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Björn Widmann
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Franziska Thees
Franziska Thees
Leo Eder
Leo Eder

Der Musiker hatte einem Hotel-Mitarbeiter Antisemitismus vorgeworfen. Jetzt hat Ofarim gestanden, dass alles nur ausgedacht war.

Das Verfahren gegen den 41-Jährigen wegen Verleumdung und falscher Verdächtigung ist nach seinem überraschenden Geständnis eingestellt worden. Ein Richter am Landgericht Leipzig verurteilte Ofarim zu 10.000 Euro Geldstrafe.

Davor hatte der Musiker am sechsten Verhandlungstag zugegeben, dass er nicht die Wahrheit gesagt hat. „Die Vorwürfe treffen zu“, sagte er sichtlich bewegt im Gerichtssaal. Zu dem Hotelmanager, der als Nebenkläger auftritt, sagte er: „Ich möchte mich bei Ihnen entschuldigen. Es tut mir leid.

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Diverses Prozess gegen Gil Ofarim nach Geständnis eingestellt

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Prozess gegen Gil Ofarim nach Geständnis eingestellt

Zentralrat der Juden kritisiert Ofarims Verhalten

Der Zentralrat der Juden in Deutschland hat die falsche Antisemitismus-Anschuldigung des Sängers Gil Ofarim verurteilt. „Er muss in jeder Hinsicht die Konsequenzen für seine Lüge tragen“, hieß es in einem Post auf X. Ofarim habe „all denen, die tatsächlich von Antisemitismus betroffen sind, großen Schaden zugefügt“.

Zwei Jahre lang hat #GilOfarim Mitarbeiter eines Leipziger Hotels des Antisemitismus beschuldigt. Nun hat er gestanden, dass er gelogen hat. Damit hat Gil Ofarim all denen, die tatsächlich von Antisemitismus betroffen sind, großen Schaden zugefügt. Neben der Öffentlichkeit hat er… pic.twitter.com/avDWJ3GUQa

Es ist richtig, bei einem Antisemitismusvorwurf auf der Seite des Betroffenen zu stehen, ihm beizustehen und die Antisemitismuserfahrung zunächst nicht infrage zu stellen“, teilte der Zentralrat mit und fügte hinzu: „Umgekehrt darf so ein Vorwurf niemals grundlos erhoben werden. Und das ist hier leider passiert.

Gil Ofarim gesteht Lüge, Gericht glaubt ihm

Die Kammer ist davon überzeugt, dass das heutige Geständnis des Angeklagten der Wahrheit entspricht“, sagte der Vorsitzende Richter, Andreas Stadler. Ofarim und Hotelmanager hätten sich geeinigt, der gute Ruf des Hotelmanagers sei wieder hergestellt.

Die Staatsanwaltschaft hatte in dem Fall umfangreich ermittelt. Es sei herausgekommen, dass sich der angebliche Antisemitismus-Vorfall in dem Hotel nicht so zugetragen habe, wie Ofarim es in seinem Video damals geschildert habe.

85 Jahre nach der Reichspogromnacht Deutsche Jüdinnen: So fühlt sich Antisemitismus heute an

Publizistin Marina Weisband hat im SWR3-Interview über ihr Leben als Jüdin in Deutschland gesprochen. Sie sagt: Gerade kleine Kinder müssten viel zu früh lernen, damit zu leben.

Antisemitismusbeauftragter nimmt Ofarim in Schutz

Der baden-württembergische Antisemitismusbeauftragte Michael Blume nimmt den jüdischen Musiker Ofarim in Schutz. „Es gibt weder eine jüdische Weltverschwörung noch eine Fehlerlosigkeit“, sagte er.

Ofarim habe seinen Fehler eingestanden, er habe den Hotelmanager um Entschuldigung gebeten und damit Verantwortung übernommen. „Wir haben den Antisemitismus dann überwunden, wenn wir verstanden haben, dass Jüdinnen und Juden keine schlechteren oder besseren Menschen sind – sondern Menschen wie wir alle“, sagte Blume.

Vorwürfe Ofarims gegen Hotelmitarbeiter

In einem Video, das er nach dem angeblichen Vorfall auf Instagram gepostet hatte, erzählt Ofarim vor dem Hotel sitzend, dass er gerade einchecken wollte. Nachdem andere Gäste an der Rezeption immer wieder vorgelassen worden seien, habe er nach dem Grund gefragt. Aus einer Ecke hätte jemand daraufhin gerufen: „Pack deinen Stern ein!“ Der Rezeptionsmitarbeiter, von Ofarim im Video „Herr W.“ genannt, habe dann gesagt: „Packen Sie Ihren Stern ein.“ Der Sänger bezog die Aussage auf eine Kette mit Davidstern, die er im Video trägt.

Videos: Offenbar keine Kette erkennbar

Der Vorfall hatte hohe Wellen geschlagen und viel Empörung ausgelöst. Ofarim selbst erstattete am 12. Oktober Anzeige. Videos von Überwachungskameras aus dem Hotel hatten aber schnell Fragen aufgeworfen. Die Kette mit dem Davidstern war darauf nämlich nicht deutlich sichtbar. Jetzt ist auch klar, warum: Ofarim hat sich die Geschichte nur ausgedacht.

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