Wenn in den nächsten Tagen auffällig viele Düsenjets über euren Köpfen hin und her zischen, macht euch keine Sorgen. Das Ganze ist nur eine Übung – laut Bundeswehr das größte Manöver von Luftstreitkräften seit Bestehen der Nato. Dass die Bedrohung Europas von außen nicht unvorstellbar ist, zeigt die Riesenübung „Air Defender 23“.
„Air Defender 23“: Gegner aus dem Osten greift an
Das Szenario: Ein fiktiver Gegner aus dem Osten greift Europa an. Klingt bekannt? Tatsächlich wurde „Air Defender 23“ 2018 von Deutschland initiiert, also nach der Annexion der Krim durch Russland. Von 12. bis 23. Juni findet das Manöver nun unter deutscher Führung statt.
Im Szenario der Großübung heißt der Gegner OCCASUS – ein fiktives östliches Bündnis. Nach jahrelanger Konfrontation mit der Nato hat der Konflikt Deutschland erreicht. OCCASUS versucht, zur Ostsee vorzustoßen und den Rostocker Hafen einzunehmen – auch mit Sabotageaktionen und Spezialkräften, die aus der Luft unterstützt werden. Es kommt zum Verteidigungsfall nach Artikel 5 des Nato-Vertrags.
Mit „Air Defender 23“ hat sich auch Pia Ritter im SWR3 Topthema am 12. Juni beschäftigt:
Action am Himmel: So soll der Luftkampf bei der Nato Übung ablaufen
Laut Generalleutnant Günther Katz, Kommandierender General des Luftwaffentruppenkommandos, sollen das Zusammenspiel und gemeinsame Taktiken geübt werden. Maschinen der verschiedenen Nationen werden sich am Himmel sammeln. Spezialflugzeuge für den Elektronischen Kampf (Eloka) identifizieren zuerst gegnerische Radarstellungen und Flugabwehrstellungen. Jagdflugzeuge bekämpfen dann den Gegner in der Luft. Im Anschluss kommen Bomber gegen Ziele am Boden zum Einsatz. Über allem fliegen Aufklärungsmaschinen und Tankflugzeuge sorgen für ausreichend Treibstoff.
Wir zeigen auch Stärke, denke ich mir, indem wir auch demonstrieren, dass wir abwehrbereit sind und dass wir auch bereit sind, jeden Quadratzentimeter des Bündnisgebietes gegen jeden möglichen Gegner zu verteidigen.
Kampfjets über Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz
An der Übung nehmen rund 10.000 Soldatinnen und Soldaten aus 25 Nationen teil. Etwa 250 Flugzeuge werden am Manöver beteiligt sein, die auf verschiedene Standorte verteilt sind – darunter das rheinland-pfälzische Spangdahlem. Auch das Hubschraubergeschwader 64 aus Laupheim (Kreis Biberach) ist an „Air Defender 23“ beteiligt und wird für die Übung nach Lechfeld in Bayern verlegt.
Militärische Großübung über Deutschland Laupheimer Hubschraubergeschwader nimmt an "Air Defender 23" teil
Am Montag beginnt über Deutschland die größte Luftoperationsübung seit Bestehen der NATO. Daran beteiligt ist auch das Hubschraubergeschwader 64 in Laupheim. Der Flughafen Friedrichshafen erwartet Beeinträchtigungen.
Es gibt drei Übungslufträume über Deutschland verteilt: Nord, Ost und Süd. Der südliche Übungsraum geht über SWR3Land und erstreckt sich vom Saarland über Rheinland-Pfalz und den Norden Baden-Württembergs bis Lechfeld. Hier sollen die Einsätze laut Bundeswehr zwischen 13 und 17 Uhr stattfinden – nachts und am Wochenende wird es keine Übungsflüge geben. Die Jets werden in der Regel zwischen 2.500 und 15.000 Metern und höher fliegen – vereinzelt werden Tiefflüge an den Truppenübungsplätzen Baumholder und Grafenwöhr durchgeführt.

Luftwaffenübung bis zum 23. Juni Air Defender 2023 gestartet: Auch die Region Trier wird überflogen
Am Montag hat das größte Luftwaffen-Manöver in der Geschichte der NATO begonnen. Eingebunden in Air Defender 2023 ist auch die US-Airbase Spangdahlem in der Eifel.
Fallen wegen „Air Defender 23“ Flüge aus?
Die Fluglotsengewerkschaft rechnet wegen des Manövers mit massiven Beeinträchtigungen des zivilen Flugverkehrs, die Bundeswehr glaubt das nicht. Man tue alles dafür, „die Belastung durch Air Defender 23 für die Bevölkerung so gering wie möglich zu halten“. Die militärische Nutzung der drei Übungsräume finde deshalb zeitversetzt und nie zeitgleich statt. In diesem Zeitfenster steht der Luftraum der zivilen Luftfahrt allerdings nicht zur Verfügung.
Die aktuellsten Ergebnisse der letzten Simulation durch Eurocontrol zum Einfluss von Air Defender auf die zivile Luftfahrt haben ergeben, dass mit keinen Flugausfällen zu rechnen ist, sondern höchstens mit Verzögerungen.