Es ist ein besonderes Benefizspiel, das am Sonntag in Nordengland auf die Gehirn-Wohltätigkeitsorganisation „Head for Change“ aufmerksam machen soll. Ex-Profis spielen beim englischen Klub Spennymoor Town FC ein Match mit speziellen Kopfball-Regeln: In der ersten Halbzeit sind Kopfbälle nur im Strafraum erlaubt, in der zweiten Halbzeit komplett verboten.
Seit Wissenschaftler herausgefunden haben, dass Kopfbälle Demenz verursachen können, ist das ein großes Thema in Großbritannien. Für Kinder sind Kopfbälle zum Teil verboten. Jetzt soll getestet werden, wie sich Fußball ohne Kopfbälle anfühlt.
Erhöhtes Demenz-Risiko bei Fußballern
Weltklassespieler Cristiano Ronaldo, seit Kurzem zurück auf der britischen Insel, ist unter anderem für seine „Header“, seine atemberaubenden Kopfballtore, berühmt. Die sind auch wirklich toll anzusehen. Aber dass Kopfbälle nicht gut für den Kopf sind und Demenz fördern können, diese These wird in Großbritannien schon länger erforscht.
Von den legendären Fußballern, die 1966 Fußball-Weltmeister wurden, sind eine Reihe bereits an Demenz gestorben, Sir Bobby Charlton und weitere leiden an degenerativen neurologischen Erkrankungen. Professor Willie Stewart von der Uni Glasgow hat festgestellt, dass Fußballer ein deutlich erhöhtes Demenz-Risiko haben können:
Kopfbälle sind für Kinder tabu
Der Fußballverband FA hat daraus schon Konsequenzen gezogen. Für Kinder unter zwölf Jahren sind Kopfbälle seit diesem Sommer verboten, für Erwachsenen-Teams gilt, dass sie nicht mehr als zehn scharf geschossene Kopfbälle in der Woche trainieren sollen. Bei Profi-Clubs soll für genügend Regeneration nach dem Kopfballtraining gesorgt werden.
Fußball-Spiel für die Wissenschaft
Doch wie würde sich Fußball verändern, wenn auch im Spiel weniger oder gar keine Kopfbälle mehr erlaubt wären? Judith Gates, deren Mann als Ex-Fußballer auch an Demenz leidet, hat die Gehirn-Wohltätigkeitsorganisation „Head for Change“ gegründet, sie möchte mit dem Benefizspiel zeigen, wie kopfball-loser Fußball aussieht. In der ersten Halbzeit sind Kopfbälle nur im Strafraum erlaubt, in der zweiten komplett verboten. Sportexperten sollen beobachten, wie sich das Spiel verändert, quantitativ festhalten, wie die Spieler sich anpassen.
Danach sollen Spieler und Publikum befragt werden, wie sie es fanden. So habe man qualitative Erfahrungsberichte, wie sich so ein Spiel anfühlt. Die Daten dieses Spiels seien der erste Schritt, so Gates.
Ihre Befunde will sie auch dem Fußballverband FA zur Verfügung stellen. Es gehe ihr nicht darum, Kopfbälle verbieten zu lassen, das könne sich eine Wohltätigkeitsorganisation nicht anmaßen aber: „Das zu entscheiden, wäre dann Aufgabe der Fußballverbände, wenn sie das Thema weiter erforschen.“
Ex-Fußballer: Kopfbälle vielleicht in zehn Jahren verboten
John Coleman ist auch Ex-Fußballer und inzwischen seit vielen Jahren Trainer beim Drittligisten Accrington Stanley in Nordengland. Er hält ein Kopfballverbot nicht für unrealistisch: