Mitten in der Wüste des US-Bundesstaats Nevada entsteht einmal im Jahr eine ganze Stadt: Black Rock City. Sie ist der Austragungsort des legendären Festivals Burning Man. Wo sich die Bewohner auf Zeit normalerweise mit Skibrillen und dicken Tüchern vor Mund und Nase ausrüsten, um sich vor dem allumgebenden Staub zu schützen, wären dieses Jahr Gummistiefel angesagt gewesen: Ein Unwetter hatte das Festivalgelände in eine Schlammstadt verwandelt.
Burning Man: Zugänge nach Unwetter wegen Schlamm gesperrt
Aber Moment: Waren Wüsten nicht diese staubtrockenen Landschaften ohne einen Tropfen Wasser? Meistens schon – aber auch dort kann es mal regnen. Der Regen kann dann sogar zu Überschwemmungen führen, weil der Boden eben eigentlich so trocken ist, dass er so viel Wasser auf einmal gar nicht aufnehmen kann. Zwischen Freitag- und Samstagmorgen fiel die für zwei bis drei Monate übliche Regenmenge, berichtet CNN.
Die Beschaffenheit des Bodens vor Ort ist so schlecht, dass alle Zugänge zum Gelände gesperrt am Samstag wurden.
Zwar stellten die Organisatoren laut eigenen Angaben Fahrzeuge mit Vierradantrieb für medizinische Notfälle bereit. Besucher berichteten allerdings auch von unbenutzbaren mobilen Toiletten, da wegen des Zufahrtsstopps auch keine Wartungsfahrzeuge mehr auf das Gelände kommen konnten.
„Exodus“ aus Black Rock City am Montag möglich
Am Montag (4. September), dem letzten Festivaltag, kam am frühen Nachmittag die Nachricht der Veranstalter: Der „Exodus“, also der Auszug aus Black Rock City, habe offiziell begonnen. Das Fahrverbot sei aufgehoben, auch wenn das Gelände noch nicht vollständig abgetrocknet sei. Viele Besucher ließen sich das offenbar nicht zweimal sagen und machten sich auf den Heimweg – oder versuchten es.
Es bildete sich ein langer Stau. Am Montagabend (Ortszeit) meldeten die Organisatoren eine Wartezeit von rund sieben Stunden, um Black Rock City zu verlassen. Man riet den Leuten, doch lieber später zu fahren oder noch eine Nacht zu bleiben und entspannt am Dienstag abzureisen. Aber auch am Dienstag wurde die Stauzeit noch mit vier Stunden angegeben. Die Veranstalter wiesen zudem Festivalbesucher noch einmal daraufhin, keinen Müll oder andere Gegenstände in der Wüste zurückzulassen – eins der Prinzipien des Burning Man.
Hier einige Eindrücke aus Black Rock City vom Wochenende:








Einziger Ausweg am Wochenende: Acht Kilometer zu Fuß durch den Schlamm
Wer das Festivalgelände am Wochenende trotz gesperrter Zufahrtswege verlassen wollte, konnte es zu Fuß versuchen: Fünf Meilen sind es laut Veranstaltern bis zu einer der nächsten Hauptstraßen. Das sind etwa acht Kilometer. Laut Medienberichten wanderten so einige Festivalbesucher durch den dicken Schlamm, um von dort aus nach Hause zu kommen.
Auch der Musiker Diplo wählte diesen Heimweg:
Im Unwetter: Todesfall bei Burning Man 2023
Ein Mensch sei am Wochenende beim Burning Man ums Leben gekommen, wie US-Medien unter Berufung auf die Polizei berichteten. Der Todesfall habe sich „während des Regens“ ereignet, so CNN. Die weiteren Umstände und Details waren noch unklar. Die Familie sei benachrichtigt worden und der Todesfall werde untersucht.
Burning Man Festival: Kunst-Insel in der Wüste
Burning Man ist ein neuntägiges Festival in der Black Rock Desert von Nevada. Die temporäre Zeltstadt Black Rock City wird jedes Jahr rund 150 Kilometer von Reno entfernt errichtet. Menschen aus der ganzen Welt reisen zu diesem Happening an, das sich um Musik und Kunstaktionen dreht. Viele nehmen für die Dauer des Events einen Fantasienamen an und verkleiden sich. Im letzten Jahr kamen rund 75.000 Besucher.
Das namensgebende Kernritual ist die Verbrennung einer riesigen Holzstatue, dem „Burning Man“ – eigentlich am siebten Festivaltag (Samstag). Die Veranstalter hatten an diesem Samstag allerdings bekannt gegeben, dass die Verbrennung wegen der Witterung verschoben werde. Festivalbesucher bauten daraufhin Skulpturen aus Schlamm. Am Montagabend war es dann so weit: der „Man“ wurde nach 21 Uhr verbrannt, um Mitternacht folgte eine weitere Installation, die „Chapel of Babel“. Am Dienstagabend wurde schließlich noch der „Temple“ verbrannt.
Der ganze Matsch kommt euch bekannt vor? Erst vor einem Monat hatte eins der größten Metal-Festivals ein ganz ähnliches Problem: Das Wacken Open Air 2023 versank nach tagelangem Regen im Schlamm:
Wacken Open Air im Schlamm Matsch in Wacken: Abgewiesene bekommen Vorkaufsrecht für 2024
Für alle Wacken-Fans, die dieses Jahr nicht mehr auf das Gelände konnten, gibt es einen kleinen Lichtblick: Sie haben ein Vorkaufsrecht für das kommende Wacken Open Air 2024.