40 Jahre nach dem Deutschen Herbst verunglückt ein Mann mit seinem Wagen auf einer Landstraße. Im Kofferraum liegt eine Leiche: Es ist Marianna, seine Ehefrau. Er wollte sie nach Frankreich bringen, um die dort obduzieren zu lassen. Denn der Mann befürchtet, dass die Todesermittlungen in Deutschland von den Behörden manipuliert wurden. Und sein Misstrauen ist nicht unbegründet. Denn wie sich herausstellt, schützt der Verfassungsschutz nicht die Bürger, sondern die, die ihm irgendwann mal aus der Patsche geholfen haben.
So legt es zumindest der Film nahe: Ein ehemaliger V-Mann kann machen, was er will, weil er für immer und ewig vom Verfassungsschutz gedeckt wird. Denn vor 40 Jahren soll er als V-Mann irgendetwas mit dem Waffenschmuggel in die JVA Stammheim zu tun gehabt haben.
Regisseur Dominik Graf ist hier ein toller Film gelungen, ob’s auch ein toller Krimi ist, das ist die Frage. Denn eigentlich geht’s irgendwann nicht mehr um die Aufklärung des aktuellen Falls, sondern mehr und mehr um die toten Terroristen von Stammheim und um die auch nach vierzig Jahren noch offenen Fragen.
Authentische Zeitreise in die 70er Jahre
Dabei ist es eindrucksvoll, wie plastisch und authentisch der Film die 70er Jahre wiedergibt. Er ist ganz dicht erzählt und spielt mit einer Menge Archivmaterial, was teilweise sogar nachgedreht wurde und aussieht wie echt. Hut ab! Auch sind viele Figuren sehr fein gezeichnet, und toll gespielt etwa von Heike Trinker und Hannes Jaenicke.
Sehr guter Film, als Krimi nicht ganz so top
Was jetzt die reine Krimistory angeht, da war für mich nach einer Stunde ein bisschen die Spannung raus, dafür stand die historische Aufarbeitung zu sehr im Mittelpunkt, oder besser die eben Nicht-Aufklärung der Todesnacht. Das machte den Film eher interessant, den Krimi aber nicht spannender. Deshalb gebe ich für einen sehr guten Film und einen ganz guten Krimi vier von fünf Elchen.