„Moin, Moin“ sagt die 33-jährige Dachdeckermeisterin zur Begrüßung im Interview mit SWR3. Sie führt den Dachdeckerbetrieb im Landkreis Cuxhaven in dritter Generation und hat fünf Auszubildende. Mit ihrem kleinen „Wutausbruch“ auf Facebook hat sie für große Resonanz gesorgt.
Dachdecker-Chefin verteidigt Azubi auf Facebook
Frau Wegner stellte sich öffentlich vor einen ihrer Azubis. Eine Kundin beschwerte sich über den jungen Mann, er „habe nur rumgestanden“ – und dafür würde die Kundin keine 35 Euro bezahlen, wie in der Rechnung aufgelistet. Die Chefin erlässt ihr zwar die Kosten, aber hat dazu noch ein paar grundsätzliche Dinge zu sagen. Daher veröffentlicht sie auch den Brief auf Facebook.
Im Interview mit SWR3 berichtet die Chefin, wie die Situation, um die es geht, ablief:
Viel zu wenige Azubis wegen Fachkräftemangel
Im Interview sagt Wegner weiter, dass sie seit Jahren überall darauf hinweise, dass der Fachkräftemangel immer schlimmer werde. Sie verstehe nicht, warum der Nachwuchs nicht respektiert und geschätzt werde. Auf Facebook schreibt sie: „Wir lieben was wir tun, wir bilden aus Überzeugung aus und wir freuen uns jedes Jahr aufs Neue über interessierte junge Menschen, die den Weg ins Handwerk finden und eine Ausbildung bei uns machen wollen und das muss wertgeschätzt werden.“
Dachdecker-Kollegen entsetzt über Kundin
Ihre Gesellen seien „entsetzt“ über die Reaktion der Kundin, denn ohne Azubis gäbe es nun mal keine neuen Dachdecker. In der eigenen Firma können die Mitarbeiter die Reaktion der Chefin nachvollziehen und stehen voll dahinter, wie Alt-Geselle Detlef Frerks dem NDR sagte: „Weil ich das eine Frechheit finde, dass die Lehrlinge nicht bezahlt werden sollen. Oder wenn die 'nur' rumstehen, das ist völliger Humbug, der gehört da einfach zu, der muss was lernen, und der soll dafür auch entlohnt werden“.
Dachdecker-Chefin wird für ihren Brief an Kundin gefeiert
Mit so einer Welle der Wertschätzung für ihren Brief hätte sie nicht gerechnet, aber ihr E-Mail Postfach „quillt über. Die Reaktionen sind durchweg positiv, aus dem ganzen Land schreiben mir auch Kollegen“.
Chefin: Ohne Azubi wäre das Ganze teurer geworden
Alternativ, so Wegner, hätte sie zwei Gesellen schicken können. Das wäre aber teurer gewesen, denn ein Geselle verdiene nun mal mehr als 35 Euro: „Alleine können unsere Mitarbeiter doch gar nicht auf ein Dach. Die müssen aus Sicherheitsgründen zu zweit sein. Und in diesem Fall war der Azubi der zweite Mann. Er war wichtig.“
Was rät sie denen, die jetzt am 1. September eine Ausbildung als Handwerker beginnen?