Stand
Autor/in
Christian Kreutzer
Christian Kreutzer

Kaum verfügbare Wohnungen, endlos steigende Mietpreise: Nicht mal die mächtigste Bankerin des Landes kommt hier noch klar.

Hafize Gaye Erkan, seit Juni Chefin der türkischen Zentralbank, ist wieder bei ihren Eltern eingezogen: „Wir haben keine Unterkunft in Istanbul gefunden. Es ist furchtbar teuer. Wir sind bei meinen Eltern untergekommen“, hat die 44-jährige der Hürriyet gesagt.

The new head of Turkey's central bank, 44-year-old Hafize Gaye Erkan, said she has been priced out of Istanbul's property market by rampant inflation at 61 percent, leaving no choice for the former finance executive but to move back in with her parents.➡️https://t.co/SEqhgLaZOw pic.twitter.com/CJbqzvVyzl

Türkei: heftige Inflation und brutaler Mietmarkt

Kann es sein, dass Istanbul teurer als Manhattan geworden ist?“, fragt sie im Interview fassungslos. Vor ihrer Berufung an die Spitze der türkischen Zentralbank hatte die 44-Jährige zwei Jahrzehnten lang in den USA gelebt – und dort in Führungspositionen bei mehreren Großbanken gearbeitet, unter anderem Goldman Sachs. Sie ist also hohe Lebenshaltungskosten gewohnt.

Und auch das Gehalt, das sie jetzt bekommt, ist vergleichsweise hoch: Rund 161.000 türkische Lira soll sie im Monat verdienen. Das sind zurzeit umgerechnet knapp 5.100 Euro. Murat Bakir von der konservativen CHP fragt auf X: „Was soll erst ein Mindestlohnempfänger machen, der mit 11.400 Lira im Monat auskommen muss?

Die Türkei erlebt seit Monaten eine heftige Inflation: Im November lag die Teuerungsrate bei 62 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat. Im Vergleich: Bei uns lag sie bei 3,2 Prozent. In der gleichen Zeit stiegen in Istanbul die Mieten laut einer Studie der Bahçesehir-Universität um 77,1 Prozent.

Vermieter in Istanbul versuchen, Mieter loszuwerden

Als Gegenmaßnahme hat die türkische Regierung zwar Mietpreiserhöhungen auf 25 Prozent begrenzt. Experten zufolge hat das aber alles nur noch schlimmer gemacht: Vermieter versuchen nun mit allen Mitteln und teils auch auf illegale Weise, ihre Mieter loszuwerden, um Immobilien für um ein Vielfaches höhere Preise neu zu vermieten. Das hat man alles von Deutschland auch schon mal gehört. Nur die Zahlen und Dimensionen sind völlig andere.

Um die Entwicklung zu bekämpfen hat die Zentralbank unter Erkan den Leitzins auf mittlerweile 40 Prozent angehoben (bei uns 4,5 Prozent). Gebracht hat es wenig. Erkans Eltern werden sich vermutlich noch eine Weile einschränken müssen.

Unsere Quellen

Transparenz ist uns wichtig! Hier sagen wir dir, woher wir unsere Infos haben!

Die AFP (Agence France-Presse) ist eine Nachrichtenagentur. Dort arbeiten Journalisten, Kameraleute, Fotografen. Sie sind in Deutschland und weltweit bei wichtigen Ereignissen dabei. Informationen, Bilder und Videos stellen sie anderen zur Verfügung. Das hat den Vorteil, dass Zeitungen, Sender und Online-Portale über Themen berichten können, bei denen sie keine eigenen Leute vor Ort hatten. Weitere Nachrichtenagenturen, mit denen wir arbeiten, sind zum Beispiel dpa, Reuters, AP und SID.

Meistgelesen

  1. Abgehoben & abgezockt! Abzocke per Anruf aus dem Ausland – das passiert, wenn du drangehst ☎️

    Schon wieder ruft diese dubiose Nummer aus dem Ausland an. Da geht man einmal dran – und dann? Was kann passieren und wie kann man sich vor dem Betrug schützen?

  2. Dresden

    Tatort Dresden: Unter Feuer „Besser geht es nicht“: Der Tatort heute ist ein absolutes Must-see!

    Eine einfache Verkehrskontrolle mitten am Tag wird plötzlich brutal. Der Tatort „Unter Feuer“ ist durchgehend spannend. Besser geht es nicht, sagt Tatort-Checkerin Caro Knape.

  3. 4 Fakten zur US-Wahl Trump oder Harris? Was uns Umfragen sagen und warum die Zahl 270 entscheidend ist

    Wird die US-Wahl in nur einem Bundesstaat entschieden? Warum ist die Zahl 270 so wichtig? Und welche Rolle spielen Taylor Swift und Elon Musk im Wahlkampf? Hier gibt es Antworten!