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Patrick Schütz
Patrick Schütz (Foto: SWR3)

Nach dem Mord an der Britin Sarah E. erklärt eine britische Influencerin, was es mit einer Frau macht, wenn sie nachts alleine auf dem Heimweg ist. Damit spricht sie vielen Frauen aus der Seele.

Eigentlich war Sarah E. nur auf dem Weg von einer Freundin nach Hause. Sie wird entführt und umgebracht. Die Meldung vom schrecklichen Tod der jungen Britin in der vergangenen Woche und die anschließende Festnahme des mutmaßlichen Täters, einem Polizisten, haben viele Menschen in Europa erschüttert.

Über Instagram hat eine britische Influencerin mit einem Post jetzt eine große Diskussion ausgelöst. Auf dem Post zu sehen sind nur sechs Worte: „Text me when you get home xx“ – übersetzt: „Schreib mir, wenn du zu Hause angekommen bist.“ Eine vermeintlich harmlose und nett gemeinte Nachricht, die vermutlich viele schon bekommen  oder auch geschrieben haben.

Aber genau damit hat Influencerin Lucy Mountain gerade eine weltweite Diskussion ausgelöst. Zu ihrem Post schreibt sie:

Ich weiß gar nicht, wie ich das hier schreiben soll. Ich habe das Gefühl, dass meine Worte gar nicht dem gerecht werden können, wie viele Frauen sich gerade fühlen. Ich kann nicht aufhören an Sarah E. zu denken und wie es einer Frau nicht erlaubt war nach Hause zu gehen. Es ist unerträglich.

Ich habe auch eine tiefe Verbindung zwischen mir und anderen Frauen diese Woche gefühlt. Ich hatte viele Gespräche darüber, wie extrem gewissenhaft wir unser ganzes Leben lang über unsere Sicherheit nachdenken. Diese tiefe Verbindung ist: Angst!

Wir alle haben Livestandorte geteilt.
Wir alle haben unsere Schuhe gewechselt.
Wir alle haben die Schlüssel zwischen unsere Finger gesteckt.
Wir alle haben telefoniert, beides: echte und falsche Telefonate.
Wir alle haben unsere Haare in unsere Mäntel gesteckt.
Wir alle sind dunkle Straßen entlang gerannt.
Wir alle haben uns theoretische Fluchtwege ausgemalt.

Was so heimtückisch daran ist, ist dass es sich nicht wie besondere Sicherheitsregeln anfühlt. Es sind einfach nur Verhaltensweisen, die wir verinnerlicht haben, seit wir kleine Mädchen sind „weil man das halt so macht“.

„Schreib mir, wenn du zu Hause bist“ ist dabei eine Standardprozedur unter Frauen – quasi der Autopilot.

Ich wünsche mir, dass mehr Männer verstehen, dass wir (Frauen) nicht einfach mit den Kopfhörern auf dem Kopf nach Hause laufen können.

Das es jedes Mal, wenn wir in ein Uber steigen, den Gedanken in unserem Kopf haben: „Okay! Das war’s!“
Das wann immer du sagst: „Hey, das ist doch nur nett gemeint“, du Teil des Problems bist.
Das jedes Mal, wenn wir an einer Gruppe Männer vorbeilaufen, unser Herz ein bisschen schneller schlägt.
Das jedes Mal, wenn wir uns auf der Straße gegen sexuelle Belästigung wehren, wir ein mal um unsere eigene Sicherheit spielen.

Hört auf, Frauen zu belästigen. Hört auf, sie in die Opfer-Position zu stecken und hört auf, Frauen mit der Bürde zu belasten, was andere Männer tun könnten.

Einer Frau hätte es erlaubt sein müssen nach Hause zu gehen.“

Der Post von Lucy Mountain geht viral

Mit ihrem Post auf Instagram und ihrer Nachricht hat Lucy Mountain ganz offenbar einen Nerv getroffen. Der Post hat inzwischen mehr als zweieinhalb Millionen Likes und mehr als 15.000 Kommentare.

Wie verhalte ich mich korrekt?

Kann man selbst etwas tun, um anderen nachts auf der Straße zu signalisieren, dass man selbst keine Bedrohung ist? Sollte man selbst die Straßenseite wechseln, oder besonders viel Abstand halten?

In Großbritannien protestieren Frauen derzeit täglich dafür, dass sie von Männern in der Öffentlichkeit nicht mehr...Posted by SWR3 on Monday, March 15, 2021

Um ehrlich zu sein, empfinde ich es am angenehmsten, sollte ich mal alleine im Dunkeln unterwegs sein und ein Mann kreuzt meinen Weg, wenn wir mit Abstand aneinander vorbei laufen, uns nicht mehr Beachtung schenken, als man einem Fremden eben schenkt, und man freundlich "Hallo!" ruft und weitergeht.

Nicht zu dicht hinter einer Frau laufen. Lieber auf die andere Straßenseite wechseln oder in jedem Fall etwas Abstand halten. Sich bemerkbar machen (pfeifen, telefonieren, etc. alles was dem Anschein des Anschleichens entgegenwirkt). Ein freundliches Lächeln und kurzer Gruß sind auch hilfreich. In anderen Situationen wie z.B. in einem ungemütlichen Viertel oder wenn irgendwo eine Gruppe junger Männer steht, würde ich mich über ein Angebot freuen, mich an diesen vorbei zu begleiten.

Im Fall einer nächtlichen Begegnung: Abstand halten (nicht nur in Corona), kurz grüßen, nicht starren und weitergehen.

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Patrick Schütz (Foto: SWR3)

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