Autobauer, Zulieferer und Branchenverbände hat Wirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) zum Autogipfel eingeladen – oder besser aufgefordert. Die Krise am Automobilmarkt ist mittlerweile mit Händen zu greifen: VW, das seine traditionelle Beschäftigungsgarantie aufgehoben hat, hatte am Donnerstagabend einen Bericht dementiert, wonach 30.000 Arbeitsplätze wegfallen sollen. Und Mercedes-Benz hat fast zeitgleich seine Umsatzerwartungen deutlich nach unten korrigiert.
„Die deutsche Autoindustrie rauscht ziemlich in die Krise“ – so ist die Lage bei den Autobauern im Südwesten
Die Situation ist wohl ziemlich ernst. Und das auch bei uns in SWR3Land, wo sehr viele Menschen in der Autobranche arbeiten. SWR3-Wirtschaftsexperte Lutz Heyser warnt: „Es steht gerade ziemlich viel auf dem Spiel“:
Lutz sagt, die Lage sei „ernst und herausfordernd“. Es stehe gerade ziemlich viel auf dem Spiel: Und eben nicht bloß bei Mercedes in Stuttgart oder Rastatt, sondern auch bei Audi in Neckarsulm oder BMW in München, und auch bei vielen Zulieferern, wie Bosch, ZF Friedrichshafen oder der Marquardt-Gruppe aus dem Landkreis Tuttlingen, die alle mit dranhingen:
Wie stehen die Chancen auf einen Job in der Automobilbranche nach einer Kündigung?
Auch das SWR3Topthema hat sich mit der Automobil-Krise beschäftigt und sich den möglichen Jobabbau in der Branche angeschaut. Sollte es zu betriebsbedingten Kündigungen kommen, hängen die Chancen auf einen neuen Job von unterschiedlichen Faktoren ab, sagt SWR3 Wirtschaftsredakteurin Sabine Geipel.
Ein Ingenieur würde schneller wieder einen Job finden, als jemand mit einem klassischen Industriejob, so Geipel. Die Zahl der offenen Stellen gehe zurück und die Arbeitslosigkeit steige.
Mehr zum möglichen Jobabbau in der Autobranche im SWR3 Topthema:
„Kunden zahlen hohe Autopreise nur, wenn die Deutschen auch wirklich besser sind“
Umso wichtiger ist, dass die deutsche Autoindustrie die Kehrtwende schafft. Die deutsche Autoindustrie – das Herzstück der deutschen Industrie – stecke mitten im Umbau zur E-Mobilität. Sie rausche nun ziemlich in die Krise – wobei es die Jahre davor eben auch sehr gut gelaufen sei. Lutz glaubt:
Kann die Politik die Autobauer retten?
Am Montag hatte Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) zu einem Autogipfel geladen, um über die schwierige Lage der Branche zu beraten. Habeck sagte der deutschen Autoindustrie Unterstützung zu, nannte aber keine konkreten Fördermaßnahmen. Eine kurzfristige Lösung wie der mittlerweile ausgelaufene Umweltbonus zum Kauf von E-Autos soll es jedenfalls nicht wieder geben. Man wolle langfristig planen.
„Viel tun kann die deutsche Politik da ehrlicherweise aus meiner Sicht nicht“, sagt Lutz. „Vielleicht die Rahmenbedingungen verbessern. Neue E-Autoprämien einführen, von denen auch deutsche Autobauer was haben. Da ist man ja dran. Aber das Problem scheint mir größer.“:
Branchen-Experte Stefan Bratzel hatte auf das Treffen im Wirtschaftsministerium gehofft, gerade weil beim letzten Treffen vor einem Jahr nichts Brauchbares entstanden wäre.
FDP-Politiker sieht „massives Missmanagement“ bei VW
Der FDP-Politiker Meyer sieht in der Krise bei Volkswagen allerdings keine Aufgabe für den Staat. Die Probleme bei VW seien verschuldet „durch eine Produktentwicklung am Markt vorbei sowie ein massives Missmanagement durch Vorstand und Betriebsrat“, sagte der Haushaltsexperte.
„Ein ineffizienter bürokratischer Wasserkopf, der beständige staatliche Eingriff durch das sozialdemokratische Land Niedersachsen, besitzstandswahrende Gewerkschaften und ein überfordertes Top-Management sind ganz eindeutig Teil der Probleme von VW“, sagte Meyer.
Eine Woche zuvor hatte Autoexperte Andreas Herrmann im SWR3 Topthema zur Autokrise noch eine gewisse Zuversicht verbreitet. Er ist Direktor des Instituts für Mobilität der Universität St. Gallen. Bei Porsche beispielsweise laufe das Geschäft durchaus stabil. Auch Mercedes scheine einen Weg zu finden – das war allerdings vor der Gewinnwarnung vom Donnerstag: