Kaum werden die Temperaturen milder, wachsen schon überall Pilze in den Wäldern. Für viele ist die Herbstzeit mit dem Sammeln sowie Zubereiten der Wildpilze ein absolutes Jahreshighlight. Neben den Klassikern wie Pfifferling und Steinpilz gibt es noch andere Speisepilze, die eher weniger appetitlich aussehen und klingen.
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Vorsicht beim Pilzesammeln, wenn ihr euch nicht sicher seid bei den Sorten. Auch passende Apps schützen nicht zu 100 %: Sie versprechen super Ergebnisse bei der Bestimmung von unbekannten Exemplaren. Das kann aber ganz schön gefährlich werden: Wir haben in der SWR3 Morningshow mit einer Pilzsachverständigen gesprochen.
Beratung im Naturkundemuseum kostenlos Unterwegs im Wald bei Karlsruhe: Darauf muss man beim Pilze sammeln achten
In diesem Jahr ging die Pilzsaison früh los. Das freut vor allem Pilzsammler. Damit kein giftiger Pilz in der Pfanne landet, startet im Naturkundemuseum in Karlsruhe die Pilzberatung.
Diese Pilze könnten direkt aus einem Horrorfilm sein!
Nicht jeder Speisepilz sieht appetitlich aus. Vor allem diese fünf Exemplare sehen und klingen eher so, als würden sie aus einem Horrorfilm stammen:
Riecht man beim Sammeln direkt: die Stinkmorchel
Es ist unschwer zu erkennen: Die Stinkmorchel hat ein obszönes Aussehen. Dennoch kann man den Pilz oft zuerst riechen, bevor man ihn im Wald beim Sammeln sieht. Denn die Stinkmorchel entwickelt mit der Zeit einen Aasgeruch und die Sporenmasse an der Spitze wird flüssig. Dadurch lockt der Pilz vor allem Fliegen an, die den Schleim essen und die Pilzsporen verteilen.
Der junge Pilz wächst erst als Kugel auf dem Boden, bevor der Pilzkörper herauswächst und den typischen Geruch verströmt. Die Kugel nennt man auch Hexenei und gilt als Delikatesse. Häufig wird sie ähnlich wie Bratkartoffeln angebraten und gegessen. Der Pilz wurde übrigens zum Pilz des Jahres 2020 ernannt und wird liebevoll auch „Leichenfinger“ genannt. Wenn das kein Stoff für Albträume ist!
Das Judasohr – ein lederner Horror-Pilz?
Ein skurriler Name und ein noch skurrileres Erscheinungsbild. Das Judasohr sieht aus wie ein braunes ledernes Ohr und hat eine leicht filzige Oberfläche, wodurch er auch nicht so erfahrenen Sammlern direkt ins Auge sticht. Er ist im Gegensatz zu anderen Pilzen das ganze Jahr über zu sehen.
Der Pilz wächst vor allem an älteren Ästen und Stämmen der Schwarzen Holunder, aber auch an anderen Laubhölzern kann man ihn finden. Dem Baum verdankt der Pilz übrigens auch seinen Namen. Laut einer Sage soll der Jünger Judas, welcher Jesus verraten hat, sich an einem Holunderbaum erhängt haben und dort wachsen nun seine Ohren heraus.
Das Judasohr ist essbar und wurde schon im Mittelalter als Heilpilz verwendet, da er viele Spurenelemente und Mineralstoffe beinhaltet. Das macht ihn eher zu einem Helden-Pilz, anstatt eines Horror-Pilzes. Er wurde sogar zum Pilz des Jahres 2017 ernannt. Appetitlich sieht der Pilz in der Form eines Ohres aber einfach nicht aus. Sieben Gründe, sich über den Herbst zu freuen, findest du hier:
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Haarig, stachelig & gruselig beim Sammeln – der Igelstachelbart
Fast gespenstisch sieht der zottelige, weiße Pilz aus. Die weiße Masse erinnert sehr stark an ein Tier mit langem hängendem Fell. Der Igelstachelbart verdankt seinen Namen den langen, dünnen und behaarten Stacheln an seinem weißen Körper. Alternativ wird der Pilz auch „Affenkopfpilz“ oder „Löwenmähne“ genannt.
