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Bertram Quadt
Bertram Quadt (Foto: SWR3)

Die Idylle in einer kleinen Schwarzwaldsiedlung zerbricht, als eine Elfjährige an einer Schussverletzung stirbt und ein zweites Kind einfach verschwindet. Der lang angekündigte Schwarzwald-Tatort des SWR ist „spannend und ein gut gemachter Sonntagabendkrimi“, meint Tatort-Checker Bertram Quadt.

Kindermord in der Schwarzwaldsiedlung

Still steht der Schwarzwald da, weiß überzuckert. Ein Schuss hallt. Ein Mensch ist tot. Drei Kinder haben im Wald gespielt, eins wird vermisst, eins kommt verwirrt nach Hause, eines wird tot im Schnee gefunden. Die erste Aufgabe für die beiden Kommissare Franziska Tobler und Friedemann Berg – und das wird gerne mal in Tatorten ausgeblendet – ist gleich schon mal die Übelste: den Eltern sagen, dass ihr Kind nicht mehr nach Hause kommen wird.

Polizeiarbeit statt Seelendrama

Blick hinter die Kulissen So entsteht ein Kommissariat

Neuer Tatort – neue Kulisse! Requisiteur Markus Lorenz sorgt dafür, dass das neue Kommissariat auch wirklich echt aussieht. Und so geht's:

Und dann beginnt etwas, was wirklich selten im Tatort geworden ist: klassische, nüchterne, knochentrockene Polizeiarbeit. Spurensicherung, Beweissichtung, Forensik und keinerlei Seelenprobleme der Ermittler. Keine Familiendramen der Kommissare, keine dunklen Geheimnisse bei den Beamten der Kripo. Das ist wirklich wohltuend. Danke dafür! Dafür gibt es perfekt gezeichnete Charaktere: Die drei offensichtlich zugereisten Familien, deren Kinder in den Fall verwickelt sind, könnte jeder alteingesessene Freiburger mehrfach in der eigenen Nachbarschaft wiedererkennen. Dazu kommt dann noch die Kripochefin Cornelia Harms, die ziemlich pragmatisch ist, sich nach der politischen Decke streckt und ansonsten nach dem Motto lebt: machen, was irgend machbar ist. Eigentlich war ja Harald Schmidt als Polizeichef auserkoren, aber der konnte oder wollte nicht. Eigentlich muss man ihm dankbar sein, denn er hätte in diesen gut gemachten Tatort nicht wirklich reingepasst.

Tatort „Goldbach“ (Foto: SWR/Alexander Kluge)
Franziska Tobler und Friedemann Berg werden in eine kleine Schwarzwaldsiedlung gerufen, beliebter Wohnort junger Familien, deren Kinder dort in einem friedlichen sozialen Umfeld aufwachsen sollen. SWR/Alexander Kluge Bild in Detailansicht öffnen
Diese Idylle zerbricht, als eine Elfjährige an einer Schussverletzung stirbt und der Nachbarjunge verschwindet. SWR/Alexander Kluge Bild in Detailansicht öffnen
Bei der weiträumigen Suche rund um den Tatort haben die Schutzpolizisten ein Versteck gefunden. Cornelia Harms und Friedemann Berg fürchten, darin die Leiche eines der Jungen zu finden, aber es handelt sich um ein Waffenversteck. SWR/Alexander Kluge Bild in Detailansicht öffnen
Jens Reutter ist mit seinen Freunden Martin Benzinger und Klaus Buchwald in den Wald geeilt, weil er sich mit eigenen Augen überzeugen will, dass seine Tochter tot ist. Nur mit Mühe können Franziska Tobler und die Freunde ihn davon abhalten, an den SWR/Alexander Kluge Bild in Detailansicht öffnen
Franziska Tobler fragt sich, ob sie eine Chance haben, den verschwundenen Jungen lebend zu finden. SWR/Alexander Kluge Bild in Detailansicht öffnen
Wegen der kleinen Tilli kann Nicole Benzinger sich nicht an der Suche nach ihrem vermissten Sohn beteiligen. Stattdessen ist sie an den Ort gegangen, an dem die tote Frieda gefunden wurde, um Blumen niederzulegen. SWR/Alexander Kluge Bild in Detailansicht öffnen
Franziska Tobler zurück am Schreibtisch im Polizeipräsidium, nachdem sie vergeblich bei der Suche nach dem vermissten Jungen geholfen hat. SWR/Alexander Kluge Bild in Detailansicht öffnen
Klaus und Steffi Buchwald haben Franziska Tobler zu sich gerufen, weil überraschenderweise ihr Sohn wieder aufgetaucht ist. SWR/Alexander Kluge Bild in Detailansicht öffnen
Weil Paul gerade erfahren hat, dass das Nachbarskind ermordet wurde, geht Franziska Tobler sehr vorsichtig mit ihm um. Aber sie muss wissen, ob er etwas über das Verschwinden seines Freundes sagen kann. SWR/Alexander Kluge Bild in Detailansicht öffnen
Franziska Tobler vermutet, dass ihr junger Zeuge ihr etwas Wichtiges verschweigt. SWR/Alexander Kluge Bild in Detailansicht öffnen
Während Steffi und Barbara die Polizei mit Hilfe eines Anwalts dazu bringen wollen, ihnen mehr Informationen über den Stand der Ermittlungen zu geben, schließt Jens sich von den gemeinsamen Aktionen ab und in seiner Trauer ein. SWR/Alexander Kluge Bild in Detailansicht öffnen
Da kann der Pächter im Vereinsheim noch so oft sagen, dass alles in Ordnung ist – unter den wachsamen Augen von Friedemann Berg werden im Schützenverein alle Waffen sorgfältig von Polizisten überprüft. SWR/Alexander Kluge Bild in Detailansicht öffnen
Es ist, als hätte der gewaltsame Tod ihrer Tochter die Kommunikation zwischen Barbara und Jens Reutter unmöglich gemacht. SWR/Alexander Kluge Bild in Detailansicht öffnen
Während Friedemann Berg ungeduldig wartet, versucht Cornelia Harms mit viel Diplomatie aus dem Waffenfabrikanten Stefan Pfeiffer und seinem Anwalt herauszubekommen, an wen die im Wald gefundenen Waffen ursprünglich geliefert wurden. SWR/Alexander Kluge Bild in Detailansicht öffnen
Friedemann Berg und Franziska Tobler warten darauf von der Chefin abgekanzelt zu werden. SWR/Alexander Kluge Bild in Detailansicht öffnen
War vielleicht doch nicht seine beste Idee, einfach direkt zu dem Waffenproduzenten zu eilen, muss Friedemann Berg an seinem Schreibtisch im Polizeipräsidium zugeben. SWR/Alexander Kluge Bild in Detailansicht öffnen
Schneller Erfolg ist den Kommissaren nicht beschieden, und während die Ermittlungen andauern, treiben Trauer, Sorge, auch Misstrauen die eigentlich gut befreundeten Elternpaare immer weiter auseinander. SWR/Alexander Kluge Bild in Detailansicht öffnen

