Kommissar Felix Murot, der immer so aussieht, als wollte er aus den Sechzigern abgeholt werden, sitzt an der Hotelbar eines Nobelhotels. Im Hintergrund dezente Klaviermusik. Hier ist Murot in seinem Element. Neben ihm ein exzellenter Bordeaux im Glas und daneben eine attraktive junge Dame auf einem Barhocker; wie zufällig in seiner direkten Nähe.
Tatort Wiesbaden: K.O. im Nobelhotel
Natürlich spricht Murot die junge Frau an, natürlich ergibt sich ein nichtssagendes Gespräch, und natürlich fließt weiterer Bordeaux. Allein schon wegen des Altersunterschieds ahnt man als Zuschauer schon: Da stimmt was nicht. Und tatsächlich. Murot gerät ordentlich ins Schwanken. Da hat ihm die Frau doch eben was in den Rotwein gekippt, ganz unbemerkt. Waren das etwa KO-Tropfen?
Jedenfalls ist am nächsten Morgen Doppel-Disko: Murot wacht in einem freien Zimmer des Nobelhotels auf, hat einen riesen Schädel, aber sonst nichts mehr. Alle Papiere, das ganze Geld, alles weg. Und dann klingelt auch noch wie bekloppt das Handy. Murots Kollegin sucht ihn schon ne ganze Weile. „Wo bleiben Sie denn?“ – „Ich bin noch zu Hause“, flunkert der Kommissar verlegen. Das hätte er am besten nicht gemacht. Auch wenn er so doof war und gedacht hat, die sehr viel jüngere Diebin würde sich für ihn interessieren.
Denn der Tote, weswegen ihn seine Kollegin so dringend sucht, liegt im genau selben Hotel, in dem Murot ausgeknocked die Nacht verbracht hat. Was natürlich peinlich ist. Und was er natürlich für sich behält. Und schon nimmt das Schicksal seinen Lauf. Denn auch der Tote hat sich von der Schönen an der Bar beklauen lassen.
Tatort Wiesbaden: Man weiß nie wie es kommt
Und schwupps sind wir mittendrin im Murot-Tatort – bei dem man nie weiß, was als nächstes kommt. Wird’s spannend? Oder wird's skurril, wie an einer Stelle, als der Typ an der Hotelbar Bauchredner ist und eine Puppe auf dem Schoss sitzen hat? Oder wird’s ernst? Wie an einer anderen Stelle, als ausgerechnet die Trickdiebin Murot auf dessen Führerschein wiedererkennt – als ihren möglichen Vater? Alter Falter, ganz schön abgefahren.
Fazit: Ein Hochglanz-Tatort!
Getoppt wird das alles nur durch die wunderschönen Bilder. Ein Tatort in Hochglanz. Wie edel und ästhetisch der Murot an der Hotelbar hängt, mit dem Rotwein in der Hand. Ein echt gelungener Gegenentwurf zu den Schmuddel-Kommissaren, die‘s im Tatort schon reichlich gegeben hat. Dabei trägt die Story tatsächlich ganze 90 Minuten und ist „durchaus unterhaltsam“ – wie Murot sagen würde.