In dem Polizeiruf wird Kommissarin Doreen Brasch zu einem Unfall auf einer Landstraße bei Magdeburg gerufen. Eine Frau wurde angefahren und lebensgefährlich verletzt. Als Brasch zur vermeintlichen Leiche geführt wird, ist die erste Sache, die ihr auffällt: Die Frau lebt noch. Obwohl der Fall mehr Drama als Krimi ist, findet SWR3 Redakteurin Linda Molitor den Fernsehfilm richtig gut, erklärt sie in ihrer Polizeiruf-Kritik.
Statt Tatort am 4.5.: Polizeiruf 110 aus Magdeburg
Im Polizeiruf „Widerfahrnis“ geht es fast die ganze Zeit um die Frage, wer die Verletzte ist. Die Frau liegt im Koma, hat keine Papiere dabei, die Spurenlage ist katastrophal. Aber Kommissarin Brasch bleibt dran und arbeitet sich mühsam vorwärts.
Mit jeder neuen Erkenntnis gibt es Rückblicke in das Leben der Unbekannten, die teilweise herzerwärmend, teilweise herzzerreißend sind. Wo ist die Familie von dem Foto, was die Frau bei sich hat? Warum hat sie einen stadtbekannten Architekten gestalkt? Und warum war die sonst so Unscheinbare so stark geschminkt und zurechtgemacht vor dem Unfall?





Magdeburger Polizeiruf „Widerfahrnis“: Was der Titel bedeutet
Der Titel dieses Polizeirufs, „Widerfahrnis“, verwirrt erstmal – ist aber sehr passend. Der Begriff kommt aus der Psychologie und beschreibt das Unbeeinflussbare, das ein Mensch erlebt. Bei den Ermittlungen stellt sich immer wieder die Frage nach der Widerfahrnis der Verletzten. Was musste sie erleben, durchleben, und warum wurde sie an diesem Abend auf dieser Straße angefahren? Obwohl die Ermittlungen so zäh sind und die Chefetage den Fall beenden will, bleibt Brasch dran.
Kritik zum Polizeiruf 110: starker Fall und mehr Drama als Krimi
Dass dieser Polizeiruf kein richtiger Krimi ist, bekommt man beim Schauen gar nicht richtig mit. Der Fall lebt nicht wirklich von den Ermittlungen, sondern von den Charakteren.
Stephan Kampwirth spielt einen großartigen getriebenen Star-Architekten, Rona Özkan eine so realistische alleinerziehende junge Mutter, dass man sie einfach nur in den Arm nehmen will. Vor allem Mareike Sedl, die die unbekannte Frau spielt, bringt eine großartige schauspielerische Leistung, und das, obwohl sie gefühlt erst nach einer Stunde das erste Mal wirklich spricht.
Auch wenn dieser Polizeiruf mehr Drama als Krimi ist – der Fall ist so fesselnd. Von mir gibt es 4 von 5 Elchen.
Hier gibts die Kritik zum letzten Polizeiruf 110:
SWR3 Polizeiruf-Check Polizeiruf 110: Kam „Jenseits des Rechts“ an einen Tatort heran?
Der letzte Polizeiruf des Jahres brachte die Kommissare in große moralische Schwierigkeiten. Ein Krimi, der auch ein bisschen Wildwest-Manier hatte. War das noch mal ein richtiges Krimihighlight zum Jahresende?!