Guter Krimi, aber wenig Regionales

So ist Goldbach ein spannender, gut gezeichneter, handwerklich ohne klaffende Ritzen und Fugen gemachter, schöner, sauberer Sonntagabendkrimi, wie man ihn lang nicht gesehen hat. Einziger winziger Wermutstropfen: Obwohl beide Kommissare und eine ganze Reihe Nebencharaktere, die laut Drehbuch in der Gegend beheimatet sind, und obwohl die beiden Ermittler-Darsteller Eva Löbau und Hans-Jochen Wagner aus Baden-Württemberg stammen, taucht Lokalkolorit eigentlich nur in den Landschaftsbildern auf. Mundart gibt es nur ganz gelegentlich und beinah scheu-ausrutscherhaft bei Kommissar Berg. Da darf mehr sein, aber mit dem ersten Tatort aus dem Schwarzwald stehen wir ja auch noch ganz am Anfang. Für den gebe ich gut und ehrlich verdiente vier von fünf Elchen.

Tatort-Kommissar kämpft ums Überleben

Die Münchener Kriminalhauptkommissare Batic und Leitmayr schnappen einen Messerstecher, der ihnen beim letzten Mal entwischt ist. Ben Schröder hieß das Zufallsopfer damals, erstochen vor einem Supermarkt, vor den Augen seiner Frau und seines Sohns. Der mysteriöse Mord klärt sich nun auf – aber damit fängt das Drama erst an. Dieser Tatort war eine Wiederholung, Erstausstrahlung: April 2017.

Kommissar im Koma

Leitmayr humpelt am Stock über den Krankenhausflur, schaut dann nach rechts ins Krankenzimmer vom Kollegen Batic, der dort an Schläuchen und im Koma liegt. Es sieht nicht gut aus. Ich kenne die zwei nicht persönlich, aber nach 26 Jahren Sonntagabendwohnzimmerbekanntschaft nimmt mich das doch irgendwie ein bisschen mit. Bedrückend auch die Vorgeschichte zum Krankenhausaufenthalt. Ein Mann mit Halbglatze und im Trenchcoat wählt sein Opfer aus. Völlig willkürlich. Er zählt die Passanten, an denen er vorüber geht. Der fünfte Mensch, der ihm begegnet, soll es sein. Er sticht zu. Mehrmals. Doch das Opfer überlebt und der Täter wird gefasst.

Was ist hier nur los?

Er ist der Mann, der ein Jahr zuvor auch Ben Schröder erstochen hat. Klaus Barthold, ein unscheinbarer Typ, der als Museumswärter per kleiner, handlicher Klickmaschine auch Besucher zählt. Klick, klick, klick. Soweit klar. Aber irgendetwas muss zwischen der Festnahme von Klaus Barthold und der Szene im Krankenhaus ja passiert sein. Was genau hat Leitmayr an den Stock und Batic ins Koma gebracht? Das sollen nun Mitglieder eines Untersuchungsausschusses klären. Ivo Batic erwacht aus dem Koma und die Suche nach der Wahrheit wird für Leitmayr schmerzhaft.

