In Lahaina waren die Brände nach Bezirksangaben am Freitagabend (11. August) zwar zu 85 Prozent eingedämmt, aber Drohnenaufnahmen zeigen das Ausmaß der Katastrophe.

In Lahaina, einer Stadt im Nordwesten von Hawaii, durchkämmen Suchtrupps mit Leichenspürhunden die Ruinen. „Wir gehen leider davon aus, dass die Zahl der Todesopfer erheblich steigen wird“, sagte US-Senator Brian Schatz aus Hawaii dem Sender MSNBC am Freitagabend (11. August).

Lahaina ist, von wenigen Ausnahmen abgesehen, abgebrannt. Es fühlt sich zweifellos an, als sei eine Bombe auf Lahaina gefallen.

Mit diesen dramatischen Worten beschreibt der Gouverneur von Hawaii die Szenen in der Stadt Lahaina auf Maui. Es sind Bilder, die Unvorstellbares zeigen: Der Ort im Surfer-Paradies liegt in Schutt und Asche. Ein Buschfeuer hat auf der Hawaii-Insel Maui mindestens 111 Menschen das Leben gekostet. Unter den Trümmern könnten noch weitere Leichen liegen.

Chef der Notfallbehörde tritt zurück

Am Donnerstag (17. August) verkündete der Chef der Notfallbehörde von Maui, Herman Andaya, zurückgetreten. Er begründete den Schritt mit gesundheitlichen Gründen, ohne weitere Details zu nennen. Das Krisenmanagement der Insel steht zunehmend in der Kritik, weil die Warnsirenen nicht betätigt wurden, als das Feuer ausbrach. Außerdem habe Wasserknappheit den Einsatz der Feuerwehr behindert.

Noch am Tag zuvor hatte Andaya den Entschluss verteidigt, nicht die Sirenen aufheulen zu lassen, während die Flammen wüteten. Dabei verfügt der US-Staat Hawaii nach eigenen Angaben über das größte Outdoor-Alarmsirenensystem der Welt. Man habe Angst gehabt, dass die Menschen Richtung Berghänge oder ins Landesinnere geflohen wären. „Wenn das der Fall gewesen wäre, wären sie in das Feuer hineingelaufen“, sagte er.

Drohnenaufnahmen zeigen apokalyptische Bilder

Die ersten Einwohner von Lahaina durften inzwischen zurückkehren. Wie Gouverneur Green am Freitag (11. August) dem Sender Hawaii News Now sagte, sollten sie nach ihrem Eigentum sehen können.

Buschfeuer auf Maui: Menschen springen panisch ins Meer

Menschen seien aus Panik ins Meer gesprungen, weil sie vom Feuer umzingelt waren und das ihre einzige Möglichkeit war, dem Inferno zu entkommen. Die Küstenwache teilte später laut dem US-Sender CNN mit, dass mehr als ein Dutzend Menschen aus dem Wasser gerettet wurden.

Satellitenbilder von der hawaiianischen Insel Maui zeigen die Buschfauer (Foto: Reuters)
Satellitenbilder zeigen, wie schlimm die Buschfeuer auf der hawaiianischen Insel Maui wüten.

Mehrere Hundert Familien in Lahaina verloren ihre Häuser, der Touristenort ist weitgehend zerstört. Gouverneur Green sagte CNN am Donnerstag, dass möglicherweise bis zu 1.700 Gebäude in Lahaina abgebrannt seien. „Wir haben kein Lahaina mehr, es ist weg“, zitierte CNN einen Einwohner.

Ravensburger in Maui: Alles ist weg

Zu den Menschen auf Maui, die in Lahaina alles verloren haben, gehört der Ravensburger Anatol Eisele. Er ist vor 30 Jahren als Surfer nach Maui gekommen – und geblieben. „Lahaina ist nicht mehr da“, sagt er, als er vor den verkohlten Ruinen seines Restaurants Paia Fishmarket steht. „Alles komplett weg.

Eisele war am Dienstagnachmittag aus Haiku im Osten von Maui auf dem Weg zu seiner Arbeit in Lahaina, als der Wind heftig über Maui fegte. „Wir haben über 100 Jahre alte Bäume, die sind einfach umgepurzelt wie Zahnstocher“, sagt Eisele.

