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Autor/in
Brigitte Egelhaaf
Brigitte Egelhaaf

90 Minuten lang nichts Schönes, viel Bedrückendes, Besessenheit, Glaube, Exorzismus, Fanatismus, viele Tränen und Verzweiflung. Das muss man wissen und wollen an einem Sonntagabend. Aber so verstörend die Geschichte ist, so packend ist sie auch, sagt SWR3 Polizeiruf-Checkerin Brigitte Egelhaaf.

Schwanger ohne Sex?

Es beginnt mit den Leiden eines jungen Mädchens. Sie ist schwanger – doch wie kann das sein? Larissa schwört, sie habe keinen Sex gehabt, sogar noch nie.

Untersuchungen ergeben dann auch noch, dass das Kind Trisomie 18 hat. Das bedeutet, so der Arzt, sollte das Kind überhaupt lebend zur Welt kommen, hat es auch dann nur ganz geringe Überlebenschancen.

Erst Tutorial, dann Kaiserschnitt

Larissa will dieses Kind nicht und obwohl mit der Diagnose Trisomie 18 rechtlich ein Abbruch möglich wäre, wird sie bei allen Ärzten abgelehnt – aus Glaubensgründen. Nach einer Odyssee von Arzt zu Arzt steht jetzt ein sehr später Schwangerschaftsabbruch kurz bevor.

Larissa liegt im OP. Da erscheint Jonas, ebenfalls Teenager, mit einem Skalpell in der Hand. „Du musst ruhig bleiben“, sagt er, „wir dürfen ihn nicht verletzen!“ Larissa schreit um Hilfe.

Ein medizinisch nicht erklärbares Wunder

Nach dem unsachgemäßen Kaiserschnitt liegt da ein lebensfähiges Kind. Es ist ein bisschen groß, finde ich, wie es da so als Frühgeborenes im Brutkasten liegt. Aber es ist entgegen der Untersuchungen völlig gesund, sagt der Arzt. Er spricht von einem Wunder und davon, dass man das medizinisch nicht erklären kann.

Larissas Eltern aber bangen um das Leben ihrer Tochter. Sie sind all dem psychisch nicht mehr gewachsen.

Ist die Bibel Propaganda?

Doch wer ist dieser Jonas? Warum macht er das? Und warum nennt er sich Elias nach dem Propheten?

Adam Raczek versucht es seiner Kollegin Lenski zu erklären:

Elias hatte von Gott ganz konkrete Anweisungen. Es gab Orte, an denen er sich einzufinden hatte und Personen, die er aufsuchen sollte. Ganz konkret.

Olga Lenski kann darüber nur den Kopf schütteln:

Das ist doch alles gar nicht passiert, Raczek. Das stammt aus einem 2000 Jahre alten Buch. Das ist ein Märchen. Propaganda!

„Glauben“, sagt Radczek, „man nennt das Glauben!“ Unterschiedlicher könnte der Glaube der beiden Kommissare an den Glauben nicht sein. Wir lernen in diesen 90 Minuten Menschen kennen, die zutiefst in diesem Glauben verwurzelt sind. Die nach ihren eigenen religiösen Regeln leben und nichts Anderes gelten lassen.

Exorzismus, Wunder, großes Leid: Das ist kaum zu ertragen. Jonas Vater erklärt seinen eigenen Sohn zum Heiler: „Du hast mich angesehen, die Hand aufgelegt und neue Kraft strömte durch mich. Jonas, ich bin geheilt. Und das warst du.“

Intensiv und verstörend

Dieser zugegeben sehr skurrilen Geschichte darf man nicht mit Logik begegnen. Dann ist sie packend, berührend und teilweise sehr verstörend. Diesen Nicht-Krimi mag man oder man findet ihn komplett daneben. Aber keinesfalls kann ich ihn in die Kategorie „Naja, geht so“ einreihen. Dafür ist „Heilig sollt ihr sein“ viel zu intensiv.

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Brigitte Egelhaaf
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