Am Samstag (24. Mai) hatten erst Lidl und dann kurz darauf Aldi „historische Preisanpassungen“ verkündet. Norma zog ebenfalls mit. Lidl veröffentlichte sogar einen Werbespot mit Sarah Connor, in dem sie die umgedichtete Nationalhymne singt – der hat allerdings auf Social Media unterschiedliche Reaktionen ausgelöst. Schaut es euch selbst an⬇️
Aldi, Lidl und Norma: Preissenkungen bei diesen Produkten
Aldi und Norma haben Listen veröffentlicht, in denen die günstigeren Produkte aufgeführt sind. Unter den reduzierten Lebensmitteln im Supermarkt finden sich wenig frische Produkte, aber viele hochverarbeitete Waren.
- Norma: Der einzige Discounter, von dem man konkrete Beispiele mit vorher und nachher Preisen online findet. Die Bandbreite reicht von Käse über Weine bis hin zu Back- und Drogeriewaren. Bei manchen Weinen sparen Kunden beispielsweise bis zu 36 Prozent.
- Lidl: Der Discounter gab bekannt, bis zu 500 Einzelartikel aus fast allen Warengruppen dauerhaft im Preis senken zu wollen. Einige regionale Artikel sogar um bis zu 35 Prozent. Kritik: Das Unternehmen ist bisher nicht sehr konkret geworden. Das Branchenmagazin Lebensmittel Praxis beruft sich auf einen Insider, der wohl lediglich rund 40 Produkte ausmachte, bei denen eine dauerhafte Preissenkung bereits sichtbar sei. Ein Lidl-Sprecher sagte dem Magazin, dass zum Beispiel bestimmte Bratwürstchen, Getränke und Handseifen günstiger würden.
- Aldi: Der Discounter hat nach eigenen Angaben bereits rund 1.000 Artikel national und regional dauerhaft im Preis reduziert. In den kommenden Wochen sollen weitere hunderte Artikel über alle Warengruppen hinweg günstiger werden.
Preistricks bei Lebensmitteln: Wie günstig sind “Knüller-Preise” oder “Super-Spar-Angebote" wirklich?
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Das steckt hinter den Preissenkungen laut Aldi, Lidl und Norma
Die Erklärung bei allen dreien: finanzielle Entlastung der Verbraucher. Lidl begründet den Move mit der „nach wie vor hohen Belastung der Haushalte durch gestiegene Lebenshaltungskosten“. Man wolle damit die Kaufkraft der Kunden stärken. Das sei auch keine Werbeaktion, sondern eine „strategische Entscheidung mit langfristiger Wirkung“.
Hier haben wir den Fall im SWR3 Topthema behandelt. Experten erklären, was da gerade passiert:

Topthema Fallende Preise oder Preisfalle?
- Dauer
Der Discounter Lidl senkt seine Preise und hat damit einen echten Domino-Effekt in der Supermarkt-Branche ausgelöst. Aldi hat als erstes gezuckt und will nachziehen, auch Rewe, Penny, Kaufland und Netto wollen jetzt die Preise senken. Super, denken wir Einkaufenden. Oder doch: Zu schön, um wahr zu sein?
Kritik zu den Preissenkungen gibt es unter anderem vom Landwirtschaftsverband: Preissenkungen bei Lebensmitteln dürften nicht zulasten der Erzeuger gehen. Die Preissenkungen kämen zur Unzeit, angesichts hoher Produktionskosten und der Forderungen nach mehr Tierwohl und Maßnahmen zum Umwelt-, Natur- und Klimaschutz.
Andere Discounter wie Edeka und Rewe ziehen bei Preissenkungen offenbar nach
Laut Bild wollen Edeka, Netto, Kaufland, Rewe und Penny es ebenso machen, wie die beiden umsatzstärksten Discounter Aldi und Lidl. Heißt: Vieles wird an vielen Stellen billiger.
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Kann man mit Eigenmarken wirklich sparen? Sind Discounter immer noch billiger als Supermärkte? Und wie spare ich wirklich beim Einkauf?
Handelsexperte zu Preissenkungen: Fängt ein Discounter an, müssen die anderen nachziehen
Lidl und Aldi sprechen von „historischen Preissenkungen“. Wir haben Stephan Rüschen gefragt. Er ist Lebensmittelhandelsexperte von der Dualen Hochschule Baden-Württemberg: Historisch sei vielleicht ein bisschen hochgegriffen, sagt Rüschen. Die Preissenkungen seien aber schon bemerkenswert.
Gut für die Verbraucher sei, dass alle anderen nachziehen müssten, wenn einer damit anfange. Meistens seien am Ende alle Preise ungefähr gleich – in diesem Fall: alle gleich niedrig.
Grund für Preissenkungen ist der Kampf um Marktanteile zwischen Lidl und Aldi
Aber was ist der wahre Grund für die Preissenkungen, haben wir gefragt? Geht es wirklich um die schwierige Wirtschaftslage? „Der wahre Grund“, sagt Rüschen, „ist der Kampf um die Marktanteile.“ Gerade Lidl und Aldi kämpften intensiv um die Marktführerschaft. Dass es verbotene Absprachen gegeben hat, hält er für unwahrscheinlich.
Und warum gerade jetzt? Schließlich waren die wirtschaftlichen Verhältnisse vor rund drei Jahren noch viel schlechter, als Russland seinen Angriffskrieg gegen die Ukraine startete. „Eigentlich gibt es gerade keinen besonderen Grund“, sagt, Rüschen. Lidl versuche, Aldi die Marktführerschaft abzujagen. Das sei der wahre Hintergrund. Vermutlich würden Aldi und Lidl davon auch am meisten profitieren. Die anderen kämen halt hinterher. Rüschen geht davon aus, dass die Preissenkungen ab sofort wirksam werden.
Preisvergleich im Supermarkt Mythos Premium-Produkt: Wer sich Zeit nimmt, kann sparen
Jede Supermarktkette hat ihren ganz speziellen Begriff für ihre „Edelprodukte“: De Luxe, Exquisit, Premium,… Es scheint, als seien diese Produkte etwas ganz besonderes. De Luxe ist aber oft nur der Preis und nicht der Inhalt.
SWR3 Wirtschaftsexpertin: Preissenkungen am deutlichsten spürbar bei Milchprodukten
Auch SWR3 Wirtschaftsredakteurin Sabine Geipel glaubt nicht an wohltätige Motive. Schließlich sei die Inflation schon viel höher gewesen. Es gehe aber um Psychologie. Schlechte Wirtschaftsnachrichten, wie die vom Nullwachstum gebe es ja genug.
Auch sie geht davon aus, dass jetzt alle nachziehen. Vermutlich seien die ersten Produkte, die verbilligt, würden Milchprodukte. Da habe man die hohen Preise am meisten gespürt.