Die Hilfe nach den schweren Erdbeben für das nordafrikanische Land ist langsam angelaufen. Such- und Rettungsteams aus Spanien und Großbritannien sind vor Ort und haben ihre Einsätze begonnen. Sie würden die örtlichen Einsatzkräfte in den betroffenen Gebieten unterstützen, berichtet die marokkanische Nachrichtenagentur MAP.
Großbritannien schickte 60 Such- und Rettungsexperten samt Ausrüstungen sowie vier Suchhunde nach Marokko, um die Einsätze unter marokkanischer Führung zu unterstützen, schrieb der britische Botschafter Simon Martin auf der Social-Media-Plattform X.
Auch eine Spezialeinheit des spanischen Militärs mit Suchhunden ist in Marokko.
Marokko lehnt Hilfe aus Deutschland ab
Obwohl mehrere Länder, darunter Deutschland, Hilfe angeboten haben, nahm Marokko erst einmal nur von vier Ländern Unterstützung an. Das Innenministerium teilte mit, die Behörden hätten eine genaue Bewertung der Bedürfnisse vor Ort vorgenommen. Dabei sei berücksichtigt worden, dass ein Mangel an Koordinierung in solchen Situationen zu nachteiligen Ergebnissen führen würde, meldete die marokkanische Nachrichtenseite Hespress.
Daher habe man zunächst „auf die Unterstützungsangebote der befreundeten Länder Spanien, Katar, Großbritannien und Vereinigte Arabische Emirate reagiert“, hieß es weiter. Die Entscheidung sorgt gerade in Frankreich, wo viele Marokkaner Leben, für Diskussionen.
Einsatzkräfte des Technischen Hilfswerks (THW) halten sich in Deutschland weiter bereit, um nach dem schweren Erdbeben in Marokko zu helfen. Ein Sprecher des Auswärtigen Amtes sagte, es gebe ständigen Kontakt zur Regierung in Rabat, auch wenn die angebotene Unterstützung aus Deutschland bisher nicht angenommen worden sei. Er schloss aus, dass es dafür politische Gründe gebe.
Holt sich Marokko angesichts der verheerenden Lage zu wenig Hilfe aus dem Ausland? Dieser Frage geht Marokko-Korrespondentin Susanne Tappe im Audio nach:

Nachrichten Kritik aus Deutschland: Holt Marokko sich zu wenig Hilfe aus dem Ausland?
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Susanne Tappe aus dem ARD-Studio Nordwestafrika berichtet.
Ein für Donnerstag geplanter erster Hilfstransport des Deutschen Roten Kreuzes (DRK) wurde überraschend gestoppt. Eigentlich sollte am Donnerstagmorgen eine Maschine vom Flughafen Leipzig/Halle mit insgesamt 36,6 Tonnen Hilfsgütern abheben – darunter mehr als 3.000 isolierende Bodenmatten und 550 Familienzelte.
Nach Schätzungen der Vereinten Nationen sind von dem Beben insgesamt 300.000 Menschen betroffen, unter ihnen nach Angaben des UN-Kinderhilfswerks Unicef etwa 100.000 Minderjährige. Am Samstag (16. September) begleitete ein DRK-Mitarbeiter einen Hilfskonvoi in die Erdbebengebiete:
Marokko: Tausende Tote nach schwerem Erdbeben
Die Zahl der Todesopfer stieg mittlerweile auf 2.946 an. Wie das Innenministerium am Dienstagmittag bekanntgab, wurden außerdem bisher 5.674 Verletzte gezählt. Über 90 Prozent der Toten seien den Angaben zufolge bisher begraben worden. Der Königspalast hat eine dreitägige Staatstrauer ausgerufen, wie die staatliche Nachrichtenagentur berichtet.
Nachbeben am Sonntag
Am Sonntagmorgen hat es ein Nachbeben gegeben. Die US-Erdbebenwarte USGS hatte die Stärke mit 3,9 angegeben, die marokkanische Nachrichtenseite Hespress berichtete von einer Stärke von 4,5.
Erdbeben in Marokko: Meiste Opfer in Marrakesch
Erst am Samstagmorgen wurde das gesamte Ausmaß der Zerstörung sichtbar. Laut dem Innenministerium wurden die meisten Opfer aus der Stadt Marrakesch gemeldet sowie aus den fünf Provinzen rund um das Epizentrum des Bebens.
SWR3-Korrespondentin Dunja Sadaqi lebt in Rabat und berichtet von der Nacht:

Nachrichten Erdbeben in Marokko: Was ist passiert?
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Erdbeben in Marokko: Was ist passiert?
Die Opferzahl dürfte noch weiter steigen, wenn Helfer abgelegenere Gegenden erreichen. Örtliche Medien berichteten, dass Zufahrtsstraßen in betroffene Bergdörfer durch herabgestürzte Felsen versperrt und vielerorts Staus das Durchkommen für die Einsatzkräfte erschwerten.
Erdbeben trifft Marokko in der Nacht
Videos, die in den sozialen Medien kursierten, zeigten bebende Gebäude und Menschen, die am späten Freitagabend nach draußen rannten und sich im Freien versammelten. Andere Videos zeigten Trümmer auf Straßen und kleinere Schäden an Gebäuden.
„Unsere Nachbarn liegen unter den Trümmern ihrer Häuser und wir versuchen, sie mit den verfügbaren Mitteln zu retten“, berichtet ein Bewohner des Bergdorfs Asni. Die meisten Häuser dort seien beschädigt.
„Selbst wenn ich es aus dem Haus schaffe: Die engen Gassen sind fatal“
Der geologische Dienst der Vereinigten Staaten (USGS) teilte mit, dass das Epizentrum des Bebens der Stärke 6,8 etwa 72 Kilometer südwestlich von Marrakesch im dünn besiedelten Atlas-Gebirge lag.
Erdbeben zerstört auch Gebäude in Marrakesch
Einwohner der Stadt Marrakesch berichten von eingestürzten Gebäuden in der historischen Altstadt, die zum Unesco-Weltkulturerbe gehört. Menschen würden mit bloßen Händen in den Trümmern graben und auf schweres Gerät warten, sagte ein Anwohner.
In der bei Touristen beliebten Altstadt lagen Trümmer auf den Straßen. An der Moschee auf dem Marktplatz Jemaa el-Fna stürzte ein Teil des Minaretts ein und verletzte zwei Menschen. Marokkaner posteten im Internet auch Videos von Schäden an der roten Mauer rund um die Stadt, ein Unesco-Weltkulturerbe.