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Björn Widmann
Björn Widmann (Foto: SWR3)

Die Manson-Family war eine berüchtigte Sekte in den USA: In den Sechzigern ermordeten die Mitglieder brutal mehrere Menschen. Jetzt ist eine der Mörderinnen freigekommen.

53 Jahre lang saß Leslie Van Houten wegen Mordes hinter Gitter – jetzt ist die 73-Jährige frei. Die Strafvollzugsbehörde in Kalifornien hat mitgeteilt, dass die Anhängerin von US-Sektenführer Charles Manson am Dienstag freigekommen ist – allerdings nur auf Bewährung.

Van Houtens Anwältin Nancy Tetreault sagte, sie sei „sehr glücklich“, dass ihr Klientin „so schnell“ nach dem Verzicht des Gouverneurs auf Berufung freigekommen sei. Van Houten werde nun ein Jahr in einer Einrichtung leben, in der sie auf die Rückkehr in die Welt vorbereitet werde.

Nach 50 Jahren Knast: Kennt Leslie Van Houten Handys und Computer?

Denn nach der langen Zeit im Knast dürfte Leslie Van Houten mit dem Hier und Jetzt erst einmal große Schwierigkeiten haben. Die Welt habe sich „in den vergangenen fünf Jahrzehnten sehr verändert“, sagte Tetreault der Nachrichtenagentur AFP. Die Entwicklung von Computern, Tablets und Smartphones ist komplett an ihr vorbeigegangen. So sieht das zum Beispiel auch Twitter-User Italo22302979.

Leslie van Houten kommt frei. Kaum jemand wird sie noch kennen. Als Mitglied in der teuflischen Sekte von Charles Manson hatte sie ein Ehepaar ermordet. Saß mehr als 50 Jahre im Gefängnis.Jetzt wird sie lernen müssen, was ein Computer ist...

Van Houten werde sich auch eine Arbeit suchen. Und zwar in den Bereichen, in denen sie im Gefängnis Abschlüsse erworben habe. Welche das sind, hat die Anwältin nicht gesagt.

Manson-Family: Leslie Van Houten sollte schon fünfmal freikommen

Die Bewährungskommission hatte sich seit 2016 fünf Mal dafür eingesetzt, dass Van Houten aus dem Gefängnis entlassen wird. Aber jedes Mal legte der kalifornische Gouverneur Einspruch ein – und die 73-Jährige musste im Frauenknast im kalifornischen Corona bleiben. Diesmal wollte Newsom aber nicht mehr widersprechen

Der Gouverneur ist enttäuscht über die Entscheidung des Berufungsgerichtes, Frau Van Houten freizulassen, aber wird keine weiteren Schritte unternehmen, da Bemühungen, einen weiteren Einspruch einzulegen, kaum Erfolg haben werden.

Leslie Van Houten als 19-Jährige bei einer Gerichtsverhandlung (Foto: dpa Bildfunk, picture alliance/dpa | -)
Die verurteilte Mörderin Leslie Van Houten soll bald freikommen.

Irre Serienmörder: Wer war die Manson-Family?

Die Manson-Family wurde in den 60er Jahren in Kalifornien gegründet und lebte zurückgezogen in der Wüste. Sekten-Chef Charles Manson sah in sich eine Wiedergeburt von Jesus Christus und zettelte eine Serie von Morden an, um einen Krieg zwischen Weißen und Schwarzen in den USA zu provozieren.

Die zum Zeitpunkt der Manson-Morde 19 Jahre alte Leslie Van Houten war eine glühende Verehrerin von Manson und wurde Mitglied in dessen Sekte. Die Manson Family beging Ende der 60er Jahre mindestens neun grausige Morde in Kalifornien – unter anderem an der damals hochschwangere Frau von Regisseur Roman Polanski, Sharon Tate.

Am Tate-Mord war die damals 19-jährige Van Houten allerdings nicht beteiligt, wohl aber an den Morden des Geschäftsmanns Leno LaBianca und seiner Ehefrau. Deshalb wurde Van Houten erst einmal zum Tode verurteilt. Nach mehreren Prozessen wurde das Urteil in lebenslange Haft umgewandelt.

Sekten-Guru Charles Manson im Jahr 2017 im Gefängnis (Foto: dpa Bildfunk, picture alliance / -/California Department of Corrections and Rehabilitation Office/AO/dpa | -)
Charles Manson starb am 19. November 2017 in einem Gefängnis im kalifornischen Bakersfield.

Sekten-Chef Charles Manson starb 2017

Van Houtens Mittäterin Susan Atkins starb im September 2009 nach 38 Jahren hinter Gittern an Krebs. Sekten-Guru Charles Manson starb acht Jahre später mit 83 Jahren im November 2017 im Gefängnis.

Nach Van Houtens Freilassung ist nur noch Patricia Krenwinkel in Haft. Newsom hatte die Freilassung der 75-Jährigen entgegen der Empfehlung der Bewährungskommission im vorigen Herbst abgelehnt.

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Die AFP (Agence France-Presse) ist eine Nachrichtenagentur. Dort arbeiten Journalisten, Kameraleute, Fotografen. Sie sind in Deutschland und weltweit bei wichtigen Ereignissen dabei. Informationen, Bilder und Videos stellen sie anderen zur Verfügung. Das hat den Vorteil, dass Zeitungen, Sender und Online-Portale über Themen berichten können, bei denen sie keine eigenen Leute vor Ort hatten. Weitere Nachrichtenagenturen, mit denen wir arbeiten, sind zum Beispiel dpa, Reuters, AP und SID.

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