Vier Tage nach den tödlichen Schüssen im Sindelfinger Werk von Mercedes-Benz haben die Beschäftigten der zwei Opfer gedacht. In dem Werk gab es am frühen Montagnachmittag eine Schweigeminute. Das teilte ein Unternehmenssprecher im Anschluss mit. Auch an anderen Standorten des Autobauers waren die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter dazu eingeladen, zu diesem Zeitpunkt innezuhalten.
Der Sprecher ging davon aus, dass sich nahezu die gesamte Belegschaft des Werks an der Schweigeminute beteiligte. Auch die Bänder standen weitgehend still. An dem Gedenken nahmen auch Vorstandsvorsitzender Ola Källenius und Vertreterinnen und Vertreter der Logistikfirma Rhenus teil, bei der die beiden Opfer angestellt waren. Für die Beschäftigten in der von der Tat betroffenen Halle gab es darüber hinaus jeweils vor Produktionsbeginn eine gesonderte Gedenk- und Informationsveranstaltung. Das Unternehmen hatte die Produktion dort nach der Tat am Donnerstag bis einschließlich Sonntag gestoppt.
Opfer werden beigesetzt
Nach Angaben der örtlichen Ditib-Gemeinde wurde eines der Opfer beigesetzt. Der Sarg mit dem Leichnam sei bereits am Samstag zusammen mit der Familie in die Türkei geflogen worden, sagte ein Moschee-Sprecher am Montag. Die Beerdigung habe am Sonntagnachmittag stattgefunden. Die Leiche des zweiten Opfers sollte demnach am Montag in die Türkei überführt werden, die Beisetzung finde voraussichtlich am Dienstag statt. Bereits am Samstag hatten sich rund 1.000 Menschen an der Moschee zu einem Trauergebet für die Opfer versammelt.
Tatverdächtiger hatte keinen Waffenschein
Die Ermittler gaben am Freitag bekannt, dass es sich bei der Tatwaffe um eine Pistole handelte. Der Tatverdächtige besitze keine waffenrechtliche Erlaubnis und dürfe die Pistole daher illegal besessen haben.
Der Mann soll am Donnerstagmorgen in einer Produktionshalle um sich geschossen haben. Dabei sind zwei 44 Jahre alte Männer ums Leben gekommen – einer war gleich tot, der andere starb wenig später im Krankenhaus.

Topthema vom 11.05.2023 Zwei Tote nach Schüssen bei Mercedes in Sindelfingen
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Nach den tödlichen Schüssen im Mercedes-Benz-Werk von Sindelfingen ist der mutmaßliche Täter in Untersuchungshaft. Franziska Ehrenfeld aus dem SWR3-Aktuell-Team über die aktuellen Ermittlungen und offene Fragen.
Schüsse bei Mercedes in Sindelfingen: mutmaßlicher Täter festgenommen
Der Werkschutz habe nach den Schüssen eingegriffen und der mutmaßliche Schütze habe sich ohne Widerstand festhalten lassen, bis die Polizei ankam. Über die Hintergründe der Tat schweigt die Staatsanwaltschaft noch.
Mercedes-Benz ist „zutiefst bestürzt und geschockt“ über die Tat. „Unsere Gedanken sind bei den Opfern, ihren Angehörigen und allen Kolleginnen und Kollegen vor Ort“, hieß es in einem Tweet des Konzerns.
Mercedes-Benz-Werk in Sindelfingen: Mitarbeiter haben Angst
Viele Fragen sind noch offen – zum Beispiel, wie die Waffe auf das Werksgelände kam. „Ich hoffe mal, dass sie vielleicht ein bisschen mehr Kontrollen machen. Wenn man so einfach Waffen da reinkriegt, das kann ja auch mal einen von uns treffen“, sagte ein Mercedes-Mitarbeiter und berichtete vor seinem Schichtbeginn von einem „mulmigen Gefühl“. Die Mitarbeitenden in der betroffenen Halle wurden psychologisch betreut, sagte ein Polizeisprecher.
Im Sindelfinger Werk von Mercedes-Benz arbeiten etwa 35.000 Menschen. Dort rollen neben der E-Klasse auch die S-Klasse sowie deren elektrisches Pendant EQS vom Band.
Anteilnahme vor Moschee Trauergebet nach tödlichen Schüssen im Mercedes-Werk Sindelfingen
Nach den tödlichen Schüssen auf zwei Männer im Mercedes-Werk in Sindelfingen haben sich der Polizei zufolge rund 1.000 Menschen an der örtlichen Ditib-Moschee zu einem Trauergebet
versammelt.