„Lass sie gehen“ – ein tragischer Tatort von der Schwäbischen Alb
Das Leben von Hanna Riedle schien komplett geplant: Verlobt mit ihrer Jugendliebe, umgezogen in einen Neubau, die Eltern hatten sie fest als Nachfolgerin in der Gaststätte eingeplant.
Doch dann zieht die junge Frau die Reißleine und verlässt das Dorf auf der Schwäbischen Alb. Sie geht nach Stuttgart, in die große Stadt, um eine Ausbildung zur Tischlerin zu machen. Doch dann verschwindet Hanna und wird kurze Zeit später erwürgt in einem Wald gefunden.
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Tatort vom 17.11.: Warum musste Hanna sterben?
Dieser Frage gehen Lannert und Bootz nach. Sie ermitteln gegen den Ex-Verlobten von Hanna, der nichts unversucht gelassen hat, sie zurück „nach Hause“ zu holen. Ein zweiter Verdächtiger könnte ihr Schulfreund Marek sein, der trotz schwangerer Freundin unsterblich in Hanna verliebt war und sie gestalkt hat.
Aber so viele Zeugen Lannert und Bootz auch vernehmen, so tief sie auch in die Familiengeschichten der kleinen Dorfgemeinschaft eintauchen – so ganz erschließt sich ihnen der Mordfall Hanna nicht, das letzte Detail scheint zu fehlen.
Der Tatort Stuttgart mit Lannert und Bootz – jeder trauert anders
„Lass sie gehen“: Gar nicht so einfach in Hannas Fall. Dass die Frau ihr geplantes Leben – geplant von ihrer Familie, ihrem Verlobten und der Tradition – nicht wollte, löst in vielen nicht nur Unverständnis aus, sondern auch Frust. Einige nehmen es sogar persönlich.
Besonders hart zu knabbern an Hannas Tod hat ihre Mutter, Luise, die vor Hannas Auszug einen großen Streit mit ihr hatte. Sie jetzt, wo sie tot ist, wirklich für immer gehen zu lassen, fällt ihr noch schwerer, als Hannas Entscheidung für den Auszug zu Hause zu akzeptieren.
Während Hannas Vater Hannes seine Wut und Trauer direkt rausschreit und danach versucht, weiter zu funktionieren und die Familie zusammenzuhalten, schiebt die kleine Schwester Emma ihre Trauer erst mal weg. Dazu hat sie ehrlicherweise auch gar keine richtige Zeit, denn sie ist viel zu beschäftigt, ihre große Schwester zu ersetzen, sowohl im Laufverein als auch in der elterlichen Gaststätte.
Tatort Stuttgart: Tradition – Idylle – Rache
Der Tatort zeigt diesmal eine andere Seite von der Region Stuttgart – eines der kleinen Dörfer auf der Schwäbischen Alb. Man kennt sich, arbeitet beim selben Konzern, geht abends in die gleiche Kneipe und am Wochenende in den gleichen Verein. Eine verschworene Gemeinschaft, von außen.
Nach innen zeigen sich aber viele Risse, die vom Fall Hanna noch verstärkt werden. Am Ende sind das Zuhause und die Familie aber wichtiger als Recht und Ordnung, Gefühle sind stärker als Indizien und Beweise.
Fazit zum Tatort
Der Tatort schafft es, das Dorf authentisch darzustellen, ohne die Menschen zu einfach oder provinziell wirken zu lassen. Dazu der starke Fall, die Flashbacks mit Hanna, die einen das Leben der jungen Frau fast nachfühlen lassen, und ein Ende, das mich so überrascht und bewegt hat, wie lange kein Tatort mehr – wenn auch erst beim zweiten Mal drüber Nachdenken. Ein rundum gelungener Stuttgarter Tatort.
Wären jetzt noch die Ermittler Lannert und Bootz in Gedanken mehr beim Fall gewesen, und weniger bei der Frage, wer als nächstes Lannerts alten Porsche fahren darf, hätte es volle Punktzahl gegeben – so sind es 4 von 5 Elchen.
Das Fazit des Tatort-Juristen
Wie schon beim Tatort mit Lena Odenthal „Dein gutes Recht“ beleuchtet ARD-Rechtsexperte Frank Bräutigam die juristischen Hintergründe des Falls: