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Stefan Scheurer
Stefan Scheurer (Foto: SWR3)
ONLINEFASSUNG
Felix Stängle

Das ätzende Kleinbürgertum knöpfen sich Boerne und Thiel ja gerne vor: Dieses Mal geht es in eine biedere Bilderbuch-Kleingartensiedlung. Pflanzenidylle, wohin das Auge reicht. Ein sehr guter Tatort, meint Stefan Scheurer.

Es ist helllichter Tag in Münster – und das passiert sonst selten im Tatort. In einem top gepflegten Schrebergarten kippt eine Hüttenbesitzerin um und stirbt! Sie ist nicht alleine, denn zwei Nager liegen wenig später neben ihr. Und in diesem Tatort werden das lange nicht die einzigen Toten sein, die plötzlich sterben.

Tatort aus Münster: Deutsche und ihre Kleingärten

Kommissar Thiel und Professor Boerne müssen also in der kleinbürgerlichsten aller kleinbürgerlichen Umgebungen ermitteln: dem Kleingarten der Deutschen. Dort passiert Erwartbares: Intrigen, Affären und eben auch Leichen pflastern die Gemüsebeete. Nerdige Gartennachbarn ziehen komplett nackt minutenlang vor laufender Kamera über die Stockrosen und Ringelblumen der Vereinskonkurrenten her. Welch ein Idyll!

Kein Vorurteil wird in diesem Tatort ausgelassen, wir sind ja schließlich in Münster. In diesem stockbiederen Paradies verwandelt sich so manch ein Verdächtiger entweder zur Leiche oder zum harmlosen Schmuckkörbchenzüchter. Die Suche nach dem Täter bleibt spannend.

Kritik zum Münster-Tatort: Spannend von Anfang bis zum Ende

Was muss eigentlich ein Tatort haben, der 5 Elche verdient? Wir wollen gute Sonntag-Abend-Unterhaltung. Im Tatort soll nicht nur am Anfang und am Ende was passieren. Wir wollen viele spannende Wendungen haben. Und am besten können wir laaaange mitraten, bevor die Lösung zu offensichtlich wird.

Im Tatort Münster „Unter Gärtnern“ ist das der Fall: 90 Minuten lang bleibt es spannend, immer wieder passiert was Neues. Dem allzu heftigen Klamauk haben Thiel und Boerne Gott sei Dank abgeschworen. Die Gags sind intelligent und flach ist höchstens das Gemüsebeet.

Tatort-Kritik „Unter Gärtnern“ Münster: Börne mit Aktenkoffer im grünen Dickicht (Foto: ard-foto s2-intern/extern, WDR/Bavaria Fiction GmbH/Taimas Ahangari)
Boerne (Jan Josef Liefers) hat sich ein Bild gemacht. Ist die Tote eines natürlichen Todes gestorben oder vergiftet worden? Bild in Detailansicht öffnen
Tatort-Kritik „Unter Gärtnern“ Münster: Thiel, Börne und Haller im dunkeln vor einem Loch im Garten (Foto: ard-foto s2-intern/extern, WDR/Bavaria Fiction GmbH/Thomas Kost)
Sabines Garten am frühen Morgen: Die schwere Arbeit hat sich gelohnt. Boerne (Jan Josef Liefers, m.) und Haller (Christine Urspruch) haben ein Skelett gefunden. Frank Thiel (Axel Prahl, r.) begutachtet das Werk. Bild in Detailansicht öffnen
Tatort-Kritik „Unter Gärtnern“ Münster: Haller schaut sich Pflanzen in einem Garten an (Foto: ard-foto s2-intern/extern, WDR/Bavaria Fiction GmbH/Thomas Kost)
Silke Haller (Christine Urspruch) untersucht die Flora in Sabines Garten. Ihr Hauptaugenmerk liegt dabei auf den giftigen Pflanzen. Bild in Detailansicht öffnen
Tatort-Kritik „Unter Gärtnern“ Münster: Eine Frau hat ein Eichhörnchen auf der Hand (Foto: ard-foto s2-intern/extern, WDR/Bavaria Fiction GmbH/Thomas Kost)
Sabine Schmidt (Sibylle Canonica) füttert die zahmen Eichhörnchen in ihrer Laube. Bild in Detailansicht öffnen

SWR3-Tatort-Kritik „Unter Gärtnern“: Krimi aus Münster nicht so schräg wie früher

Dazu kommt, dass man den Tatort-Machern wirklich anmerkt, dass sie zeigen wollen: Nein, so einfach geben wir den Sonntag-Abend-Platz nicht auf. Die Musik ist wirklich pompös und filmreif, die Dialoge sehr gut zu verstehen. So kann man gegen Netflix konkurrieren – und das ist auch gut so.

Dass es der Tatort Münster mit einem übermenschlichen, radikalen, explosiven Finale wieder maßlos übertreibt, gönnen wir dem Team. Denn es ist unter dem Strich einfach gute, launige Unterhaltung; ein toller Krimi, was in Münster nicht immer so ist. Immerhin nicht mehr so schräg wie früher – sehr sehenswert!

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