Zehn Hubschrauber sowie gepanzerte Fahrzeuge waren am Freitag im Einsatz, um die Menschen zu retten, darunter Ältere, Kleinkinder, Babys und schwangere Frauen. Das Militär versucht, mit gepanzerten Fahrzeugen in die überschwemmten Dörfer vorzudringen.
Die Zahl der Toten stieg bis Sonntagnachmittag auf mindestens 14. Rettungskräfte bargen die Leichen einer 88-jährigen Frau und zweier Männer im Alter von 58 und 65 Jahren. Alle drei wurden in der Nähe der Stadt Karditsa gefunden, einem der am stärksten betroffenen Gebiete in der Landesmitte. Drei weitere Menschen wurden noch vermisst.
Unterdessen bringen sich nach wie vor Menschen vor den Wassermassen in Sicherheit. Und auch Tiere werden in höhere Gebiete gebracht, um vor dem Hochwasser sicher zu sein, zeigen Videos in den sozialen Medien.
Überschwemmungen: Region Thessalien steht unter Wasser
In Mittelgriechenland ist die Situation weiterhin dramatisch. Die große Tiefebene in der Region Thessalien steht unter Wasser.
Geschichten wie diese liest man im Moment viele in den sozialen Medien: Dieser 80-jährige Mann ist mit seinem Boot los und hat 15 Nachbarn in Sicherheit gebracht, bevor er selbst mit einem Helikopter evakuiert wurde. Wir können nicht überprüfen, ob die Geschichte stimmt.
In den frühen Morgenstunden des Freitags wurde für die Stadt Larisa Alarm ausgelöst. Dort erreichte der Fluss Pinios einen Pegelstand von 9,5 Metern, während es normalerweise rund vier Meter sind, wie die Tageszeitung Kathimerini schrieb. Die Feuerwehr evakuierte mehrere Stadtteile, die von einem Übertreten des Flusses betroffen wären.
Lage in Volos katastrophal
In der Hafenstadt Volos mit rund 150.000 Einwohnern ist die Lage derweil ebenfalls katastrophal: Die Stadt ist weitgehend von der Außenwelt abgeschnitten, weil Straßen überflutet oder zerstört sind und unzählige Tonnen Matsch in die Stadt gespült wurden. Das Trinkwasser und auch Nahrungsmittel in Supermärkten gingen zur Neige, berichteten griechische Medien.
So sieht es offenbar in Volos aus:
Regen in Griechenland wird weniger – aber Zerstörungen sind riesig
Insgesamt aber geben die Meteorologen Entwarnung: Bis zum Donnerstagabend haben die Regenfälle weitgehend aufgehört. Jetzt dürften die gewaltigen Schäden langsam erstmals komplett sichtbar werden. Die Bürgermeister der betroffenen Gegenden sprachen gegenüber griechischen Medien von eingebrochenen Straßen und Brücken, von gekappten Stromverbindungen, aber auch zerstörten Häusern und Unternehmen. Die Schäden dürften in die Milliarden gehen.
Regenmassen in Griechenland übertreffen alle Vorhersagen
Die Niederschlagsmengen von Sturmtief Daniel übertrafen alles, was griechische Meteorologen bislang gemessen hatten. So fielen örtlich zwischenzeitlich mehr als 700 Liter Wasser je Quadratmeter in weniger als 24 Stunden.

ZDF-Wetterexperte Özden Terli spricht auf X, ehemals Twitter, von „unfassbaren Regenmengen in Griechenland, wie ich sie noch nie gesehen habe“.
Meteorologe: „Das ist wirklich extrem selten“
Ein gewaltiges Tiefdruckgebiet lag über Südosteuropa und bewegte sich kaum, so Meteorologen. Dadurch gingen extrem hohe Wassermassen an derselben Stelle nieder. Es sei ein „zufälliges Zusammenspiel mehrerer Faktoren“, das zu diesem Extremwetter in Griechenland führte, erklärt Felix Dietzsch vom DWD gegenüber der Deutschen Presse-Agentur. „Diese Regenmengen haben auch in unseren bekannten Statistiken außerordentlichen Seltenheitswert. Das ist wirklich extrem“, sagt er.
SWR-Umweltredakteurin Janina Schreiber erklärt, wie es zu der Wetterlage in Griechenland kommt:

Nachrichten Extremwetter in Griechenland – wie passiert so etwas?
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Janina Schreiber aus der SWR-Umweltredaktion erklärt, wie es zum Extremwetter in Griechenland kommt.
Könnte so ein katastrophaler Regen wie über Südeuropa auch bei uns kommen? Kurzfristig sei das bei uns nicht zu erwarten, meint Schreiber. Aber: Die Flut im Ahrtal 2021 habe gezeigt, wie verheerend uns selbst 200 Liter pro Quadratmeter treffen können.

Nachrichten Extremwetter wie in Griechenland: Auch bei uns erwartbar?
- Dauer
Janina Schreiber aus der SWR-Umweltredaktion schätzt ein, wie wahrscheinlich ein katastrophaler Regen wie in Griechenland bei uns ist.
Auch in Hongkong: Neuer Regenrekord
Nicht nur Südeuropa ist von Regenfällen katastrophalen Ausmaßes betroffen: Auch in Hongkong haben heftige Regenfälle weite Teile der dicht besiedelten Stadt überschwemmt. Der Starkregen hatte am Donnerstag begonnen. Kurz vor Mitternacht verzeichnete der Hongkonger Wetterdienst Niederschläge von 158 Liter pro Quadratmeter in der Stunde – ein Rekordwert seit 1884.
Vom bergigen Gelände ringsum stürzten Fluten wie Wasserfälle in die Stadt und setzten Straßen, Einkaufszentren und U-Bahn-Stationen unter Wasser. Die Behörden schlossen Schulen und Büros und forderten die Menschen auf, daheim zu bleiben.