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Johannes Seiler
Johannes Seiler

Die Demos gegen Rechtsextremismus sorgten für Aufsehen in der Politik und Gesellschaft. Doch wie geht es weiter? Können die Proteste eine Veränderung der Politik auslösen?

Am Wochenende wurde deutschlandweit in vielen Städten demonstriert. Laut Polizei waren rund 900.000 Menschen auf der Straße. Teilweise wurden die Demonstrationen aufgrund der zu hohen Teilnehmerzahl abgebrochen. Was am Wochenende genau los war lest ihr hier:

Gegen Rechtsextremismus und die AfD Hier wurde am Wochenende in SWR3Land demonstriert

In Deutschland gibt es zurzeit viele Demos. Die Menschen wollen die Demokratie verteidigen und ein Zeichen gegen Rechtsextremismus setzen. Wie die Demos am Wochenende abgelaufen sind, checkt ihr hier.

Doch wie geht es weiter nach diesem Wochenende voller Demonstrationen? Laut dem Politikwissenschaftler Wolfgang Schroeder von der Universität Kassel, erzeugen die Bilder der Menschenmassen eine Wirkung. Zum ersten Mal seit längerer Zeit lasse sich die „schweigende Mitte“ auf der Straße blicken und beanspruche den Raum für sich. Zuvor waren oft nur rechte Demos in den Medien zu sehen.

Ändert sich die Einstellung bei potentiellen AfD-Wählern?

Nein, sagt Schroeder. Die Personen die sich in den letzten Jahren für die AfD entschieden haben, hätten ihre Gründe, Lebenslagen und Emotionen. Durch die Demos würden sie Ihre Meinung nicht ändern. Es könnte sogar zu negativen Reaktionen kommen und einer Verschärfung der Meinung.

Die Demonstrationen gegen Rechtsextremismus sind eine „Eintagsfliege“

Neben Schroeder, der die Proteste zwar positiv sieht, jedoch nicht an eine große Veränderung glaubt, gibt es auch negative Stimmen. Der Sozialwissenschaftler Klaus Hurrelmann nennt die Proteste eine „Eintagsfliege

Es wirkt auf mich wie so ein Aufwachen aus einem trägen, unsicheren Leben, was viele Menschen hatten. [...] Nun merken sie erst, was da eigentlich alles auf dem Spiel steht.

Damit die Proteste langfristig Erfolg haben, müssten sie sich weiterentwickeln. Weg von einer Bewegung gegen etwas und hin zu einer Bewegung für etwas, mit einem positiven Ziel.

Nach Demos gegen Rechtsextremismus: Die Politik ist in der Pflicht

Hurrelmann sieht auch die Politik in der Pflicht, die Demonstrationen ernst zu nehmen. Die Parteien müssten ihre Politik viel besser erklären und die Positionen der AfD inhaltlich angehen.

Die Bürgerproteste sind eine Steilvorlage für die großen traditionellen Parteien. Wenn sie diese jetzt nicht aufnehmen, dann verpassen sie eine ganz, ganz wichtige Chance.

Wie sind die konkreten Auswirkungen auf die Politik?

Diesen Tipp möchte sich die Ampel zu Herzen nehmen. Der Fraktionschef der FDP, Christian Dürr, sagt, dass sie den Appell verstanden haben und als Bundesregierung bessere Politik machen müssen. In der Frage ob das Kindergeld erhöht wird, könnte es aber direkt zum nächsten Streit in der Regierung kommen.

Das ganze SWR3-Topthema findet ihr hier:

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