. Ivo Batic erwacht aus dem Koma und die Suche nach der Wahrheit wird für Leitmayr schmerzhaft.

Hat ihn sein Freund und Kollege angelogen?
Egal wie das hier ausgeht, der Batic hat ganz schönen Mist gebaut. Und da hakt die Geschichte. Denn wie sehr sich Ivo Batic im vergangenen halben Jahr auch verändert haben mag, sein Handeln nehm ich ihm nicht ab, das ist doch sehr konstruiert. Trotzdem, es sind wieder tolle Bilder, allein die Spiegelbildfestnahme im Museum ist einfach grandios, Leitmayr überzeugt in seiner Verzweiflung, Messerstecher Barthold ist schlicht gruslig und ja, es gibt spannende Momente. Leider insgesamt keine so mitreißende Fortsetzung, wie man's vielleicht erwartet hat nach dem grandiosen ersten Teil um den unbekannten Messerstecher.
Gute 3 von 5 Elchen gibt es von mir und so schräg, wie Batic drauf ist, die berechtigte Frage: „Wie soll das weitergehen – mit uns?“