Vater findet die Leiche seines Sohns am Tatort
Eine blecherne Roboter-Stimme gibt am Telefon eine Adresse durch. Angeblich findet der Vater dort seinen Sohn. Vor Wochen schon war der von zu Hause abgehauen, und hatte den Kontakt zu seinem Elternhaus abgebrochen. Keine Chance für den Vater, ihn wiederzufinden. Bis jetzt. Natürlich fährt der Vater sofort zu der angegebenen Adresse, eine Industriehalle. Und genau dort findet der Mediziner eine Leiche, eingewickelt in Plastikfolie. Das Tragische: Er merkt erst gar nicht, dass es sein Sohn ist. Mit diesem Gesichts-Tattoo hatte er ihn noch nie gesehen. Der Vater ist schockiert.
Tattoos als künstlerischer Ausdruck
Woher kam das Tattoo, wer macht sowas? Und hat das was mit seinem Tod zu tun? Die Kommissarinnen nehmen die Arbeit auf. Und ermitteln, dass Sohn Max freiwillig bei einem Kunstprojekt mitgemacht hat, bei einer total gehypten aber auch durchgeknallten Künstlerin. Sie habe ihren „Objekten“ neue Gesichter geben wollen. Kommissarin Grandjean ist entsetzt über das Wort „Objekte“. Doch die Künstlerin ist eiskalt: Sie habe Max nur das Gesicht gegeben, das zu der Person passt, zu der er geworden ist. Der tote Sohn war wohl auch deshalb so anfällig für die Künstlerin, weil er als Kind ganz Schlimmes erlebt hatte. Max war missbraucht worden, im Schwimmverein, vom Trainer. Und so konnte ihn die Künstlerin mit ein bisschen pseudoesoterischem Blabla für ihre Kunst missbrauchen.
Der wohl erste Tatort ohne echte „falsche Fährte“
Ein Tatort mit einem bleischweren Thema. Und einer, der sehr gradlinig erzählt ist. Normalerweise ist das ja klasse. Doch auch der Fall an sich kommt ohne großes Hin und Her aus. Leider. Der Krimi wird wohl als erster Tatort ohne echte „falsche Fährte“ in die Tatort-Geschichte eingehen. Das macht das Mitraten für die Zuschauer, also die „Mördersuche auf’m Sofa“ dann ein bisschen langweilig.
Eine Botschaft an Eltern
Und so ein wenig hat man auch den Verdacht, der Missbrauch wird nur erzählt, um es nachvollziehbar zu machen, dass sich ein junger Mann für ein Kunstobjekt das ganze Gesicht tätowieren lässt. Ohne das hier unterstellen zu wollen: Aber das wäre ein Fehler. Dann würde das Missbauchsthema nur Mittel zum Zweck sein, und nicht angemessen. Da aber auch klar die Botschaft transportiert wird, dass Eltern ihre Kinder behüten und ihre Alarmsignale ernst nehmen sollen, kann der Zuschauer die Erzählung nachvollziehen. Da hätte ich die Kritik am Kunstbetrieb aber nicht auch noch gebraucht, bei dem es immer mehr um die Show und immer weniger ums Kunstwerk geht. Das verwässert dann doch die wichtigen Botschaften des Films ein wenig.
Tatort „Schattenkinder“ – Fazit
Alles in allem haben wir hier aber doch einen ordentlichen Tatort mit einer crazy Story rund um die tätowierten Gesichter. Ziehen wir ein paar Schwächen ab, bleiben noch gute drei von fünf Elchen.