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Hans Liedtke
Hans Liedtke (Foto: SWR3)

In vielen Ländern weltweit gibt es sie bereits: eine Zuckersteuer auf Getränke. Deutschland hingegen setzt auf Selbstverpflichtungen der Hersteller. Eine neue Studie zeigt jetzt, was die Steuer bringen könnte.

Typ-2-Diabetes, Übergewicht und viele andere Erkrankungen werden durch übermäßigen Zuckerkonsum begünstigt. Das verursacht einerseits enorme Kosten für die Gesellschaft und ist natürlich für jeden persönlich eine krasse Belastung. In Ländern wie Großbritannien gibt es deshalb eine Steuer auf Zucker. Eine neue Studie zeigt jetzt, was Zucker alles anstellt.

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Von einer Tüte Gummibärchen pro Tag radikal auf zuckerfrei umstellen? Klingt schwer, ist es auch. Wie kann es trotzdem klappen? Eine SWR3-Redakteurin hat sich durchgekämpft und erzählt von ihren Erfahrungen.

Was würde eine Zuckersteuer in Deutschland bringen?

Allein in den nächsten 20 Jahren könnte Deutschland laut der Studie bis zu 16 Milliarden Euro sparen und viele Erkrankungen vermeiden: „Eine Softdrink-Steuer in Deutschland hätte deutliche positive Auswirkungen.“ Das sagt das Forscherteam von der Technischen Universität München und der britischen Universität Liverpool im Fachmagazin PLOS Medicine.

Durch weniger Zucker in Softdrinks gäbe es der Rechnung des Teams zufolge deutlich weniger Fälle von Übergewicht und Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Besonders groß seien die zu erwartenden Effekte bei Diabetes Typ 2: „Durch eine Besteuerung würden unseren Modellen zufolge innerhalb der nächsten 20 Jahre bis zu 244.100 Menschen später oder gar nicht an Typ-2-Diabetes erkranken“, erläuterte der Erstautor der Studie, Karl Emmert-Fees.

Welche Auswirkungen hätte eine Zuckersteuer auf unsere Gesundheit?

Mit einer Abgabe auf gezuckerte Getränke würden weniger Behandlungen nötig, die Kosten durch Krankheitstage und Arbeitsunfähigkeit würden ebenfalls sinken. Bei den Berechnungen wurden Menschen unter 30 Jahren nicht berücksichtigt, weil die meisten der modellierten Erkrankungen vor allem in der zweiten Lebenshälfte auftreten. Allerdings sei der Softdrink-Konsum im Teenageralter am höchsten, erläuterte Emmert-Fees. „Dementsprechend wäre die durchschnittliche Reduktion des Zuckerkonsums noch drastischer und der positive gesundheitliche Effekt noch größer, wenn wir jüngere Menschen mitberücksichtigen würden.

Wie hoch müsste eine Zuckersteuer sein?

Die Weltgesundheitsorganisation empfiehlt eine Sondersteuer von mindestens 20 Prozent auf zuckerhaltige Getränke, um den Zuckerkonsum der Bevölkerung mitsamt seiner gesundheitlichen Folgen zu reduzieren. Die Studie betrachtet verschiedene Arten, Zucker zu besteuern: Entweder soll die Steuer erreichen, dass insgesamt weniger Softdrinks konsumiert werden oder, dass die Hersteller die Rezeptur auf weniger Zucker umstellen. Wenn zum Beispiel die Abgabe unabhängig vom Zuckergehalt fällig wird, führt das zu einer sinkenden Nachfrage nach Softdrinks. Richtet sich die Steuer nach der Zuckermenge, würden zudem die Rezepturen der Getränke verändert.

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Nachrichten Werden Softdrinks mit einer Zuckersteuer teurer?

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Nadine Gode aus der SWR-Redaktion für Umwelt und Ernährung

Der Simulation zufolge würde bei einem pauschalen 20-prozentigen Aufschlag auf die Softdrink-Preise der Zuckerkonsum pro Tag und Person um ein Gramm sinken.

In der Gruppe der Männer zwischen 30 und 49 Jahren wären es den Abschätzungen zufolge sogar knapp drei Gramm weniger pro Tag. Bei 30 Prozent weniger Zucker in den Drinks, wie in Großbritannien, wären die Auswirkungen noch stärker, sagen die Fachleute. Dadurch würde der Pro-Kopf-Konsum in Deutschland um täglich 2,3 Gramm reduziert, bei den 30- bis 49-jährigen Männern sogar um 6,1 Gramm.

Wie sind die Erfahrungen in Großbritannien?

Erfahrungen in Großbritannien zeigen, dass Hersteller den Zuckergehalt in ihren Getränken drastisch gesenkt haben und der Konsum von Limonaden gesunken ist. Das hat wohl zu weniger zuckerbedingten Erkrankungen geführt. Das sei lange bekannt, dennoch unternehme die Regierung in Deutschland nichts dagegen, dass überzuckerte Getränken schon junge Menschen krank machen, kritisierte Foodwatch.

Deutschland setzt momentan auf eine freiwillige Selbstverpflichtung der Getränkeindustrie – Studien zufolge bislang mit mäßigem Ergebnis. Die Studie aus München zeigt, dass der erwünschte Effekt einer Steuer wohl tatsächlich eintreten und das Risiko etwa für Übergewicht und Erkrankungen sinken würde.

Auch Werbeverbote, wie sie für Zigaretten eingeführt wurden, könnten helfen, den Zuckerkonsum zu verringern.

Ergänzend sei eine verstärkte Aufklärung unter Kindern und Jugendlichen sinnvoll, sagte der Leiter des Projektbereichs Globale Gesundheitsökonomie, der selbst nicht an der Studie beteiligt war. „Junge Menschen, insbesondere junge Männer, konsumieren in viel größerem Maße zuckerhaltige Getränke als ältere Menschen.“ Ihre langfristige Gesundheit profitierte daher am meisten von Maßnahmen zur Verringerung des Zuckerkonsums.

Sollte es in Deutschland eine Zuckersteuer geben?

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