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Leo Eder
Leo Eder (Foto: SWR3)
Björn Widmann
Björn Widmann (Foto: SWR3)

Heftiger Regen hat in Slowenien, Kroatien, Österreich, Tschechien und Teilen Polens für schwere Verwüstungen gesorgt. Ein Mann macht dabei besonders von sich reden.

Warum Feuerwehrmann Sandi ein Held ist

Evakuierte Dörfer, ein Dammbruch und historische Schäden in zwei Dritteln des Landes durch Überschwemmungen: Slowenien kämpft mit der schwersten Naturkatastrophe in der Geschichte des seit 1991 unabhängigen Landes.

Mitten im Unglück spricht ganz Slowenien über einen Mann: Sandi Zajc von der Feuerwehr in Mengeš. Er hat zusammen mit vielen seiner Kollegen 22 völlig verängstigte Kinder aus einem Kindergarten gerettet. Davon hat ein Zeuge Bilder bei Facebook gepostet.

😓👏👏👏💪💪💪💪PGD MengešPosted by Darko Numarex Žigon on Friday, August 4, 2023

Feuerwehrmann verliert während Rettungsaktion sein eigenes Haus

Während des Einsatzes versuchten die Retter, die Kinder zu beruhigen: „Wir haben ihnen gesagt, dass wir jetzt nicht schwimmen gehen, sondern einfach nach Hause“, sagte Sandi laut einem Facebook-Post der Feuerwehr. „Wir wissen, dass psychologische Unterstützung in solchen Notsituationen sehr wichtig ist.

Die Kleinen hatten große Angst, einige weinten, andere hatten die Augen weit aufgerissen, aber waren ganz still.

Während Sandi mit vielen Helfern Kind nach Kind aus dem überfluteten Gebäude trug, versank sein eigenes Haus ebenfalls in den Fluten. Jetzt haben seine Kollegen von der Feuerwehr dazu aufgerufen, für Sandi zu spenden, damit er das Gebäude wieder aufbauen kann. Denn für die Feuerwehr in Mengeš steht fest: „Sandi Zajc ist der Name der Woche!

Posted by PGD Mengeš on Monday, August 7, 2023

Hunderte Menschen müssen ihre Häuser verlassen

Am Wochenende mussten Hunderte Menschen wegen drohender Erdrutsche in Sicherheit gebracht werden. Neben der Rettung der Menschen steht aber auch das Beseitigen der Schäden an.

In Slowenien steht der Ort Ravne na Koroskem komplett unter Wasser. (Foto: dpa Bildfunk, picture alliance/dpa/AP | Gregor Ravnjak)
In Slowenien steht der Ort Ravne na Koroskem komplett unter Wasser. Bild in Detailansicht öffnen
Im Ort Stahovica ist eine Brücke über einem Fluss eingestürzt (Foto: dpa Bildfunk, picture alliance/dpa/AP | Miro Majcen)
In Stahovica ist eine Brücke über einem Fluss eingestürzt, ein Mensch kam in den Fluten ums Leben. Bild in Detailansicht öffnen
In Komenda ist ein weggespültes Auto an einer Brücke hängengeblieben (Foto: dpa Bildfunk, picture alliance/dpa/AP | Miro Majcen)
In Komenda ist ein weggespültes Auto an einer Brücke hängengeblieben. Bild in Detailansicht öffnen
In der Nähe von Kamnik stehen ganze Landstriche unter Wasser (Foto: dpa Bildfunk, picture alliance/dpa/AP | Miro Majcen)
Auch in der Nähe von Kamnik sind viele Ortschaften überflutet. Bild in Detailansicht öffnen
Ein zerstörtes Auto steht auf einer Straße in Kamnik (Foto: dpa Bildfunk, picture alliance/dpa/SOPA Images via ZUMA Press Wire | Luka Dakskobler)
Ein Fahrzeug der slowenischen Bergrettung ist durch das Hochwasser in Kamnik beschädigt worden. Bild in Detailansicht öffnen
Im slowenischen Schwarzenbach sind Wassermassen im Ort zu sehen (Foto: dpa Bildfunk, picture alliance/dpa/AP | -)
Im slowenischen Schwarzenbach fließen schlammige Wassermassen durch den Ort. Bild in Detailansicht öffnen
Ein abgerutscher Hang in Sankt Johann im Saggautal (Foto: dpa Bildfunk, picture alliance/dpa/APA | Erwin Scheriau)
In der Steiermark ist ein Hang abgerutscht, ein Haus steht zum Teil frei. Bild in Detailansicht öffnen
Ein Auto fährt über eine überschwemmte Straße bei Klagenfurt (Foto: dpa Bildfunk, picture alliance/dpa/APA | Gerd Eggenberger)
Ein Auto fährt über eine überschwemmte Straße bei Klagenfurt. Bild in Detailansicht öffnen
In Leibnitz in der Steiermark stehen Straßen unter Wasser (Foto: dpa Bildfunk, picture alliance/dpa/APA | Erwin Scheriau)
Auch in Leibnitz in der Steiermark stehen Straßen nach dem vielen Regen unter Wasser. Bild in Detailansicht öffnen
Eine Brücke in Leibnitz steht unter Wasser (Foto: dpa Bildfunk, picture alliance/dpa/APA | Erwin Scheriau)
An manchen Stellen steht das Wasser in Leibnitz noch viel höher. Bild in Detailansicht öffnen

Slowenien: Erdrutschgefahr steigt

Der Geologische Dienst Sloweniens teilte mit, dass die Gefahr von Erdrutschen steige, weil der Boden sehr nass sei. In den Gebirgsregionen des Landes waren am Wochenende sechs Dörfer in Gefahr – zum Beispiel Dravograd an der Drau. Bürgermeister Anton Preksavec hat von einer „Apokalypse wahrhaft biblischen Ausmaßes“ gesprochen.

Weil viele Dörfer in Slowenien durch Wasser und Geröll von der Außenwelt abgeschnitten sind, mussten Tausende Menschen mit Hubschraubern mit dem Nötigsten versorgt werden.

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Slowenien beantragt Hilfe bei EU und Nato

Sloweniens Ministerpräsident Robert Golob schätzt den Schaden in seinem Land auf mehrere Milliarden Euro. Getroffen seien vor allem die Straßen- und Energieinfrastruktur sowie Hunderte Wohngebäude. 

Über den EU-Katastrophenschutzmechanismus beantragte Slowenien 30 Bagger unterschiedlicher Kapazität sowie 30 Spezialfahrzeuge zur Regulierung von Wasserläufen, sowie die Entsendung von Ingenieurteams für all diese Geräte.

Auf der Wunschliste an EU und Nato stehen außerdem jeweils 20 vorgefertigte und bis zu 40 Meter lange Brücken. Von der Nato hat das Land fünf schwere Militärhubschrauber mit einer Tragfähigkeit von mindestens fünf Tonnen für den Transport angefordert und 200 Soldaten für Schutz-, Rettungs- und Hilfsaufgaben.

Deutschland beteiligt sich mit Luftwaffe und THW

Die Luftwaffe bringt nach Regierungsangaben von Mittwoch (9. August) mit zwei schweren Transporthubschraubern Wasserpumpen, Räumwerkzeuge und andere Hilfsgüter ins Einsatzgebiet.

#ICYMI: Seit gestern ist das @Team_Luftwaffe mit zwei #CH53 in #Slowenien. Dort werden diese bei der #FluthilfeSlowenien unterstützen.Details zu den #Hubschrauber​n gibt es hier: https://t.co/1ybhbQ22oG https://t.co/HqnZCHBV8O

Rund 40 Helfer des Technischen Hilfswerks (THW) sollen mit großen Baggern die Räumungsarbeiten nach den schweren Unwettern in Slowenien unterstützen. Auf dem Weg seien noch THW-Spezialisten für den Bau mobiler Brücken. Viele Orte in Slowenien sind auf dem Landweg weiter nicht erreichbar, weil Brücken von den Wassermassen weggerissen wurden.

Video-Einblicke in den Aufbruch eines weiteren #THW-Teams nach #Nordslowenien. Mit an Bord: ein dringend benötigter Kettenbagger. Die Einsatzkräfte verstärken die zuvor eingetroffenen Teams, die vor Ort bereits den slowenischen Katastrophenschutz unterstützen. @aa_stabilisiert pic.twitter.com/27SKl2EewM

Auch THW-Einsatzkräfte aus Karlsruhe und Pforzheim sind nach Slowenien gereist, um dort zu helfen. Unter ihnen ist Malte Nagel vom THW-Ortsverband Karlsruhe. Ihm schlägt im Katastrophengebiet vor allem ein Gefühl der Menschen entgegen:

Logo SWR3 (Foto: SWR, SWR)

Nachrichten THW-Helfer Malte Nagel aus Karlsruhe ist im Einsatz in Slowenien

Dauer

SWR3-Reporter Andreas Fauth berichtet über die Hilfe aus Baden-Württemberg nach den schweren Unwettern in Slowenien.

EU sagt Slowenien nach Flutkatastrophe schnelle Hilfe zu

EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen hat am Mittwoch (9. August) Slowenien Unterstützung zugesagt. Bei einem Besuch im Parlament in der Hauptstadt Ljubljana versprach sie 100 Millionen Euro Soforthilfe und 300 Millionen Euro im kommenden Jahr aus dem Europäischen Solidaritätsfonds. 3,3 Milliarden Euro aus laufenden EU-Projekten könne das Land außerdem flexibel umschichten. Zusammen mit Ministerpräsident Robert Golob besuchte von der Leyen auch das Katastrophengebiet. Danach hob sie besonders den Mut der Betroffenen und die große Solidarität im Katastrophengebiet hervor.

The scale of devastation from the floods in Slovenia is heartbreaking. ⁰The storm wreaked havoc in two-thirds of the country. ⁰My thoughts are with all those who have lost their loved ones and their homes. ⁰I was here to tell you: Europa vam stoji ob strani. pic.twitter.com/TZu8ssMem0

Unwetter in Slowenien haben Auswirkungen auf Kroatien

Auch Kroatien bekommt die Auswirkungen des Unwetters in Slowenien zu spüren. Dort kämpften am Dienstag (8. August) Zivilschützer und Freiwillige gegen das Hochwasser der aus Slowenien kommenden Flüsse Mur und Drau. In Drnje an der Drau an der Grenze zu Ungarn überflutete das Wasser die von Helfern errichteten Dämme aus Sandsäcken. 33 Bewohner einer Roma-Siedlung mussten in Sicherheit gebracht werden.

Hangrutsche in Österreich: Toter nach Unwetter

Auch im Süden von Österreich ist die Lage nach dem schweren Regen von letzter Woche angespannt. In St. Veit an der Glan in Kärnten gab es das bislang einzige Todesopfer. Ein Mann war auf einem gesperrten Radweg unterwegs und wurde vom Hochwasser in einen Fluss gerissen. Er starb wenig später im Krankenhaus, nachdem er schon regungslos aus dem Wasser geholt wurde.

Das Wasser war auch an anderen Stellen ein Problem: In mehreren Orten bestand die Gefahr, dass Hänge abrutschen, weil sie zu nass sind. In St. Veit mussten deshalb am Sonntagabend zehn Bewohner ihre Häuser verlassen. Insgesamt sind in Kärnten bis Montag hunderte größere und kleinere Hänge abgerutscht. Im Nachbarbundesland Steiermark war es noch schlimmer: Dort wurden bis dahin 400 abgerutschte Hänge dokumentiert.

In einigen Regionen von Kärnten und der Steiermark regnete es in den letzten fünf Tagen, von Donnerstag in der Früh bis Montag in der Früh, mehr als in einem durchschnittlichen gesamten August.

Norwegen: Staudamm teilweise gebrochen

Auch in Norwegen melden die Behörden Überschwemmungen und Erdrutsche nach starkem Regen. In der Provinz Innlandet nördlich von Oslo hat die Polizei etwa 600 Menschen in Sicherheit gebracht – ein Wasserkraftwerk musste den Betrieb einstellen, weil es überschwemmt ist. Jetzt sind Teile des Damms eingebrochen. Julia Wäschenbach berichtet:

Logo SWR3 (Foto: SWR, SWR)

Nachrichten Teile von Damm an Kraftwerk in Norwegen eingebrochen

Dauer

Julia Wäschenbach berichtet aus Stockholm.

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