In der asiatischen Küche ist er eine beliebte Zutat und soll gekocht nach Hummer schmecken. Der Pilz wird auch in der traditionellen chinesischen Medizin verwendet und soll eine positive Wirkung auf den menschlichen Körper haben. Erschrecken würde man sich aber bestimmt trotzdem, wenn man diesen harmlosen Pilz beim Sammel-Spaziergang an einem Baum hängen sieht.
Die Totentrompeten – der böse Verwandte des Pfifferlings?
Die Totentrompete hat einen düsteren Namen. Auch das dunkele Erscheinungsbild der trichterartigen Pilze ist unheimlich. Doch ganz im Gegensatz zu dem Namen ist die Totentrompete nicht giftig oder sogar tödlich, sondern ein Pilz, der richtig gut schmeckt! Der dunkle Pilz ist sehr eng mit dem Pfifferling verwandt. Beide Pilze wachsen unter ähnlichen Bedingungen, weshalb man sie auch öfters mal zusammen sieht.
Übrigens verdankt die Totentrompete ihren Namen dem Feiertag „Allerheiligen“, da die Pilze vor allem spät im Herbst zu finden sind. In Frankreich ist der Pilz besonders beliebt und noch dramatischer klingt der Name auf Französisch: „Trompette de la mort“. Wie soll man bei so einem Namen von etwas Harmlosen ausgehen?!
Der Schopftintling – tropfendes Verderben im Sammlerkorb?
Der aktuelle Pilz des Jahres 2024 ist der Schopftintling. Weiß und schuppig sieht der hohe, schlanke Pilz aus. Sobald er aber Sporen gebildet hat, beginnt sich sein Hut zu einer dunklen, tintenartigen Flüssigkeit zu zersetzen. Die tropft und läuft dann an dem Pilz runter und sorgt für ein gruseliges Erscheinungsbild. Diese dunkle Flüssigkeit wurde früher übrigens tatsächlich zum Schreiben verwendet – wie aus dem Sammler-Horrorfilm!
Auch dieser Pilz ist essbar, jedoch verdirbt er schnell. Deshalb muss er frisch und ganz weiß gegessen werden. Ist man zu langsam, dann ist nur noch ein dunkler Brei übrig. Im Geschmack ist der Schopftintling mild. Die langen Stiele kann man einfach vom Hut lösen und erinnern an Spargel. Deshalb hat er auch noch einen netteren Namen: „Spargelpilz“.
Pilze selber sammeln: Darauf musst du achten!
Insgesamt gibt es etwa 200 essbare Wildpilze in Deutschland, von denen 150 als Speisepilze zum Sammeln empfohlen werden. Neben diesen Pilzen gibt es auch einige giftige Pilze in unseren Wäldern.
Es gibt sogar Apps für passionierte Pilzsammler, die bei der Bestimmung der Pilze helfen können. Solche Apps sollen gerade bei Einsteigern für ein sicheres Gefühl sorgen – allerdings schaffen manche Apps nur eine Trefferquote von zehn Prozent und sind daher nicht zuverlässig, erklärt Pilzsachverständigerin Veronika Wähnert aus Freiburg im SWR3 Interview mit Corinne Schwager. Hier reinhören:
Fünf Fakten zu Pilzen:
- 🚫Pilze gehören nicht zu den Pflanzen, sondern bilden neben Pflanzen, Tieren oder Bakterien ihre eigene Gruppe.
- 🍂Sie betreiben keine Fotosynthese, sondern beziehen ihre Nahrung aus toten oder lebenden Organismen.
- 🐞Nach den Insekten sind Pilze die artenreichste Gruppe mit etwa 100.000 Arten.
- 🔄Zusammen mit den Bakterien sind sie die Zersetzerorganismen im Ökosystem und bauen beispielsweise Holz, Blätter oder Früchte ab.
- ☢️Pilze können Radioaktivität aufnehmen, wenn sie auf kontaminierten Böden wachsen. Weitere Infos zu der radioaktiven Belastung von Pilzen findest du beim Bundesamt für Stahlenschutz.
Der Pilz „sieht aus wie eine Leber!“
In der SWR3 Morningshow mit Constantin Zöller & Rebekka de Buhr hat uns Ralf aus Sachsen-Anhalt seinen Favoriten-Pilz genannt: den Eichen-Leberreischling. Der Pilz „sieht aus wie eine Leber, wächst an Eichen, knallrot und schmeckt jung sehr säuerlich“, sagt der Pilzsammler im Interview: