SWR3-Moderatorin Sabrina Kemmer interviewt zwei menschliche Welpen: Puppy Marlon und Puppy Leo. Beide leben in Berlin, sind Mitte zwanzig und ein Paar.
Was ist „Human Pupplay“?
Erstmal die Übersetzung: Pup heißt auf Deutsch Welpe oder Jungtier. Human Pupplay ist ein Rollenspiel. In Deutschland gibt es etwa 2.000 Human Puppies. Das sind Menschen, überwiegend Männer, die gerne eine lederne Hundemasken tragen, wie ein Hund auf allen Vieren laufen und von ihrem sogenannten „Handler“ oder Trainer an der Leine geführt, gefüttert und gestreichelt werden. In Großstädten sind sie auch in der Öffentlichkeit unterwegs. Die Puppies wissen, dass über ihre Vorliebe meistens erst mal gekichert wird. Darum ging es in der letzten Doktorspiele-Podcast-Folge:
Da einige Fragen offen blieben, spricht Sabrina mit echten Insidern der Human-Puppy-Szene.
Woher kommt das Welpen-Rollenspiel?
Laut Marlon und Leo ist Human Pupplay eine abgewandelte Form des Dog- und Slave-Plays (Hunde und Sklaven-Spiels) aus dem BDSM-Bereich, eine niedlichere Variante sozusagen.
Wie funktioniert Pupplay?
Man setzt eine Hunde-Maske auf und schlüpft damit in die Welpenrolle, den sogenannten „Headspace“. Das heißt, man versucht zu „denken“ wie ein Welpe. Ein Welpe hat etwas Unschuldiges. Das heißt, ein Puppy spielt einfach, bellt, lässt sich streicheln, rennt dem Ball hinterher. Der Mensch in der Hunderolle wird im Kopf frei, sein Denken lässt nach, er kann vom Alltag abschalten. Deswegen ist für Marlon und Leo Pupplay mehr als nur ein Hobby geworden, eher zu einer Lebenseinstellung.
Welches Equipment braucht ein Puppy?
Das Lieblingsoutfit von Marlon und Leo ist Latex. Das eignet sich, sagen sie, nicht so gut zum Spielen, aber zum Rausgehen, um sich zeigen. Sie tragen ihre Puppy-Masken, das Halsband, einen Latexanzug. Der ist erweiterbar mit Fesseln, vielleicht noch Socken dazu. Sowas kann in der Fetischszene schnell sehr teuer werden, etwa bis 700 Euro.
Um in den Headspace – also die Denkweise eines Welpen – zu gelangen, reiche es jedoch völlig, nur eine Maske zu haben. Die gibt es auch in der günstigeren Variante für 30 bis 40 Euro. Dazu kann man tragen, was man möchte. Ein paar Knieschoner empfehlen die beiden auf jeden Fall, damit sich das Laufen und Toben auf allen Vieren angenehmer anfühlt.
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Wie können wir uns die Szene vorstellen?
In Berlin gibt es mittlerweile eine große Community, erzählen sie. Die Pupplayer treffen sich einmal im Monat beim Stammtisch in einem Cafe, tauschen sich aus, spielen zusammen. Beim Christopher Street Day gibt es zum Beispiel auch extra Puppy-Events, mit Spielwiesen und Partys.
Viele Pupplayer würden auch einen Kleidungsfetisch leben, sagen Marlon und Leo. Da gäbe es alles Mögliche wie Moto-Cross-Klamotten, Leder und Latex. Auf Marlons Instagram-Profil sind sogar Leute mit Gasmasken zu sehen, komplett in schwarzem Latex. Das kann möglicherweise etwas gruselig wirken.
Wenn sich Leute interessieren, haben Marlon und Leo meistens Flyer über Pupplay dabei.
Was hat Pupplay mit Sex zu tun?
Das war die große Frage, die sich Sabrina und Max in der letzten Podcast-Folge gestellt hatten. Marlon und Leo sagen klar: Kann. Aber muss nicht. Ob mit oder ohne Sex, jeder könne das für sich so machen, wie er möchte. Da gäbe es keine Regeln, das sei jedem selbst überlassen.
Aber es gäbe auch Player, die das komplett Sexfrei ausleben, sagen die beiden. Human Pupplay ist unabhängig von Geschlecht, Alter und sexueller Orientierung. Und ganz wichtig: Echte Tiere sind nicht involviert.
Wie Puppies feiern: Das Hunde-Rudel im Bällebad
Marlon und Leo treffen sich in Berlin auch in einem Rudel, dort haben sie eine Handlerin beziehungsweise ein Frauchen, die das Sagen hat. Und wie in einem echten Wolfsrudel gibt es dort Rangfolgen, den Alfa-Hund, den Beta, die Gammas…
Auf Puppie-Parties, erzählen sie, wird vor allem gequatscht, getanzt und etwas getrunken. Wie auf einer ganz normalen Party, nur dass alle Masken tragen und manchmal ein Ball herum fliegt. Und was für die beiden auf einer richtig guten Puppy-Party auf keinen Fall fehlen darf, ist ein Bällebad!
In vielen Regionen gibt es sogenannte „Meet & Barks“, quasi Stammtische wie in Berlin. Interessenten sind dort herzlich willkommen, sagen Marlon und Leo. Man könne die Pupplayer auch einfach auf der Straße ansprechen oder über Social Media anschreiben.