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Von Autor/in Sebastian Lehmann

Ich koche gern. Oder wie ich es nenne: Ich bereite Essbares zu. Meistens stimmt das sogar.

Nur die eingelegten Anchovis mit Heidelbeersoße und getrockneten Tomaten an Senf konnte man wirklich gar nicht essen. Aber es war Sonntag und ich hatte nicht eingekauft – und das war das einzige, was noch im Kühlschrank lag.

Bis jetzt hat sich noch niemand über mein Essen beschwert. Das könnte ohnehin nur meine Freundin. Sie traut sich aber nicht, denn sie kann gar nicht kochen und ist auf meine „Kochkünste“ angewiesen. Außer sie isst jeden Tag Kartoffeln mit Quark. Wenn sie kocht, brennt immer etwas an. Die Kartoffeln, der Quark – gern auch mal die Küche.

 „Sebastian, koch doch mal was Neues“, schlägt meine Freundin vor. „Wie wär’s mit Shakshuka?“

Ich hasse Rezepte. Kochbücher setzen mich unter Druck. Meine Gemüselasagne sieht nie aus wie auf den Fotos im Kochbuch. Dort ist die Lasagne perfekt rechteckig, gleichmäßig hoch und der Parmesanbelag erinnert an eine Marmoroberfläche in einer Florentiner Kathedrale. Meine Gemüselasagne sieht dagegen aus wie Tomatenmatsche mit Käse überbacken. Was sie ja auch ist.

Auf den Kochbuchfotos liegt auch immer ein alter Holzkochlöffel und eine Zitrone neben dem Gericht. Außerdem ein Zweig Rosmarin. Zuerst hatte ich gedacht, das wären Tannennadeln.

Aber ich merke: Shakshuka ist gar nicht so schwer. Doch dann komme ich beim Rezept an die Stelle, wo die verschiedenen Gewürze aufgezählt werden: „Eine Prise fein gemahlenes Kurkuma.“ Ich besitze kein Kurkuma. Ich besitze Salz und Pfeffer. Also, eigentlich nur Salz. Ich habe noch nie Kurkuma für irgendetwas gebraucht. Früher gab es das doch auch nicht. Meine Mutter streute kein Kurkuma auf ihre Leberknödelsuppe. Leider ist wieder Sonntag und ich kann kein Kurkuma kaufen. Ich nehme stattdessen geraspelte Anchovis. Habe ich einfach immer da.

Und man muss bei Rezepten grundsätzlich alles genau abwiegen oder abmessen: „Dazu 0,15 Gramm Cayenne Pfeffer.“ Ganz hinten in der Speisekammer finde ich noch eine Döschen Cayenne. Seltsam, ich kann mich nicht erinnern das gekauft zu haben. Vielleicht ist das noch vom Vormieter? Aber ich besitze natürlich keine Küchenwaage. Also nach Augenmaß. Ich schütte das halbe Döschen zu den Tomaten.

„Dann rühren Sie sieben Mal den Tomatensud mit einem schmalen Holzlöffel um und lassen sie ihn 27,5 Minuten auf mittlerer Hitze köcheln“, heißt es weiter im Kochbuch. Mein alter DDR-Gasherd kann nicht mittlere Hitze. Der kann nur Höllenfeuer. Oder Aus.

Jetzt hab ich wirklich keine Lust mehr. Ich mache einfach Käse drüber. Ich finde noch ein Block Parmesan im Kühlschrank, der sieht fast noch frisch aus. In diesem Moment kommt meine Freundin in die Küche. „Sebastian, das ist doch verschimmelt.“ „Das ist nur die Salzkruste“, sage ich, schneide dann doch sicherheitshalber die weißen Flecken aus dem Käse. Schließlich stelle ich die Shakshuka in den Ofen und nenne sie Gemüselasagne. Scharfe Gemüselasagne. Mit Anchovis. Fazit: Ist essbar. Zum Nachtisch gibt es eine Zitrone und ein paar Tannennadeln. „Nächsten Sonntag koche ich lieber mal wieder“, sagt mein Freundin. Es soll Kartoffeln mit Quark geben.

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