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Björn Widmann
Björn Widmann (Foto: SWR3)

Ein Video vom Kreuz Bremen geht gerade viral: Darauf zu sehen ist ein toter Wal auf einem Lastwagen. Was steckt dahinter?

Mehr als 8,5 Millionen Menschen haben sich ein kurzes Video auf Tiktok schon angeschaut. In dem Sechs-Sekunden-Clip ist ein Lastwagen zu sehen, der auf der A1 am Kreuz Bremen unterwegs ist. Auf dem Anhänger liegt ein Pottwal. Auch auf anderen Plattformen sind entsprechende Videos aufgetaucht, Bloggerin Louisa Dellert postete dazu ebenfalls ein Video auf Instagram.

Zugegeben: Der Wal-Kadaver sieht täuschend echt aus – ist aber aus Kunststoff. Das fällt vor allem auf, weil sich die Schwanzflosse trotz des Fahrtwinds nicht bewegt. Die Skulptur gehört einer belgischen Gruppe, dem Captain Boomer Collective.

Wal schon an mehreren Orten in Europa aufgetaucht

Das Kollektiv hat schon öfter mit dem Walkadaver für Aufsehen gesorgt: In streng geheimen Nacht- und Nebelaktionen bringen sie die Skulptur an verschiedene Plätze, sperren um den Wal herum ab und lassen Schauspieler in Schutzanzügen an dem vermeintlich gestrandeten Wal arbeiten.

Zusammen mit echten Wissenschaftlern liefern wir umfassende Informationen über Pottwale und warum sie stranden.

Künstlergruppe will auf das Leben von Pottwalen aufmerksam machen

Das Publikum werde Zeuge einer wissenschaftlichen Intervention. Unter anderem würden eine Autopsie, Probenentnahme oder Sektion im Detail durchgeführt, schreibt Captain-Boomer-Kollektiv auf seiner Homepage. „Wir zeigen auch Parasiten, Zähne sowie Hautproben und (echtes) Walöl.“ Vor allem bei Schulklassen und Kindern seien die Ausstellungen sehr beliebt.

Bei ihren Shows setzt die Gruppe auf so viel Realität wie nur möglich. Die Mitglieder spielen dabei wissenschaftliche und offizielle Figuren einer fiktiven Organisation, der North Sea Whale Association. Voll ausgestattet führen sie wissenschaftliche Experimente durch, von der Vermessung des Kadavers bis zur Entnahme von Organ- und Hautproben.

Wichtig ist dem Kollektiv, dass die Mitarbeiter mit den Zuschauern interagieren. Sie zeigen ihre vermeintlichen Funde – Zähne, Walöl, Organe oder Parasiten und verteilen zusätzliche Informationen über Pottwale. „Nach und nach werden die Wissenschaftler/Schauspieler exzentrischer und es entwickeln sich andere Handlungsstränge“, schreibt die Organisation. Eine Kontroverse darüber, wer den Kadaver bekommen werde, über die Explosionsgefahr oder den toten Wal als Omen.

Es findet eine Verschiebung vom rein wissenschaftlichen Diskurs hin zum Register von Mythen und Emotionen statt. Auch Konflikte und Missverständnisse sind typisch für hart arbeitende Wissenschaftler.

Pottwal lag schon am Rheinufer in Düsseldorf

Im Mai 2018 legten die Captain Boomer den Wal an den Strand in Zingst auf Rügen, im September 2018 in einen Park in Spaniens Hauptstadt Madrid oder im März 2016 ans Rheinufer in Düsseldorf. Ob der Wal gerade zu einem neuen Ausstellungsort unterwegs ist, ist im Moment noch nicht klar. Das Captain Boomer Collective hat auf eine Anfrage von SWR3 noch nicht reagiert.

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