Wegen der Ausläufer von Hurrikan Dora war sein Restaurant zu der Zeit schon ohne Strom. Mit ein paar Mitarbeitern sei er erst einmal geblieben: „Und plötzlich haben wir lautes Knallen von explodierenden Autos gehört und schwarzen Rauch gesehen“, sagt Eisele. Einen Fluchtplan hatten sie auch schon: Notfalls wollten sie ins Meer springen, denn die Straßen waren schon völlig verstopft.

Feuer in Lahaina: Flucht in letzter Sekunde

Dann fegte der Wind das Restaurantdach weg, die Flammen kamen immer näher – und Eisele und seine Mitarbeiter sprangen im letzten Moment ins Auto. „Wir sind gerade noch so zum Schluss rausgekommen.“

Alle Zufahrtsstraßen nach Lahaina sind seither gesperrt, Eisele kehrte am Mittwoch aber mit einem Boot nach Lahaina zurück. Wie von einer „Feuerbombe“ getroffen sei dort alles zerstört worden, schildert er. Was einen schnellen Wiederaufbau betrifft, ist Eisele skeptisch. Das könne Jahre dauern.

Nicht nur Lahaina: Wohnhaus von Schweizer von Flammen bedroht

Auch der gebürtige Schweizer Bernhard Weber ist fassungslos: „Ich bin seit 35 Jahren hier, aber so eine Katastrophe haben wir auf Hawaii noch nie gesehen.“ Mit seiner deutschen Ex-Frau betreibt er das Restaurant Brigit & Bernard's Garden Café in Kahului, der Inselhauptstadt. Zwar hat es dort nicht gebrannt, aber sein Wohnhaus in Wailea war von Flammen bedroht.

Mitten in der Nacht hätten sie ihr Auto mit Wertsachen und Fotos vollgepackt und seien geflüchtet, sagt der 62-Jährige. „Gerade haben wir die Pandemie überlebt, und nun das. Tankstellen, Supermärkte, Hotels und Häuser, alles ist weg“, sagt Weber.

Mittlerweile sind die drei Buschfeuer auf der Insel eingedämmt aber noch nicht vollständig gelöscht. Trotzdem geht es jetzt darum, die zerstörten Orte wieder aufzubauen. Das Maui County hat alle Touristen aufgefordert, die Insel zu verlassen. Wer einen Urlaub in Maui gebucht hat, darf nicht mehr auf die Insel reisen. Die Betten werden jetzt für die Menschen gebraucht, die ihr Hab und Gut verloren haben.

Dass keine Touristen mehr kommen können, macht Weber Sorgen. „Ich hoffe, dass ich weitermachen kann“, seufzt der Restaurantbesitzer. Freunden, die ihr Haus verloren hätten, habe er nun angeboten, bei ihm zu wohnen.

Buschfeuer in Hawaii: Was Hurrikan Dora damit zu tun hat

Die Ursache für die jetzt wütenden Feuer war zunächst nicht bekannt. Mitverantwortlich für die rasch um sich greifenden Brände sei der Hurrikan Dora, der südlich der Inseln vorbeiziehe, sagen die Behörden. Der Wind habe die Flammen angepeitscht, die Brände hätten sich rasend schnell ausgebreitet.

Buschfeuer in Maui: US-Präsident Biden ruft Katastrophenfall aus

US-Präsident Joe Biden hat Hawaii Hilfe der Regierung versprochen. Er rief am Donnerstag (10. August) den Katastrophenfall für Hawaii aus, was die Bereitstellung von Bundesmitteln für Bewohner von Maui ermöglicht. Die Nationalgarde und die Marine stünden den Einsatzteams zur Seite. Das Verkehrsministerium werde dabei helfen, Urlauber von Maui auszufliegen, hieß es in einer Mitteilung.

The federal government isn't just sending prayers to the people of Hawai'i – but every asset they need. We're surging aid, resources, and personnel, and will help the state recover for as long as it takes. pic.twitter.com/Lj8cntL9JH

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