An diesem Sonntag gibt’s den letzten Tatort mit Heike Makatsch. Als Kommissarin Berlinger bekommt es Makatsch mit einem hochmanipulativen Stalker zu tun. Schade, dass der Mainzer Tatort endet, denn auch diese Folge ist wieder echt gelungen, sagt SWR3-Redakteur Michael Haas.
Tatort Mainz: Mord oder Suizid?
Eine Frau liegt tot vor einem Wohnhaus. Offenbar ist sie vom Balkon gestürzt. Doch ist sie wirklich gestürzt? Oder wurde gestoßen? Erste Ermittlungen ergeben schnell: Es gibt noch eine dritte Möglichkeit. Denn auf dem Handy der Toten werden unzählige Beschimpfungen gefunden: „Du bist ein Nichts, du bist das Letzte, du bist Abschaum, wegen dir sitzt deine Mutter im Heim, wegen dir starb dein Bruder“ und vieles Abstruses mehr.
Kann also sein, so die Kommissarin, dass die Frau in den Suizid getrieben wurde. Und wie sich herausstellt könnte das sogar ein Polizist gewesen sein, der das getan hat. Und ein zweiter Polizist soll auch involviert sein. Ellen Berlinger ermittelt also plötzlich in den eigenen Reihen.
Und die beiden Polizisten belasten sich gegenseitig. Der eine hat die Geliebte des anderen bekommen, der andere wiederum schon ein Menschenleben auf dem Gewissen. Und genau das macht den Film spannend. Denn der Stalker verfolgt eine weitere Frau – und die will Ellen Berlinger natürlich retten. Nur muss sie sich dafür entscheiden: Welchem der beiden Polizisten traut sie? Und welchem nicht?
Letzte Ermittlungen für Heike Makatsch als Kommissarin Berlinger
Heike Makatsch steht in ihrem letzten Tatort also zwischen zwei Männern, das aber rein beruflich natürlich. Die Vertrauensfrage dominiert diesen gut und flüssig erzählten Tatort. Unterhaltsam, spannend, und vor allem einfühlsam, so ist dieser Film auch ein Dokument dafür, wie schlimm Stalking für die Betroffenen sein muss, und wie weit Stalking manchmal gehen kann: bis in den Tod.
SWR3 Tatort-Kritik: Rechtschaffenheit oder Gerechtigkeit
Bemerkenswert an diesem Tatort ist auch der doppelte Schluss. Als Zuschauer denkt man schon, das war's – da ploppt plötzlich die knifflige Frage auf, ob der Rechtsstaat bei notorischen Stalkern nicht mehr oder weniger machtlos ist. Denn Eingesperrte kommen irgendwann wieder auf freien Fuß und Annäherungsverbote sind schwer durchzusetzen und schwer rund um die Uhr zu kontrollieren.
Die gestalkte Frau im Tatort will nur eins: der Stalker, der sie um den Verstand bringen will, soll sterben. Am besten soll die Polizei ihn erschießen, am liebsten in Notwehr, damit alles seine Ordnung hat. Und als Zuschauer kann man sie irgendwie verstehen. Das nicht gutheißen. Aber verstehen. Ein Ritt auf einem schmalen Grat: Rechtschaffenheit oder Gerechtigkeit, so ungefähr lautet die Frage. Wir haben also einen richtig guten, ja sogar einen wichtigen Tatort rund um das Thema Stalking. Zum Abschied vier von fünf Elchen nach Mainz.