Nimmt man alle Staus zusammen, gab es 2023 insgesamt 50 Jahre (!) Stillstand auf deutschen Autobahnen. Weil niemand viel Zeit in Schrittgeschwindigkeit auf Autobahnen verlieren will, kursieren eine Menge Mythen, wie man am schnellsten durchkommen soll – und die haben wir für euch genauer unter die Lupe genommen!
Hier durchklicken und nächstes Mal schneller ankommen:
- Wann lohnt es sich, einen Stau zu umfahren?
- Wann lohnt es sich in einen Stau hineinzufahren?
- Was hilft häufiges Spurwechseln im Stau?
- Wann beim Reißverschlussverkehr einfädeln?
- Wie hilfreich sind Navis bei Staus?
- Wie kann man den Stau verkürzen?
Wann lohnt es sich, einen Stau zu umfahren?
Das haben wir Michael Schreckenberg gefragt. Er ist Verkehrsexperte und Stauforscher an der Uni Duisburg-Essen und sagt: Wann es sich lohnt, einen Stau zu umfahren, könne man mit einer kleinen Rechnung abschätzen.
Gibt es einen Stau durch Überlastung (also keine Vollsperrung), dann kann man von einer durchschnittlichen Geschwindigkeit von 10 km/h ausgehen. Bei einem Stau von 5 Kilometern heißt das also eine halbe Stunde mehr Zeit. Ist es möglich, diese Strecke schneller über Schnellstraßen, parallele Autobahnen oder Ähnliches zurückzulegen? Dann lohnt sich die nächste Abfahrt. Aber Achtung: Auf diese Idee könnten mehrere kommen – dann wirds da auch schnell voll.
Wann es sich lohnen könnte, abzufahren, sind Voll- beziehungsweise Teilsperrungen: Bei Teilsperrungen behindern beispielsweise Gaffer oder die Zusammenführung auf eine Spur den nachfolgenden Verkehr massiv. Anders als bei einem Stau durch viel Verkehr ist bei Sperrungen nicht absehbar, wie lange die Situation noch anhalten wird.
Studien belegen: Umwege lohnen sich erst ab 15 km Stau oder wirklich bei einer Vollsperrung. Dann kann man darüber nachdenken, meint auch Schreckenberg – schiebt aber direkt hinterher:
Stau oder frei? Check deine Strecke
Wann lohnt es sich in einen Stau hineinzufahren?
Wenn es um die Staustelle herum keine Schnellstraßen, parallelen Autobahnen oder Ähnliches gibt, lohnt es sich fast immer, in den Stau hineinzufahren.
Auch wenn wir immer gerne etwas tun möchten, um die Wartezeit zu verringern: Die allermeisten Staus fühlen sich länger an, als sie im Vergleich zum Umweg sind. Die Kapazität des Straßennetzes jenseits der Autobahn ist nämlich oft so viel geringer, dass wir dort noch länger unterwegs wären, wenn es nicht gerade um 20 Kilometer Stau geht.
Was hilft häufiges Spurwechseln im Stau?
Wo wir schon dabei sind, etwas tun zu wollen, damit der Stau schneller vorbei ist: Lohnt sich der Wechsel auf die schnellste Spur?
Im Gegenteil: Durch die Spurwechsel blockiert man den Verkehr hinter sich. Das löse weitere Stauwellen für den nachfolgenden Verkehr aus. Man selbst bekommt davon zwar nichts mit, steht aber gleichzeitig in den Stauwellen der Spurwechsler weiter vorne.
Immer noch nicht kapiert? So funktioniert die Rettungsgasse
In 80 Prozent aller Fälle funktionieren Rettungsgassen nicht. Das hat eine Umfrage der DRK herausgefunden. Dabei kann die Rettungsgasse für Unfallopfer lebenswichtig sein. Hier ist der Rettungsgassensong und alle wichtigen Infos für Stausteher.
Wann am besten beim Reißverschlussverkehr einfädeln?
Solange eine Spur offen ist, sollte man sie auch nutzen und sich wirklich erst kurz vor dem Hindernis einfädeln. So wird die Spursperrung nicht künstlich verlängert.
Soll ich beim Stau auf das Navi hören?
Egal ob verbaut oder als App: Gerade was die Echtzeitlage angeht, sind Navis wirklich hilfreich und auch eine verlässliche Quelle, bestätigt Schreckenberg. Das Problem bei Staus ist aber: Es gibt keine richtigen Prognosen. „Wenn jetzt alle das gleiche Navi benutzen und alle fahren runter, dann ist die Nachbarstrecke ganz schnell überlastet“, erklärt Schreckenberg. Untersuchungen zeigen einen „Ping-Pong-Effekt“:
Prognosen können Navis also nicht angeben. Hier hilft das Autoradio: In den Verkehrsnachrichten wird eingeordnet, wie lange ein Stau ist und was man im individuellen Fall tun kann – etwa Empfehlungen bei konkreten Vollsperrungen.
Jetzt reinhören! SWR3 Webradio – Radio online hören
Hier kannst du Sendungen aus dem Radio nachhören: Das Rock-Special und neue CDs in Popshop, das Lyrix-Special, Musik zum 90er-Tag, SWR3 spielt verrückt oder die Party für Zuhause vom Samstagabend. Immer wieder aktuell.
Wer schon im Vorfeld prüfen möchte, wie die Lage auf der Strecke ist, kann das in unserem Verkehrszentrum tun. Dort sind alle Informationen zu Länge und Grund des Staus hinterlegt:
SWR3 Verkehrszentrum Stau oder frei? Check deine Strecke
Stau, Baustellen, Sperrungen – wenn viel los ist auf den Straßen, hilft das SWR3 Verkehrszentrum mit aktuellen Infos. Am besten vor der Abfahrt informieren. Gute Fahrt!
Wie kann man den Stau verkürzen?
„Man könnte durch kooperatives Vehalten geschätzt 10 bis 20 Prozent an Staus ersparen, wenn diese Verhaltensänderungen tatsächlich greifen würden“, meint Schreckenberg. Das heißt in der Realität vor allem Gelassenheit: Wer in der eigenen Spur bleibt und es schafft, mit genug Abstand zum nächsten Fahrzeug ohne abrupte Bremsung oder Beschleunigung zu fahren, trägt am meisten dazu bei, dass sich der Stau schneller auflöst.
Schneller durchkommen zu wollen als die Leidensgenossen führe dazu, dass sich der Stau immer mehr verdichtet und verlängert. Dabei säßen doch alle in einem Boot, mein Schreckenberg: