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Von Autor/in Cornelia Stenull, Leo Eder, Christian Kreutzer, Mario Demuth, Yvonne Maier, Veronika Simon, Christian Spöcker

Deutsche Behörden wollen die Affenpocken so schnell wie möglich unter Kontrolle bringen. Der Weltärztebund gibt jetzt Entwarnung: „Das Thema Affenpocken wird bald erledigt sein.“

Das Affenpocken-Virus ist nach Einschätzung des Weltärztebundes bei weitem nicht so gefährlich wie Corona. Der Vorsitzende, Frank Ulrich Montgomery, hat der Neuen Osnabrücker Zeitung an diesem Wochenende gesagt, die Ansteckungsgefahr sei viel geringer. Mit Isolation, Quarantäne und einer Impfung der Gefährdeten sei das Virus schnell einzufangen.

Lauterbach: Bei Affenpocken mindestens drei Wochen Isolation

Zuvor hatte das Gesundheitsministerium zusammen mit dem RKI eine Empfehlung für alle Bundesländer herausgegeben. Im Kern geht es darum, dass sich Infizierte für mindestens 21 Tage isolieren sollen – vorausgesetzt, dass sie bis dahin keine Symptome hätten, hat Bundesgesundhesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) auf einer Pressekonferenz mit RKI-Chef Lothar Wieler gesagt.

Lauterbachs Erklärungen zur Infektion mit dem Affenpocken-Virus seht ihr im Video:

Lauterbach: 40.000 Dosen Pocken-Impfstoff bestellt

Fachleute wüssten, wie man den bekannten Erreger bekämpfen könne, erklärte Lauterbach. Gegen die Ausbreitung solle Deutschland bis zu 40.000 Dosen eines Pocken-Impfstoffs aus den USA bekommen, erklärte der Gesundheitsminister.

Kommt jetzt eine Affenpocken-Epidemie?

Die Weltgesundheitsorganisation WHO rechnet damit, dass sich die Viruskrankheit über den Sommer noch stärker verbreiten wird, aber dass der Ausbruch noch eingedämmt werden kann. Sie spricht von einem geringen Risiko für die Bevölkerung insgesamt. Es sei jetzt wichtig, Betroffene zu erkennen und medizinisches Personal für das Thema zu sensibilisieren, um Infektionsketten zu durchbrechen.

Das Institut für Infektionsmedizin und Zoonosen von der LMU München teilt mit, die Gefahr einer größeren Affenpocken-Epidemie sei eher gering. Während sich beispielsweise Corona- oder Grippeviren über die Luft weit verbreiten, würden die Affenpocken nach jetzigem Wissensstand meist über direkten, engen Kontakt mit Betroffenen übertragen.

Das Robert-Koch-Institut (RKI) sieht die Gefahr einer Infektion bei Kontakt mit Körperflüssigkeiten oder Schorf der Affenpocken-Infizierten und „vermutlich auch im Rahmen von sexuellen Handlungen“. Allerdings schreibt das RKI, dass eine Übertragung auch „bei Face-to-Face-Kontakt durch ausgeschiedene Atemwegssekrete möglich“ sei.

Auffällig ist laut der WHO, dass die zunächst entdeckten Infektionen hauptsächlich – aber nicht nur – Männer betrafen, die Sex mit anderen Männern haben.

Ohne jede Stigmatisierung müssen insbesondere Männer mit anonymen Sex vor Affenpocken gewarnt werden. Sie sind im Moment eine Risikogruppe. Nur gemeinsam kann der Ausbruch beendet werden. https://t.co/Whp1BDziYj

Wird bald wieder gegen die normalen Pocken geimpft?

In Deutschland wird über mögliche Schutzimpfungen diskutiert: Der Vorsitzende des Weltärztebundes, Frank Ulrich Montgomery, sagte den Zeitungen der Funke Mediengruppe, für jüngere Menschen, die die frühere Pflichtimpfung gegen die normalen Pocken nicht erhalten hätten, wäre solch ein Impfschutz jetzt sinnvoll. Bayerns Gesundheitsminister Klaus Holetschek (CSU) erwartet eine rasche Empfehlung der Stiko zu einer möglichen Impfvorsorge gegen Affenpocken.

Die WHO hält Massenimpfungen gegen Affenpocken derzeit für nicht nötig. Maßnahmen wie Hygiene und präventives Sexualverhalten würden helfen, die Ausbreitung des Virus einzudämmen.

Affenpocken – was ist das eigentlich?

Erstmals nachgewiesen wurden sie 1958 bei Affen, daher kommt auch der Name Affenpocken. Eigentlich kommen die Erreger in Hörnchen und Nagetieren vor. Affen und auch Menschen können sich bei ihnen aber anstecken. Sie ist sehr selten und kommt hauptsächlich in West- und Zentralafrika vor. In Nigeria zum Beispiel zählten die Behörden bis Ende April 46 Verdachtsfälle, bei 15 Personen wurden die Viren nachgewiesen. Keiner ist daran gestorben. So einen großen Affenpocken-Ausbruch wie jetzt gab es in Europa in der Vergangenheit noch nicht.

Veronika Simon aus der SWR-Wissenschaftsredaktion fasst zusammen, was man über die Affenpocken weiß:

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Jetzt also auch in Deutschland: Seit ein paar Tagen mehren sich die Meldungen, dass in Europa, aber auch in Nordamerika und Australien Menschen an Affenpocken erkrankt sind. Dass es auch Fälle in Deutschland geben würde, war erwartet worden. Laut WHO sei es jetzt wichtig, Betroffene zu erkennen und medizinisches Personal für das Thema zu sensibilisieren, damit Infektionsketten durchbrochen werden können. Veronika Simon fasst für uns zusammen, was man über die Affenpocken weiß.

Welche Symptome deuten auf Affenpocken hin?

Die häufigsten Symptome sind plötzlich auftretendes hohes Fieber, Kopf- und Muskelschmerzen und geschwollene Lymphknoten. Dazu kommt der typische Hautausschlag: erst kleinere Verfärbungen und dann eitrige Bläschen, die verkrusten und abfallen. Es können Narben zurückbleiben. Die meisten Fälle sind mild. Nach ein paar Wochen sind die Patienten wieder gesund.

Wie gefährlich sind die Affenpocken?

In der Regel heilen Affenpocken wieder ab. Es sind milde Verläufe, doch bei Kindern können sie schlimmer verlaufen. Das hängt von der Virusvariante ab. Bei der Variante, die in Westafrika auftritt, führt sie bei einer von hundert Personen zum Tod. Bei der Variante aus Zentralafrika sind es viel mehr, an ihr sterben bis zu elf von hundert Kindern und Jugendlichen unter 16 Jahren.

Wie behandeln Ärzte die Affenpocken?

Seit kurzem ist in der EU ein Medikament zugelassen. Außerdem schützt die normale Pockenimpfung zu 80 Prozent auch vor den Affenpocken.

Im Video spricht Fabian Leendertz vom Helmholtz-Zentrum für Infektionsforschung darüber, wieso wir nicht in Panik verfallen müssen und wie wir das Risiko für weitere Erregersprünge von Tier zu Mensch verringern können:

Sind Affenpocken schon länger in Europa?

WHO-Europadirektor Hans Kluge vermutet, dass die Affenpocken schon längere Zeit in Europa grassieren, ohne dass es aufgefallen ist. Das liege nahe, weil die Fälle in Europa verteilt aufgetreten und die meisten Betroffenen vorher nicht nach West- oder Zentralafrika gereist seien, wo diese Krankheit üblicherweise auftrete.

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