Und das, weil er zum einen im Münchener Bahnhofsviertel in einem Milieu spielt, zu dem viele von uns nur wenig Kontakt haben. Und zum Zweiten, weil es mit den Machern an der ein oder anderen Stelle echt durchgegangen ist.
Im Polizeiruf 110 werden Drag-Queens zu Mord-Zeuginnen
Es geht um drei Drag-Queens, die ein kleines Hinterhof-Theater betreiben, in dem sie selbst auch auftreten. Nach der Show, da ist es schon mitten in der Nacht, gehen die drei noch etwas spazieren. Und da passiert es! Sie beobachten einen eiskalten Mord. Alles ist wie im Mafia-Film: Zwei echte Killer erschießen einen Geschäftsmann auf offener Straße mit vier Schüssen. Erst danach bemerken sie, dass sie von den Dreien beobachtet wurden.
Lieber anhören statt lesen? SWR3 Redakteur Michael Haas erklärt, warum das ein ganz anderer Polizeiruf ist als sonst:
Trotzdem fliehen die Killer vom Tatort. „Lass sie, die holen wir uns später“, sagt einer der Täter noch zu seinem Kumpanen. Und damit sind die drei Drag-Queens als Zeuginnen natürlich in höchster Lebensgefahr. Aber der Polizei wollen sie sich erst auch nicht anvertrauen. Zu viele Enttäuschungen, zu viel Diskriminierung haben sie mit Behörden und offiziellen Stellen schon erlebt. Trotzdem packt sie aber die Angst. Spätestens als sie hören, dass im Viertel gemunkelt wird, dass die Täter aus dem Ausland kommen und total skrupellos sind.
Deutschland is ne Einladung für alle Verrückten der Welt. Hier kannste kriminell sein, und als Dankeschön kriegste Bürgergeld!
Vorurteile im Polizeiruf 110 am 18.5.
Halten wir an der Stelle mal fest: Der Polizeiruf geht auch mit gängigen Vorurteilen nicht verschämt um. Das Meinungsspektrum wird sehr breit wiedergegeben. Die drei Männer in Frauenkleidern zeigen genauso offen ihre Weltanschauung und ihr queeres Leben, wie die, die ein anderes Leben mit anderen politischen und gesellschaftlichen Vorstellungen eingeschlagen haben.
Hier darf vieles gesagt werden, auch wenn es nicht PC is, also nicht der sogenannten political correctness entspricht. So sagen die einen, dass wir in unserer Jugend „zwangsverchristet wurden“ und die anderen, dass man die Drag-Queens natürlich immer noch als Männer bezeichnen darf. „Wahrheit vor Wokeness“, sagt der Kommissar zu seiner Kollegin. Immer wieder gibt es solche Dialoge.






Ein Polizeiruf 110 ohne Krimi
Natürlich ist es gut, so einen Film zu machen, eine Auseinandersetzung mit einer Welt, in der immer erst alles definiert werden muss, bevor man es ausspricht. Die Frage ist nur: Muss das in einem Polizeiruf sein? Der Krimi an sich bleibt dabei nämlich mal wieder ganz schön auf der Strecke. Die Täter stehen von Anfang an fest, mitraten auf dem Sofa also leider absolute Fehlanzeige.
Warum die Polizei und die Drag-Queens, die dann später doch irgendwie zusammenfinden, in ihrem Versteck vor den Killern quasi unter Todesangst plötzlich eine irre Party miteinander feiern müssen, das vermittelt sich keinem Zuschauer mehr.
Trailer zu „Ein feiner Tag für den Bananenfisch“ am 18.5.
Fazit zum Polizeiruf 110 mit Blohm und Eden
Viel Engagement, viel Meinung, dafür Spannung erst nach einer ganzen Stunde, dazu die teils echt abgedrehte Handlung: Für mich sind das so grade mal drei von fünf Elchen – in Sachen „Krimi“.
Hier findet ihr den vorigen Fall des Ermittlerduos Blohm und Eden aus München:
SWR3 Polizeiruf-Check Polizeiruf 110: Kam „Jenseits des Rechts“ an einen Tatort heran?
Der letzte Polizeiruf des Jahres brachte die Kommissare in große moralische Schwierigkeiten. Ein Krimi, der auch ein bisschen Wildwest-Manier hatte. War das noch mal ein richtiges Krimihighlight zum Jahresende?!