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Sebastian Lehmann
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Jessica Brandt
Jessica Brandt (Foto: SWR3, Niko Neithardt)

Für Sebastian Lehmann ist die Zeit zwischen den Jahren so etwas wie der Blinddarm des Dezembers...

Sebastian Lehmann (Foto: Adobe Stock / Наталья Дьячкова/Simple Line/bintank/Olga Rai; SWR3 / Marvin Ruppert)

SWR3 Comedy Lehmanns Leben: Zwischen den Jahren

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Für Sebastian Lehmann ist die Zeit zwischen den Jahren so etwas wie der Blinddarm des Dezembers...

Ich mag diese seltsame Zeit zwischen den Weihnachtsfeiertagen und Neujahr. Sie erinnert mich ein wenig an die Zeitumstellung im Herbst, eine Stunde, die man geschenkt bekommt, der Nachtschlaf endlich mal lang genug. Oder wenn in der Schule früher unerwartet die letzte Stunde ausfiel und man ungestört auf dem Schulhof kiff… äh lernen konnte. So ist es auch zwischen den Jahren. Eigentlich ist das Jahr am 25. Dezember schon durch. Doch da wartet noch dieser kleine Wurmfortsatz, dieser Blinddarm am Ende des Jahres.

Zwischen den Jahren ist Innehalten angesagt

Hin und wieder explodieren Raketen am Himmel und Halbwüchsige sprengen mit illegalen Böllern Briefkästen in die Luft. Sonst ist es erstaunlich ruhig. Alle scheinen kurz innezuhalten und abzuwarten. Zwischen den Jahren ist die Zeit zum Zaudern und Zweifeln: Soll man sich das neue Jahr wirklich geben oder weiter so tun als wäre 2019? Oder lieber 2015? Da war Trump noch ein orangener Immobilienbetrüger und die Welt halbwegs in Ordnung. Obwohl – vielleicht wäre 1999 doch besser. Ich glaube, das war das schönste Jahr überhaupt. Ich war 17 und konnte es kaum erwarten 18 zu werden, weil dann alles besser würde. Na ja, hat sich auch nicht bewahrheitet, eigentlich ging es ab 18 endgültig bergab. Aber 1999 war gut. Wir hatten noch keine Angst, dass intelligente Algorithmen die Weltherrschaft übernehmen, sondern dass unsere grauen, kastenförmigen Computer abstürzen würden, weil sie eine zwei statt einer eins in der Jahreszahl schreiben sollten.

Zwischen den Jahren ist wie 1999: Das Schlimme steht erst noch bevor. Man hat aber keine Ahnung. 2021 dachte ich zwischen den Jahren,  schlimmer als dieses Jahr kann 2022 nicht werden. Und dann, äh… genau. Ich habe gerade wenig Lust auf 2023.

Also: Party like it‘s 1999. Sang ja schon Prince.

Oder vielleicht doch nicht Party. Vielleicht lieber auf dem Sofa liegen und anfangen von den 50 Packungen Lebkuchen zu essen, die ich reduziert im Supermarkt gekauft habe. Und die leider nur bis Ostern haltbar sind.

Aber Ostern findet ja irgendwann in der fernen Zukunft statt, nächstes Jahr. Da möchte ich gerade nicht dran denken. Ich schließe meine Augen – und wache erst wieder auf, als im Treppenhaus mein Briefkasten explodiert.

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