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Jessica Brandt
Jessica Brandt (Foto: SWR3, Niko Neithardt)
Ferdinand Vögele
Ferdinand Vögele (Foto: SWR3)

Zecken sind viel gefährlicher, als man denkt – und sie sind wirklich in jeder Wiese. Wie kann ich mich am einfachsten schützen? Und was tun, wenn es zu spät ist?

Borreliose und FSME: Warum jeder über Zecken Bescheid wissen sollte

Zecken übertragen in Deutschland vor allem zwei Krankheiten, aber nur gegen eine Krankheit kann man sich impfen lassen, nämlich gegen FSME. Ungeimpft kann FSME zu teils sehr ernsten Lebenseinschränkungen führen, auch zu Lähmungen. Jeder hundertste Mensch mit schwerem Verlauf, bei dem also das Nervensystem befallen ist, stirbt. Die Impfung hingegen gilt als sehr sicher.

Nicht impfen lassen kann man sich gegen Borreliose. Auch diese Zeckenkrankheit kann sehr heimtückisch sein und bleibende Schäden anrichten. Bei Borreliose hilft am besten, wenn man sie früh erkennt, daher ist das Absuchen nach einem Spaziergang im Wald oder auf einer Wiese besonders wichtig. Borreliose lässt sich nur mit Antibiotika behandeln. Borreliose und FSME können aber auch symptomfrei verlaufen.

Neue Zeckenarten im Süden von Deutschland

Aufgrund von milderen Temperaturen verbreiten sich in Deutschland neue Zeckenarten wie die beiden Arten Hyalomma marginatum und Hyalomma rufipes. Obwohl die Forschung davon ausgeht, dass diese Arten eher Tiere bevorzugen, sind Menschen nicht per se davor geschützt.

RKI: 2023 sind weitere FSME-Risikogebiete hinzugekommen

In seinem neuen Bericht vom März hat das Robert-Koch-Institut drei weitere FSME-Risikogebiete ausgewiesen. Diese liegen in Sachsen-Anhalt und Bayern.

Es sind dort die Landkreise Anhalt-Bitterfeld und Fürstenfeldbruck sowie der Stadtkreis München. Damit gelten nun 178 Kreise bundesweit als Risikogebiete.

Karte der FSME Risikogebiete in Deutschland. Ab wann lohnt sich eine Impfung gegen Zecken? (Foto: Robert-Koch-Institut)
Abbildung der FSME-Risikogebiete in Deutschland (Basis: dem RKI übermittelte FSME-Erkrankungen in den Jahren 2002 – 2022 mit genanntem Infektionsort in einem Kreis in Deutschland. Hellblau sind die neu hinzugekommenen Risikogebiete. Stand: 16.01.2023 Quelle: Robert-Koch-Institut

Tipps zur Vermeidung von Zecken

In jeder Wiese lauern Zecken und je höher das Gras, desto leichter kommen sie an unsere Haut. Wer viel in der Natur unterwegs ist – egal, ob im Park, im eigenen Garten oder mit dem Hund im Wald – sollte folgende Hinweise beachten:

  1. Zeckensprays direkt vor dem Rausgehen auftragen: Wirkstoffe wie Icaridin, DEET oder para-Menthan kennen wir auch von Mückensprays. Die Sprays helfen – aber nur bedingt. Deshalb unbedingt auch:
  2. Bei Spaziergängen oder Wanderungen kurze Hosen immer vermeiden! Besser helle Hosen tragen, auf der man Zecken gut sieht, und feste Schuhe tragen.
  3. Nach einem Spaziergang im Freien aufmerksam den Körper absuchen: Zecken verstecken sich gerne in Hautfalten (Kniekehle, Schambereich) und können leicht übersehen werden – deshalb: genau hinschauen!
  4. Wer von einer Zecke gebissen wurde, sollte sie möglichst schnell entfernen.
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SWR3-Interview Wie kann ich mich am besten vor Zecken schützen?

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Wir frischen unser Zeckenwissen auf: Wie kann man sich schüchtzen und was muss getan werden, wenn doch eine Zecke zugebissen hat?

Tipps zur Entfernung von Zecken

Wenn man eine Zecke entdeckt, kann man sie dank Zeckenkarte oder -zange gut selbst entfernen. Weitere Tipps und was ihr dabei beachten solltet, haben wir hier für euch übersichtlich zusammengefasst.

Warum Zecken schnell entfernen?

Da die meisten Krankheitserreger erst nach ca. 20 Stunden an uns übertragen werden, ist es wichtig, die Zecke so schnell wie möglich zu entfernen. Man kann die Zecke sorgfältig selbst entfernen – am besten mit einer Zeckenzange oder einem ähnlichen Gerät. Dabei solltet ihr die Zecke am Kopf anfassen und vorsichtig herausziehen. Achtung: Ziehen, nicht drehen! Und auf keinen Fall am Körper quetschen – darin sind die gefährlichen Krankheitserreger! Eine Bildanleitung vom Bayerischen Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit gibt es hier.

Christian Fömmel, Hausarzt aus Karlsruhe, hat noch einen Tipp: „Das Entfernen einer Zecke ist auch sehr gut mit einer Rasierklinge möglich und die Gefahr, die Zecke zu quetschen, ist nicht so groß wie bei der Entfernung mit der Pinzette.“ Mit der Rasierklinge schneidet man den Kopf mit Absicht ab. Von dem Kopf alleine geht nämlich keine Gefahr aus. Er selbst nutzt am liebsten eine sterile Nadel, um die Zecke zu entfernen.

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SWR3-Interview Von der Zecke gebissen: Wie gehts jetzt weiter?

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Fünf Dinge, auf die ihr bei der Zeckentfernung achten solltet:

  1. Besonders eignen sich Zeckenkarten in Form einer Kreditkarte, die man im Geldbeutel auch immer dabeihaben kann. Mit ihnen kann man die Zecke aushebeln.
  2. Oder aber man geht gleich zum Arzt und lässt sie dort professionell entfernen. Das ist die Nummer sicher.
  3. Bildet sich ein roter Kreis (in Form eines Rings) um einen möglichen Einstich, muss unbedingt ein Arzt aufgesucht werden, da dies für eine Borrelien-Infektion spricht.
  4. Zecke ins Labor bringen, damit sie auf Borreliose untersucht werden kann. Christian Fömmel gibt den Tipp: „Sollte die Zecke bereits zugebissen haben und die Zecke länger als wenige Stunden am Körper war, rate ich meinen Patienten, die Zecke in ein Labor zu bringen.“ Dort wird die Zecke auf den Borrelien-Erreger untersucht. Falls die Zecke den Erreger in sich getragen hat, sollte eine anschließende Behandlung mit einem Antibiotikum erfolgen. Grundsätzlich, so Fömmel, sollte jede Zecke auf Borreliose untersucht werden. Wo das nächste Labor ist, erfahrt ihr beispielsweise beim Hausarzt.
  5. Was tun, wenn der Kopf drin bleibt? Sollte man die Zecke nicht ganz entfernen können, ist es ratsam, den Arzt aufzusuchen. Allerdings geht, so Fömmel, von dem Kopf alleine keine Gefahr aus.

Kinder bringen Zecken, aber auch andere ungeliebte Tiere mit nach Hause. Der Podcast Lebenslänglich von und mit Anneta Politi und Monja Kartusch hat sich mit diesem Thema bereits befasst. Hier könnt ihr euch die Folge noch einmal anhören:

Chaos² – Der Mama-Podcast (Foto: SWR3)

Chaos² – der Mama-Podcast Zecken, Läuse, Milben

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Kinder bringen viel mit nach Hause und manches davon lebt. Thema in dieser Folge: Ungebetene Gäste auf der Haut und unter der Haut.

Ab wann sollte man sich gegen Zecken impfen lassen?

Die STIKO (Ständige Impfkommission) empfiehlt eine Impfung vor allem den Menschen, die im Risikogebiet leben. Darunter fällt vor allem der Süden von Deutschland. Mittlerweile breiten sich die Risikogebiete jedoch aus, sodass auch Mitteldeutschland davon betroffen ist. Faustregel: Je häufiger ihr draußen seid, desto eher sollte eine Impfung dringend in Betracht gezogen werden.

Wann sollte eine Auffrischungsimpfung bei Zecken erfolgen?

Laut RKI (Robert-Koch-Institut) ist „der Impfschutz auch 5 bis 10 Jahre nach erfolgter Grundimmunisierung und lediglich einer erhaltenen Auffrischimpfung insbesondere bei Erwachsenen <50 Jahren immer noch gut bis sehr gut“.

Ab wann sollte man Babys oder Kinder gegen Zeckenkrankheiten impfen?

Auch Kinder können erkranken, meist jedoch nicht so schwer. Ob sich eine Impfung lohnt, sollte mit dem Kinderarzt besprochen werden. Frühestens im Alter von 12 Monaten kann man Babys gegen FSME impfen lassen.

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