Kriminalhauptkommissar Franz Leitmayr und Kommissar Kalli Hammermann versuchen auf der Landstraße, wo es zur Panne des Gefangengentransports kam, zu verstehen, wer wann geschossen hat. (Foto: Bayerischer Rundfunk / XFilme/Hagen Keller)
Kriminalhauptkommissar Franz Leitmayr und Kommissar Kalli Hammermann versuchen auf der Landstraße, wo es zur Panne des Gefangengentransports kam, zu verstehen, wer wann geschossen hat. Bayerischer Rundfunk / XFilme/Hagen Keller Bild in Detailansicht öffnen
Die Kriminalhauptkommissare Ivo Batic und Franz Leitmayr haben eine Vermutung, wohin der Täter geflohen sein könnte und verfolgen ihn. Bayerischer Rundfunk / XFilme/Hagen Keller Bild in Detailansicht öffnen
Die Kriminalhauptkommissare Ivo Batic und Franz Leitmayr haben eine Vermutung, wohin der Täter geflohen sein könnte und verfolgen ihn. Bayerischer Rundfunk / XFilme/Hagen Keller Bild in Detailansicht öffnen
Kriminalhauptkommissar Franz Leitmayr hört Schüsse und versucht noch rechtzeitig einzugreifen. Bayerischer Rundfunk / XFilme/Hagen Keller Bild in Detailansicht öffnen
Justizbeamtin Sabine Merzer bespricht mit Kriminalhauptkommissar Franz Leitmayr den Ablauf des Gefangenentransportes. Bayerischer Rundfunk / XFilme/Hagen Keller Bild in Detailansicht öffnen
Kriminalhauptkommissar Franz Leitmayr hat nur so getan, als ob er den Fall "Ben Schörder" abgeschlossen hat. Zu Hause ermittelt er weiter. Bayerischer Rundfunk / XFilme/Hagen Keller Bild in Detailansicht öffnen
Oberstaatsanwalt Rudolf Kysela, Kriminalhauptkommissar Franz Leitmayr und Kriminaloberrätin Horn. Die Untersuchungskommission setzt Leitmayr unter Druck, gegen Batic auszusagen. Bayerischer Rundfunk / XFilme/Hagen Keller Bild in Detailansicht öffnen
Kriminalhauptkommissar Franz Leitmayr gelingt es nur mit Mühe, seine Wut zu unterdrücken. Er empfindet die Befragung als Farce. Bayerischer Rundfunk / XFilme/Hagen Keller Bild in Detailansicht öffnen
Nach einer Panne rufen die Justizbeamten Sabine Merzer und Robert Steinmann Verstärkung. Bayerischer Rundfunk / XFilme/Hagen Keller Bild in Detailansicht öffnen
Robert Steinmann ist seiner Schussverletzung erlegen Bayerischer Rundfunk / XFilme/Hagen Keller Bild in Detailansicht öffnen
Kriminalhauptkommissar Ivo Batic wurde angeschossen. Bayerischer Rundfunk / XFilme/Hagen Keller Bild in Detailansicht öffnen
Kriminalhauptkommissar Franz Leitmayr würde seinen Freund und Kollegen Ivo Batic gerne besuchen und ihm Fragen stellen, aber sein Zustand ist kritisch. Bayerischer Rundfunk / XFilme/Hagen Keller Bild in Detailansicht öffnen
Kriminalhauptkommissar Ivo Batic liegt mit einer schweren Schusswunde im Koma auf der Intensivstation. Bayerischer Rundfunk / XFilme/Hagen Keller Bild in Detailansicht öffnen
Die Kriminalhauptkommissare Franz Leitmayr und Ivo Batic nehmen einen Verdächtigen fest. Bayerischer Rundfunk / XFilme/Hagen Keller Bild in Detailansicht öffnen

Hat ihn sein Freund und Kollege angelogen?

Egal wie das hier ausgeht, der Batic hat ganz schönen Mist gebaut. Und da hakt die Geschichte. Denn wie sehr sich Ivo Batic im vergangenen halben Jahr auch verändert haben mag, sein Handeln nehm ich ihm nicht ab, das ist doch sehr konstruiert. Trotzdem, es sind wieder tolle Bilder, allein die Spiegelbildfestnahme im Museum ist einfach grandios, Leitmayr überzeugt in seiner Verzweiflung, Messerstecher Barthold ist schlicht gruslig und ja, es gibt spannende Momente. Leider insgesamt keine so mitreißende Fortsetzung, wie man's vielleicht erwartet hat nach dem grandiosen ersten Teil um den unbekannten Messerstecher.

Gute 3 von 5 Elchen gibt es von mir und so schräg, wie Batic drauf ist, die berechtigte Frage: „Wie soll das weitergehen – mit uns?“

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