Nachdem die kleine Cleo am Mittwoch gefunden worden war, gibt es jetzt mehr Informationen zu ihrem mutmaßlichen Entführer. Nach Ansicht der Ermittler hat er vermutlich allein gehandelt. Gegen ihn ist nun Anklage erhoben worden. Dem 36-jährigen werde vorgeworfen, ein Kind unter 16 Jahren in seine Gewalt gebracht zu haben, was allgemein als „Kindesdiebstahl“ bezeichnet werde, berichtete der australische Sender ABC am Donnerstag unter Berufung auf die Justiz.
Verdächtiger zeigt wenig Emotionen
Der Mann habe bei der Anklageerhebung kaum Emotionen gezeigt. Auf die Frage, ob er die Vorwürfe verstanden habe, habe er lediglich genickt. Freilassung auf Kaution habe der Verdächtige nicht beantragt. Zahlreichen Medienberichten zufolge soll er eine Obsession für Puppen haben und in seinem Haus auch viele Exemplare gesammelt haben. Cleo selbst soll mit Spielzeug beschäftigt gewesen sein, als Beamte sie in der Nacht zum Mittwoch aus einem verschlossenen Haus in dem Ort Carnarvon im Westen Australiens befreiten.
Die Polizei geht von einer ungeplanten und spontanen Entführung des Mädchens aus. Der Mann ist laut Polizei nicht als Sexualstraftäter gelistet und wurde erst am Dienstag zur „Person von Interesse“ für die Fahnder. Medien berichteten, der kinderlose Mann habe sich bei Nachbarn verdächtig gemacht, weil er Windeln gekauft habe. Die Polizei geht davon aus, dass er bei Cleos Entführung „vollkommen allein“ gehandelt habe, wie der leitende Ermittler Rod Wilde sagte.
Die Freude war unfassbar groß – Cleo lebt
Kurz nach der Befreiung sah das kleine Mädchen aus, als wäre überhaupt nichts passiert: Mit Eis in der Hand winkte Cleo Smith breit lächelnd von ihrem Krankenhausbett in die Kamera. Sie sei gut drauf und hüpfe herum „wie ein batteriebetriebener Hoppelhase“, erklärte die Polizei. Kaum zu glauben, dass sie nur kurze Zeit zuvor von Beamten aus dem Haus eines Unbekannten geholt worden war. Was sie dort in den letzten zweieinhalb Wochen erlebt hat, ist noch völlig unklar.
Nachts aus dem Zelt entführt
Cleos Mutter Ellie Smith machte mit ihrem Lebensgefährten Jake Gliddon und den beiden Töchtern Camping-Urlaub, etwa 75 Kilometer nördlich ihres Wohnorts Carnarvon. Es ist der Albtraum jeder Eltern: Man schaut morgens nach dem Kind und es ist nicht mehr da. So erging es Ellie, als sie am Morgen des 16. Oktobers nach den Mädchen sehen will – Cleo fehlte mitsamt ihres Schlafsacks.
Sie und ihre Schwester hatten in einem abgetrennten Abteil des Familienzelts geschlafen. Der Schock wird noch größer: Der Reißverschluss des Zelteingangs ist so weit hochgezogen, dass Cleo nicht allein hätte drankommen können. Die Spurenlage deutete stark auf eine Entführung hin.
Es ist eine bemerkenswert dreiste und schockierende Sache, zu einem Campingplatz zu gehen, ein Zelt aufzumachen und ein kleines Mädchen mitzunehmen. Es ist unfassbar, dass jemand so etwas tut.
Eine Million australische Dollar für Hinweise
Eine 100-köpfige Sonderkommission wurde eingerichtet. Der einzige Hinweis waren aber lediglich Zeugenaussagen, die in der Nacht ein Auto vom Campingplatz haben fahren sehen. Details dazu, wie Nummernschild oder Farbe, – Fehlanzeige.
Die Polizei setzte daraufhin eine Belohnung von einer Million australischen Dollar (rund 650.000 Euro) für Hinweise aus, die zum Auffinden des Mädchens führen. Auch die Eltern gingen immer wieder an die Öffentlichkeit und hofften, so den oder die Täter überzeugen zu können, Cleo freizulassen.

„Nadel im Heuhaufen“ durch „hartnäckige Polizeiarbeit“ gefunden
Um etwa 1 Uhr (Ortszeit) in der Nacht zu Mittwoch hatten die Ermittler ein Haus in Carnarvon aufgebrochen und fanden die Vierjährige in einem der Zimmer. Der 36-Jährige wurde festgenommen. Er soll keine Verbindungen zur Familie gehabt haben.
„Hartnäckige, methodische Polizeiarbeit“ habe letztlich zum Erfolg geführt, erklärte Polizeikommissar Chris Dawson. Unter Tausenden von forensischen Exponaten, Daten und Informationen, die die Ermittler in der Gemeinde gesammelt hätten, seien sie dann doch auf etwas gestoßen. „Wir haben nach der Nadel im Heuhaufen gesucht, und wir haben sie gefunden“, sagte auch Vize-Polizeichef Col Blanch. Selbst erfahrene Ermittler seien nach Cleos Auffinden vor Erleichterung in Tränen ausgebrochen.
Als sie sagte, ‚Mein Name ist Cleo‘, war im Haus kein Auge mehr trocken.
Hier gibt es die ganze Pressekonferenz:
Ganz Australien scheint erleichtert
Das Schicksal des vermissten Mädchens hatte in den vergangenen Wochen Menschen im ganzen Land bewegt. Umso größer war die Freude über die gute Nachricht: Cleo ist wieder da!
Vor allem aber in Cleos Heimatort Carnarvon herrschte am Mittwoch Feststimmung. Die sonst wenig belebten Straßen des 4.500 Einwohner zählenden Orts waren geschmückt mit rosa Luftballons und Schildern mit der Aufschrift „Willkommen zurück“. „Alle werden heute ausgiebig feiern“, sagte eine Einwohnerin.