Eigentlich wäre der Opel Olympia Caravan von Hanns-Lüdecke Rodewald aus Berlin ein tolles Auto. Baujahr 1956, ein Stück Geschichte auf Rädern. Allerdings wünscht man sich schon beim Hinschauen eine Tetanus-Impfung. Denn Rodewald hat sein Auto seit 1977 nicht mehr gewaschen.
Aus dem Oldtimer wurde somit ein Häufchen Elend. Rost, Flechten, Moose – wer das Auto in Berlin an sich vorbeifahren sieht, bekommt feuchte Augen. Die verschiedenen Pflanzen auf dem Wagen sorgen vermutlich für mehr Leben auf dem Opel als in so manchem Bio-Kompost.

Rostiger Opel Olympia: Berliner Gammel-Auto ist Experiment
Aber warum macht man so etwas? Wieso lässt man ein so schönes Auto vergammeln? „Ich will erforschen, was passiert, wenn man ein Auto jahrzehntelang stehen lässt und nur ganz wenig macht“, sagt Besitzer Rodewald aus Berlin-Kreuzberg.
Der pensionierte Professor und Experte für Fahrzeugsicherheit schwört, dass er den Wagen seit 1977 nicht mehr gewaschen und ein Langzeitexperiment daraus gemacht hat. Sehr zum Ärger von Ordnungshütern und Behörden.
„Die Polizei hat ihn 1995 zwangsstillgelegt, hat aber verloren, musste ihn wieder anmelden und mir Schadenersatz zahlen“, erzählt Rodewald.
Das Ordnungsamt hat das Auto als „Abfall“ angesehen und mir dreimal einen Verstoß gegen das Abfallbeseitigungsgesetz vorgeworfen, aber immer ohne Erfolg.

Opel Olympia: Gammel-Auto bekommt immer wieder TÜV
Aber auch, wenn man vom Hinschauen Herpes bekommt: Das Häufchen Schrott ist angemeldet, bekommt seinen TÜV und ist fahrbereit. Weil er nur selten bewegt wird, braucht er beim Start etwas Nachhilfe: Rodewald gießt Benzin in den Vergaser und schon schnurrt der Motor wie eine alte Nähmaschine.
Allerdings gibt der Pensionär zu: Der TÜV ist eine Herausforderung: „Der Wagen ist halt optisch nicht sehr schön und hat auch technisch immer kleinere Mängel, wo man Ermessensspielräume walten lassen muss“, sagt Rodewald.
Gurtsysteme, Airbag, Rückfahrscheinwerfer und Nebelleuchten hat er nicht. Aber heutige Prüfingenieure suchen oft danach und wundern sich, dass der Wagen das nicht braucht.

Wer das Auto einmal live sehen will, bevor es auseinanderfällt, sollte zeitnah nach Berlin fahren: Der Opel steht in der Schönleinstraße 7B in 10967 Berlin-Kreuzberg und ist dort seit Jahren eine kleine Sehenswürdigkeit.
PS: So sieht das Auto übrigens in schön aus.