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Stefan Scheurer
Stefan Scheurer (Foto: SWR3)

Wann darf man ein Kapitalverbrechen verschleiern? Geht das moralisch überhaupt? Und was bedeutet das für den Tatort aus Stuttgart? Lannert und Bootz ermitteln gegen Leute, die es nicht so genau nehmen.

Es ist mal wieder Nacht im Tatort, wie so oft. Auf einer Landstraße bei Stuttgart regnet es in Strömen, man sieht fast nichts. Ein fettes Auto kommt angeschossen, der Fahrer telefoniert und stößt plötzlich im Dunkeln mit etwas zusammen. Er steigt aus, schaut sich um, ist nervös.

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Tatortcheck Tatort-Kritik: „Der Mörder in mir“, So., 18.09.22 | 20:15 Uhr | Das Erste

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Wann darf man ein Kapitalverbrechen verschleiern? Geht das moralisch überhaupt? Und was bedeutet das für den Tatort aus Stuttgart? Lannert und Bootz ermitteln gegen Leute, die es nicht so genau nehmen.

Es ist ihm nicht so ganz klar, mit was er zusammengestoßen ist, oder doch? Vielleicht ein Reh oder Wildschwein, im Regen ist wenig auszumachen – aber vielleicht war es eben auch ein Mensch. Mit schlechtem Gewissen setzt er seine Fahrt fort.

Tatort-Kommissare schauen sich am Tatort Landstrasse um. Ein Fahrrad des Opfers daneben. (Foto: SWR, SWR / Benoît Linder)
Auf der ehemaligen Rennstrecke Solitude wird auch heute noch gerast – und manchmal einer umgefahren.

Tatort Stuttgart: Fahrerflucht der besonderen Art

Am Tag danach wird alles klar: Ein Obdachloser ist überfahren worden, samt Fahrrad. Er lebte noch. Der Gerichtsmediziner meint, dass es einen langen, qualvollen Tod gab. Am Tatort finden sich wenige Spuren. Ein Kuscheltier und private Fotos geben dem Opfer und seiner Familie ein Gesicht.

Der Täter sitzt nach der Tat im Auto, der Blick geht durch die Windschutzscheibe, Lichter spiegeln sich. (Foto: SWR, SWR / Benoît Linder)
Warum hat er nicht geholfen? Das fragt sich der Täter sein Leben lang – ist das Strafe genug?

Ein Fehler. Und das Leben liegt in Trümmern

Und uns Zuschauern ist von Anfang an klar: Es ist der reiche Bonze, ein Rechtsanwalt, der sich erst mal wegduckt. Vielleicht kommt er ja so durch, ohne Strafe – war ja nur ein armer Schlucker, den es erwischt hat. Seine schwangere, ebenfalls reiche Frau findet deshalb alles nicht so tragisch: „Sagsch halt, es war ein Wildschwein!“

Der bärtige Tatort-Täter redet mit seiner schwangeren Frau im Wohnzimmer (Foto: SWR, SWR / Benoît Linder)
Das Ehepaar ist sich sicher: Alles gar nicht so schlimm.

Trotzdem hängt es von verschiedenen Zeugen ab, wie der Fall ausgeht, denn die Schlinge zieht sich immer weiter zu: Wird er am Ende verpfiffen? Und was tut er alles, damit sein schönes, reiches Leben nicht ruiniert wird, das schöne Haus, die heile Welt mit zwei Kindern und bald dem Dritten.

Tatort Stuttgart: Mord vertuschen erlaubt?

Der Tatort aus Stuttgart bringt ein Thema, das wir alle nachvollziehen können, denn wir alle machen Fehler. Mal leichte, mal schwere, aber müssen wir dafür echt immer gerade stehen? Und petzen wir, wenn andere etwas so richtig falsch gemacht haben – und wir wissen, dass hier im größtmöglichen Stil vertuscht wird?

Tatort-Täter schaut nachts grimmig drein (Foto: SWR, SWR / Benoît Linder)
Ja, er steckt nach seiner Tat irgendwie in einer ganz blöden Situation: Was lässt er sich alles einfallen, damit er von niemandem verpfiffen wird?

Immer, wenn der Tatort moralisch über die Stränge schlägt, eine neue Vertuschungsidee droht, geht es uns in die Magengrube. Und wir fragen uns die ganze Zeit: Kommt er davon? Zwar ganz ohne grandioses, explosives Finale ist es trotzdem ein wirklich unterhaltsamer Krimi. Konkurrenzfähig. Ein sehr ordentlicher Tatort, Glückwunsch ans Team Stuttgart.

Tatort-Autor & Regisseur Nicke Stein sitzt ein bisschen zwischen den Stühlen. Er würde gerne auch noch ein paar Antworten geben, aber die fallen ganz unterschiedlich aus – je nachdem, wen man fragt: Den Regisseur oder eben den Autor. Aber seht selbst:

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