Tatort-Kritik: Anruf bei Voss von einem alten Freund
Aus dem Feierabendbier, das Paula mit Felix Voss trinken will, wird nichts. Felix‘ alter Freund Marcus ruft an und lädt ihn für Sonntag zu seinem Gottesdienst in die mittelfränkische Provinz ein. Denn der Freund aus Berliner Studienzeiten ist mittlerweile Pfarrer geworden. Versteht sich von selbst, dass sich Voss auf den Weg macht. Obwohl er keinen blassen Schimmer hat, was Marcus vorhat.
Wohl schon seit Monaten bereitet der sich auf das Hochamt vor, dass er gleich halten will. Die Begrüßung der alten Freunde ist kurz, Marcus muss nochmal in die Sakristei. Ob Toni auch da sei, fragt Voss noch schnell. „Schau und hör dir erst die Predigt an“, sagt Marcus noch, „Und bleibt ruhig! Okay?“
Tatort Franken: Gab es ein großes Geheimnis zu lüften?
Toni. Eigentlich Antonia. Antonia Hentschel. Die drei hatten eine wunderbare Zeit zusammen in Berlin, während des Studiums. Unbeschwert, verliebt, ausgelassen. Doch jetzt stellt sich heraus, dass Toni leider schon vor zwei Jahren gestorben ist. „Selbstmord“, sagt man hier im Dorf.
Und in der Kirche dann noch ein Schock: Plötzlich ist auch Marcus tot. Erschlagen wird er in der der Sakristei gefunden, nur Minuten vor dem Hochamt, das ihm so wichtig war. Und auf dem der Pfarrer wohl ein großes Geheimnis lüften wollte: Wurde Toni etwa umgebracht, und Marcus hatte die Beweise dafür? Und wollte er die in der Predigt präsentieren?
Jedenfalls war ja Polizei da, und auch Tonis Vater und ihre Brüder hatte er aufgefordert zu kommen. Eine schreckliche Familie übrigens. Tonis Vater, ein typischer Industrieller, herzlos, aber als Zulieferer der Autoindustrie zu mehr Wohlstand gekommen als ihm gut tut, wohnt mit seinen Söhnen, die die Firma erben, ganz groß in einem Schloss. Alles ein bisschen drüber. Nur eine Tochter namens Antonia, davon will er nichts mehr wissen, der feine Herr Unternehmer.
Fazit: Wunderbar gefilmter Tatort zum Entspannen
Eines muss man sagen: Der Franken-Tatort ist diesmal grandios inszeniert, wunderbar gefilmt, mit wahrhaft hollywoodreifen Bildern. Das gibt dem Krimi eine wunderbar dichte Atmosphäre und unterstreicht die vielen kleinen spannenden Momente. Dabei geht es angenehm unaufgeregt zu: kein lautes Wort, keine Zankereien, und auch keine hektischen Kamerafahrten. Für viele sicher eine Wohltat zum Wochenendausklang.
Aber, und das muss man auch sagen, die Story trägt nach meinem Empfinden nicht ganz für lange 90 Minuten. In der Mitte hängt die Spannung ein bisschen durch, wie gut, dass der Kommissar dann im Fadenkreuz eines Jagdgewehres auftaucht.
Und was auch schade ist: Die Familie des Autozulieferers ist ziemlich überzeichnet. Er kalt wie ein Stein, und dann wohnen alle zusammen in einem Schloss und haben Angestellte, wie sie sich selbst echte Adelige heute in Deutschland nicht mehr leisten können.
Trotzdem gibt es von mir für Spannung und Story wirklich gute drei Elche. Und es kommt noch einer dazu, für die grandiosen Bilder, mit denen uns dieser Franken-Tatort verwöhnt. Macht zusammen sehr gute vier von fünf Elchen.
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