Der Samstag muss ein aufregender Tag bei Aldi gewesen sein: Mitten am Vormittag kündigt Konkurrent Lidl plötzlich an: „Mehr als 500 Einzelartikel quer durch das Sortiment werden dauerhaft im Preis gesenkt – einzelne Artikel regional um bis zu 35 Prozent.“ Ein paar Beispiele: Wassermelonen: 1,30 Euro günstiger; Bratwürstchen: 40 Cent; Hafermilch: 10 Cent günstiger.
Lidl begründet den Move mit der „nach wie vor hohen Belastung der Haushalte durch gestiegene Lebenshaltungskosten“. Man wolle damit die Kaufkraft der Kunden stärken. Das sei auch keine Werbeaktion, sondern eine „strategische Entscheidung mit langfristiger Wirkung“. Wenige Stunden später zieht Aldi nach und verweist in einer eigenen Pressemitteilung darauf, man habe dieses Jahr bereits die Preise für 1.000 Waren dauerhaft gesenkt. Jetzt würden nochmal 100 Produkte billiger. Wo genau es billiger wird, haben die beiden nicht mitgeteilt.
Hier haben wir den Fall im SWR3 Topthema behandelt. Experten erklären, was da gerade passiert:

Topthema Fallende Preise oder Preisfalle?
- Dauer
Der Discounter Lidl senkt seine Preise und hat damit einen echten Domino-Effekt in der Supermarkt-Branche ausgelöst. Aldi hat als erstes gezuckt und will nachziehen, auch Rewe, Penny, Kaufland und Netto wollen jetzt die Preise senken. Super, denken wir Einkaufenden. Oder doch: Zu schön, um wahr zu sein?
Andere Discounter wie Edeka und Rewe ziehen bei Preissenkungen offenbar nach
Die Begründung von Aldi ist praktisch die gleiche, wie bei Lidl: Gerade in den „aktuell für die Menschen auf so vielen Ebenen fordernden Zeiten ist es unsere Aufgabe, für Stabilität zu sorgen, indem sich in unserer Gesellschaft alle etwas Gutes leisten können“, wird Swen Gallina zitiert, Sprecher des Verwaltungsrats Aldi Süd Deutschland.
Auch nett: Laut Bild wollen Edeka, Netto, Kaufland, Rewe und Penny es ebenso machen, wie die beiden umsatzstärksten Discounter Aldi und Lidl. Heißt: Vieles wird an vielen Stellen billiger.
Aldi, Netto & Co. Sind Discounter wirklich billiger?
Kann man mit Eigenmarken wirklich sparen? Sind Discounter immer noch billiger als Supermärkte? Und wie spare ich wirklich beim Einkauf?
Handelsexperte zu Preissenkungen: Fängt ein Discounter an, müssen die anderen nachziehen
Lidl und Aldi sprechen von „historischen Preissenkungen“. Wir haben Stephan Rüschen gefragt. Er ist Lebensmittelhandelsexperte von der Dualen Hochschule Baden-Württemberg: Historisch sei vielleicht ein bisschen hochgegriffen, sagt Rüschen. Die Preissenkungen seien aber schon bemerkenswert.
Gut für die Verbraucher sei, dass alle anderen nachziehen müssten, wenn einer damit anfange. Meistens seien am Ende alle Preise ungefähr gleich – in diesem Fall: alle gleich niedrig.
Grund für Preissenkungen ist der Kampf um Marktanteile zwischen Lidl und Aldi
Aber was ist der wahre Grund für die Preissenkungen, haben wir gefragt? Geht es wirklich um die schwierige Wirtschaftslage? „Der wahre Grund“, sagt Rüschen, „ist der Kampf um die Marktanteile.“ Gerade Lidl und Aldi kämpften intensiv um die Marktführerschaft. Dass es verbotene Absprachen gegeben hat, hält er für unwahrscheinlich.
Und warum gerade jetzt? Schließlich waren die wirtschaftlichen Verhältnisse vor rund drei Jahren noch viel schlechter, als Russland die Ukraine überfiel. „Eigentlich gibt es gerade keinen besonderen Grund“, sagt, Rüschen. Lidl versuche, Aldi die Marktführerschaft abzujagen. Das sei der wahre Hintergrund. Vermutlich würden Aldi und Lidl davon auch am meisten profitieren. Die anderen kämen halt hinterher. Rüschen geht davon aus, dass die Preissenkungen ab sofort wirksam werden.
Preisvergleich im Supermarkt Mythos Premium-Produkt: Wer sich Zeit nimmt, kann sparen
Jede Supermarktkette hat ihren ganz speziellen Begriff für ihre „Edelprodukte“: De Luxe, Exquisit, Premium,… Es scheint, als seien diese Produkte etwas ganz besonderes. De Luxe ist aber oft nur der Preis und nicht der Inhalt.
SWR3 Wirtschaftsexpertin: Preissenkungen am deutlichsten spürbar bei Milchprodukten
Auch SWR3 Wirtschaftsredakteurin Sabine Geipel glaubt nicht an wohltätige Motive. Schließlich sei die Inflation schon viel höher gewesen. Es gehe aber um Psychologie. Schlechte Wirtschaftsnachrichten, wie die vom Nullwachstum gebe es ja genug.
Auch sie geht davon aus, dass jetzt alle nachziehen. Vermutlich seien die ersten Produkte, die verbilligt, würden Milchprodukte. Da habe man die hohen Preise am meisten gespürt.