Alaska Airlines nahm die erste inspizierte Boeing 737-9 Max am Freitag (26. Januar), United Airlines am Samstag (27. Januar) wieder in Betrieb. Die beiden Fluggesellschaften sind die einzigen in den USA, die die Max 9 in ihren Flotten haben.
An Bord des ersten Wiedereinsatzes bei Alaska Airlines war auch die fürs operative Geschäft zuständige Top-Managerin Constance von Muehlen. Sie wolle von Fluggästen nichts verlangen, was sie nicht selbst machen würde, sagte sie dem US-Sender CBS. Alaska-Kunden, die nicht mit diesem Flugzeugtyp fliegen möchten, können auf andere Maschinen umgebucht werden.
Boeing 737-9 Max: Lockere Schrauben entdeckt
Eine Boeing 737-9 Max von Alaska Airlines mit 177 Menschen an Bord musste am 5. Januar notlanden, nachdem in fast 4.900 Metern Höhe ein türgroßes Stück der Kabinenwand herausgebrochen war. Die US-Luftfahrtbehörde FAA verhängte daraufhin ein Flugverbot für 171 Maschinen der Baureihe.
Bei mindestens fünf Maschinen des gleichen Typs wurden daraufhin lose Schrauben und andere Probleme in dem Bauteil entdeckt, berichtete zunächst die Luftfahrt-Branchenwebsite The Air Current.
Später teilte auch die Fluggesellschaft Alaska Airlines mit, dass lose Teile am Rumpf der Maschine gefunden wurden. Laut US-Flugsicherheitsexperten könnten die losen Schrauben ein Problem der Qualitätskontrolle sein und somit ein Flottenproblem. Entsprechend müssten die Untersuchungen ausgeweitet werden.
Das herausgerissene Flugzeugteil wurde gefunden – in einem Garten in einem Vorort von Portland (US-Bundesstaat Oregon). Das 27 Kilogramm schwere Trümmerteil werde ebenfalls genau untersucht.
Boeing 737-9 Max: Und plötzlich war ein Loch im Flugzeug
Das war passiert: Kurz nach dem Start von Alaska-Airlines-Flug 1282 meldete die Pilotin einen Notfall mit plötzlichem Druckverlust in der Kabine. Kein Wunder: Wo vorher ein schöner Fensterplatz war, war jetzt ein riesiges Loch in der Wand neben dem Sitz – auf dem glücklicherweise niemand saß.
Boeing 737-9 Max verliert Notausgangstür
Was auf den ersten Blick aussehen könnte, als sei das Fenster herausgeflogen, war in echt ein Paneel, das in einigen Flugzeugen anstelle eines zusätzlichen Notausgangs eingebaut wird. Laut dem Fliegerportal FL360aero benötigt die Boeing 737-9 Max einen extra Notausgang zwischen dem Notausgang über dem Flügel und der regulären Tür im hinteren Bereich des Flugzeugs, um die Zertifizierungsvorgaben für eine Notevakuierung zu erfüllen.
Diese zusätzlichen Notausgänge seien bei Alaska Airlines allerdings wegen einer geringeren Passagierzahl nicht vorgeschrieben und deshalb deaktiviert, wie auch Flightradar24 schreibt. Von innen sind sie nicht erkenntlich und sehen aus wie normale Fenster. So befinden sich im Gegensatz zu den anderen Notausgängen auch Sitze direkt davor.
Es habe hinten links im Flugzeug laut geknallt, sagte ein Passagier dem Sender KATU. „Es gab ein zischendes Geräusch und dann fielen sofort alle Sauerstoffmasken herunter.“ Durch den Druckausgleich sei einem Jungen, der mit seiner Mutter in der Nähe des herausgerissenen Fensters saß, das Shirt vom Leib gezerrt worden und aus der Maschine geflogen.
Eine Passagierin berichtet auf Tiktok, wie sie den Vorfall erlebt hat:
Notlandung: von Portland nach Portland
Die Boeing 737-9 Max der Alaska Airlines war mit über 170 Passagieren auf dem Weg von Portland zum Flughafen Ontario bei Los Angeles. Das Flugzeug befand sich in einer Höhe von 4.876 Metern, bevor es die Notlandung einleitete. Das zeigen Flugdaten. Nach rund 20 Minuten landete die Boeing wieder in Portland.
Nach Alaska Airlines auch FAA: Startverbot für Boeing Max 9
Die US-Luftfahrtbehörde FAA verhängte nach dem Zwischenfall ein Startverbot für Boeing-Max-9-Maschinen, darunter alle von Alaska Airlines und United Airlines betriebenen Flugzeuge, bis sie inspiziert werden können.
Alaska Airlines hatte bereits unmittelbar nach dem Vorfall ein Startverbot für all ihre Flugzeuge des betroffenen Typs verhängt. Jede der 65 Boeing 737-9 Max in der Flotte werde genau geprüft, bevor sie wieder fliegen dürfe, sagte Vorstandschef Ben Minicucci. Er entschuldigte sich bei den Menschen, die an Bord der notgelandeten Maschine waren.
Nicht die ersten Probleme mit Boeing-Max-Flugzeugen
Die Boeing vom Typ 737-9 Max war erst zwei Monate zuvor vom Band gelaufen und wurde seit 11. November auf Linienflügen genutzt, wie aus Online-Aufzeichnungen der US-Luftfahrtbehörde FAA hervorging. Laut FlightRadar24 war sie bis zum Beinahe-Unglück 145 Mal im Einsatz.
Der Vorfall in Portland war nicht die erste Negativschlagzeile für Boeing-Max-Maschinen. Im vergangenen Jahr konnten Max-Flugzeuge zeitweise nicht ausgeliefert werden, weil erst noch ein Fertigungsfehler behoben werden musste.
Für Aufsehen sorgten aber vor allem 2018 und 2019 zwei Abstürze von Max-8-Flugzeugen, bei denen insgesamt 346 Menschen ums Leben kamen. Danach durften weltweit fast zwei Jahre lang die Typen Max 8 und Max 9 nicht mehr abheben. Erst als Boeing den Softwarefehler im automatischen Flugsteuerungssystem behoben hatte, mit dem die Abstürze zusammenhingen, konnten die Flugzeuge wieder starten.