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Michael Haas
Michael Haas (Foto: SWR3)
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Felix Stängle

Im Tatort aus Kiel ermitteln Kommissar Borowski und seine junge Kollegin bei einer schwerreichen Unternehmer-Familie, weil der Ehemann der Firmenchefin verschwunden ist. Doch so konventionell die Geschichte auch losgeht, der Fall entwickelt sich und ist wirklich sehenswert, sagt SWR3-Redakteur Michael Haas.

Wo ist Tobias Exner? Der Ehemann einer supererfolgreichen Unternehmerin ist plötzlich verschwunden. Die mehrfache Millionärin meldet ihn als vermisst. Klar denkt die Polizei erst an eine Entführung. Doch eine Lösegeldforderung bleibt aus. Grund, sich die Verhältnisse in dem Familienbetrieb mal genauer anzusehen. Im Hintergrund ziehen nämlich die Eltern der Unternehmerin noch ganz schön die Strippen. Besonders zu ihren eigenen Gunsten – finanziell versteht sich.

Und von ihrem verschwundenen Schwiegersohn halten die beiden Alten schon mal gar nichts. „Hat nicht gearbeitet, ist nichts wert“, so die Denke der beiden Snobs. Und sogar die eigene Ehefrau hat ein gespaltenes Verhältnis zu ihrem Mann. Kein Wunder, er gilt als Frauenheld mit zahllosen Affären.

Tatort aus Kiel: Jeder hat ein Motiv

Bleibt aber die Frage: Wo ist er jetzt? Vielleicht doch einfach nur durchgebrannt mit irgendeiner x-beliebigen Affäre? Der Chatverlauf aus einer Dating-App legt das nahe. Allerdings finden die Kommissare hier auch noch eine ganz andere Spur. Die Geliebte stachelt den Ehemann nämlich tatsächlich dazu an, seine Frau aus dem Weg zu räumen. Später findet die Polizei sogar eine zersägte Schaufensterpuppe, an der der Mann sozusagen „geübt“ haben soll.

Geile Story! Ein Ehemann verschwindet, seine Frau, die selbst genug Gründe hätte, ihn aus dem Weg zu räumen, meldet ihn als vermisst. Ihre Eltern machen krumme Geschäfte, von denen der Verschwundene gewusst haben könnte, also haben die beiden auch mindestens ein Motiv. Ein windiger Finanzjongleur aus der Schweiz komplettiert die Vierer-Bande.

Tatort am 3.3.: Keine Spuren, keine Leiche

Und was macht der Tatort jetzt aus diesem schon mal ganz guten Setting? Zumal auch noch rauskommt, dass der Ehemann an der Börse gegen seine eigene Ehefrau spekuliert hat.

Damit haben sie alle jetzt mehr als nur ein Motiv, und Borowski kann eigentlich nur eins machen: in aller Seelenruhe Fakten ermitteln und immer wieder mit den möglichen Tätern sprechen. Denn Spuren oder gar eine Leiche gibt es nicht. Diesen Fall kann er nur lösen, wenn jemand gesteht oder sich jemand verrät.

Tatort-Kritik „Borowski und der Wiedergänger“ aus Kiel: Menschen tanzen in einem noblen Wohnzimmer im Hintergrund applaudieren Leute (Foto: ard-foto s2-intern/extern, NDR / Thorsten Jander)
Ein schönes Paar: Greta und Toby Exner. Bild in Detailansicht öffnen
Tatort-Kritik „Borowski und der Wiedergänger“ aus Kiel: Ein Paar schaut sich ernst über einen Esstisch an, im Hintergrund ein Mann mit Geschirr in der Hand (Foto: ard-foto s2-intern/extern, NDR / Thorsten Jander)
Spannung liegt in der Luft: Greta und Toby Exner. Bild in Detailansicht öffnen
Tatort-Kritik „Borowski und der Wiedergänger“ aus Kiel: Die Ehefrau in einem noblen Büro, im Hintergrund die Kommissare (Foto: ard-foto s2-intern/extern, NDR / Thorsten Jander)
Toby Exner wird vermisst: Klaus Borowski und Mila Sahin statten Ehefrau Greta einen Besuch ab. Bild in Detailansicht öffnen
Tatort-Kritik „Borowski und der Wiedergänger“ aus Kiel: Die Kommissare un Spurensicherung finden einen Kunst-Arm in einem Fass (Foto: ard-foto s2-intern/extern, NDR / Olga Samuels)
Hat Toby Exner ein Verbrechen geplant? Klaus Borowski und Mila Sahin finden Hinweise an Bord der „Kitty“. Bild in Detailansicht öffnen

SWR3 Tatort-Kritik: Anders als geplant

Für mich ist das ein Tatort mit einer ganz besonderen Story. Denn der Ehemann hatte ja wohl ursprünglich selbst geplant, seine Frau umzubringen. Und verschwindet dann selbst. Und dann noch die ganzen Figuren im Hintergrund, die Familie, der Berater, die Affären, super. Sehr unkonventionell erzählt das Ganze mit einigen unerwarteten Wendungen und sogar eine echte Überraschung (ich verrate nichts!).

Schade, dass auch so ein, zwei Logikbrüche drin sind. Manchmal legt der oder die Täterin die Spur ohne Not zu sich selbst. Das irritiert ein bisschen. Ist aber nicht so schwerwiegend, es ist immer noch ein guter Tatort – voller Ruhe und Gelassenheit und damit wie gemacht für den Ausklang des Wochenendes. Find ich gut! Drei von fünf Elchen!

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