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Leo Eder
Leo Eder

Wenige Tage nach der tödlichen Attacke auf einen Polizisten wurde wieder jemand mit einem Messer in Mannheim verletzt: Diesmal ist es ein AfD-Kommunalpolitiker. Offenbar ist der mutmaßliche Täter psychisch krank.

Der Tatverdächtige soll vor dem Vorfall mehrere Wahlplakate im Stadtteil Rheinau beschädigt und entwendet haben. Zeugen hatten deshalb am Dienstagabend die Polizei gerufen. In der Nähe des Rheinauer Marktplatzes ist laut Polizei auch der Gemeinderatskandidat auf den Vandalen aufmerksam geworden.

Als der Politiker den Mann gestellt habe, sei er von ihm mit einem Cuttermesser verletzt worden. Der Geschädigte kam in ein Krankenhaus. Nach Angaben der AfD hat er Schnittverletzungen davongetragen, die genäht werden mussten. Mittlerweile ist der AfD-Politiker wieder entlassen.

Vorfall mit Messer: Tatverdächtiger wohl psychisch krank – Motiv unklar

Der mutmaßliche Täter, ein 25-Jähriger, floh laut Polizei zunächst, konnte dann aber von Beamten widerstandslos festgenommen werden. Wie es weiter hieß, „ergaben sich bei der Festnahme deutliche Hinweise auf eine psychische Erkrankung“. Der junge Mann wurde am Mittwoch dem Ermittlungsrichter vorgeführt – der erließ einen Unterbringungsbefehl wegen versuchten Totschlags. Der 25-jährige Tatverdächtige sei jetzt in einem psychiatrischen Krankenhaus.

Ein politisches Motiv können Polizei und Staatsanwaltschaft bislang nicht bestätigen. Es gebe keine Hinweise darauf, dass der 25-Jährige erkannte, dass er einen AfD-Politiker verletzte. Auch unklar ist, ob er das absichtlich oder versehentlich getan hat. Laut AfD waren insgesamt drei Personen an dem Vorfall beteiligt, zwei konnten flüchten. Die Partei hatte zunächst Linksextremisten des Angriffs beschuldigt.

Video: AfD-Politiker mit Messer verletzt

In einem Video, das der AfD-Kandidat offenbar selbst gefilmt hat, ist zu sehen, wie der Filmer einem jüngeren Mann hinterherläuft und ihm zuruft, stehen zu bleiben. Der Verfolgte trägt mehrere AfD-Wahlplakate unter dem Arm und hat offenbar ein Teppichmesser in der Hand. „Sofort hinlegen!“, ruft der Filmer, bevor ein Handgemenge entsteht. Dann ist zu sehen, wie der jüngere Mann mit dem Messer ausholt. Danach sind die Bilder verwackelt.

Wie die AfD mitteilte, handelt es sich bei dem Geschädigten um Heinrich Koch. Er steht als Kandidat für die AfD auf Listenplatz 3 bei der Kommunalwahl am Sonntag.

EIL! Wieder #Mannheim! Unser AfD-Parteifreund Heinrich Koch wurde letzte Nacht mit einem Messer attackiert, als er einen Plakatzerstörer stellen wollte. Er wurde sowohl am Bauch als im Gesicht verletzt und ins Krankenhaus eingeliefert. #Mannheimistüberall pic.twitter.com/GSUeABMFWd

Der Fall kommt nur wenige Tage, nachdem ein mutmaßlicher Islamist auf dem Mannheimer Marktplatz mehrere Menschen mit einem Messer verletzt und dabei einen Polizisten getötet hatte.

Faktencheck: Messerangriff in Mannheim Achtung, dieses Video ist ein Fake!

In Mannheim ist bei einem Messerangriff ein Polizist gestorben. Jetzt wird ein Video verbreitet, das eine Demo danach zeigen soll. Aber: Dabei handelt es sich um Fakenews.

Vor der Wahl: Gewalt gegen Politiker

Es scheint, als würden besonders in diesem Wahlkampf bei einigen Menschen die Hemmungen fallen. Bald täglich gibt es Meldungen über körperliche Angriffe auf Politiker und Wahlkampfhelfer – bundesweit und parteiübergreifend. Erst am Samstag wurde der Bundestagsabgeordnete Roderich Kiesewetter (CDU) an einem Wahlkampfstand im baden-württembergischen Aalen angegriffen.

Anfang Mai wurde der sächsische SPD-Europaabgeordnete Matthias Ecke in Dresden niedergeschlagen und schwer verletzt. Zuvor sollen die mutmaßlichen Täter einen 28-Jährigen angegriffen haben, der für die Grünen Wahlplakate anbrachte. Berlins SPD-Wirtschaftssenatorin Franziska Giffey wurde bei einem Angriff mit einem Beutel leicht verletzt. Zwei AfD-Abgeordnete des baden-württembergischen Landtags wurden in Stuttgart an einem Infostand attackiert und verletzt. Und diese Liste ließe sich noch lange fortsetzen.

Nicht nur Baden-Württembergs Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) beobachtet diese Entwicklung mit Sorge. Anfang Mai äußerte er sich:

Wir stellen das allgemein seit langem fest, dass einfach eine Verrohung in der politischen Auseinandersetzung stattfindet und Worte schnell zu Taten werden.

Auch Hass und Hetze im Netz nähmen zu. Das Problem sei schon lange auf der Agenda – momentan arte es aber in Gewalt aus. „Das nimmt allmählich beängstigende Formen an. Das ist schon ein bisschen der Geruch von Weimar

Aber nicht nur Politiker werden zunehmend Opfer von Gewalttaten. Auch Einsatzkräfte und Zugpersonal werden offenbar immer häufiger körperlich attackiert.

Unsere Quellen

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Die dpa ist eine Nachrichtenagentur. Dort arbeiten Journalisten, Kameraleute, Fotografen. Sie sind in Deutschland und weltweit bei wichtigen Ereignissen dabei. Informationen, Bilder und Videos stellen sie anderen zur Verfügung. Das hat den Vorteil, dass Zeitungen, Sender und Online-Portale über Themen berichten können, bei denen sie keine eigenen Leute vor Ort hatten. Weitere Nachrichtenagenturen, mit denen wir arbeiten, sind zum Beispiel Reuters, AFP, AP und SID.

X ist ein soziales Netzwerk aus den USA und wird häufig von Politikern oder Journalisten genutzt. Bis zu seiner Umbenennung hieß das Netzwerk Twitter. Auch Unternehmen und Vereine sind auf X aktiv. Sie schreiben Beiträge (früher: Tweets) mit wichtigen Infos über sich selbst. Ein solcher Beitrag kann dadurch zu einer Nachrichtenquelle für uns werden. Wir prüfen natürlich, ob das Profil und der Beitrag echt sind. Seit Elon Musk das soziale Netzwerk gekauft hat, ist das allerdings schwieriger geworden. Deshalb sind wir sehr vorsichtig mit Informationen, die ausschließlich über X verbreitet werden.

Die Presseabteilung der Polizei verfasst zu vielen Einsätzen einen kurzen Bericht. Der wird den Medien zur Verfügung gestellt. Sie liefern Informationen zum Beispiel zu Unfällen, Ermittlungen und Festnahmen. Außerdem veröffentlicht die Polizei auch Zeugenaufrufe oder Bilder von vermissten Personen und bittet die Medien darum, die Informationen zu verbreiten.

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