Nach einer Serie von Explosionen in Köln ist in Paris ein 22-Jähriger festgenommen worden. Er gilt als „Schlüsselfigur“ in Drogengeschäften, die möglicherweise Hintergrund der Explosionsserie sind. Der Mann war mit internationalem Haftbefehl gesucht worden. Laut Staatsanwaltschaft wurde er am 1. Oktober am Flughafen Roissy gefasst. Das Auslieferungsverfahren laufe. Mehr als zehn weitere Verdächtige sitzen schon in U-Haft.
Mehr Infos dazu hat SWR3 Reporter Sebastian Binz:
Explosionen in Köln: Was war passiert?
In der Nacht von Dienstag auf Mittwoch erschütterte ein Knall den Kölner Stadtteil Pesch. Eine gerade erst eröffnetes Café brannte komplett aus. Es befand sich im Erdgeschoss eines Mehrfamilienhauses, aus dem etwa 20 Personen evakuiert wurden. Zwei Bewohner wurden mit Verdacht auf eine Rauchgasvergiftung vor Ort behandelt.
Polizei und Staatsanwaltschaft haben gesagt, dass sich ein Tatverdächtiger, der etwas mit dem ausgebrannten Café zu tun haben könnte, gemeldet hat. Er sei zusammen mit seinem Anwalt bei der Polizei erschienen, später aber wieder freigelassen worden. Denn: Bei einer Wohnungsdurchsuchung wurden anscheinend keine Beweise gefunden. Nach einem weiteren Verdächtigen fahnden die Ermittler noch. Eine groß angelegte Suchaktion blieb jedoch bislang ohne Erfolg.
ARD-Reporter Oliver Köhler über die neueste Explosion in Köln:
Bereits in den Wochen zuvor gab es zwei Explosionen in Köln
Solche Explosionen sind in Köln derzeit keine Einzelfälle: Polizei und Staatsanwaltschaft ermitteln aktuell zu einer Serie von Sprengungen. In der vergangenen Woche hatte es innerhalb weniger Tage zwei Explosionen mit ähnlichen Mustern in der Innenstadt gegeben. Eine Explosion ereignete sich frühmorgens vor einem Modeladen, die andere vor einer Diskothek. Auch am Wochenende war es in Köln und Umgebung zu mehreren Vorfällen gekommen.
Die Identität der Täter ist nicht bekannt, laut Kripo-Chef Esser führt die Spur aber zur organisierten Kriminalität in den Niederlanden. Von der ersten Explosion vor dem Club gebe es zudem eine Videoaufnahme und bei der Explosion im Modeladen hätten Zeugen einen 1,80 Meter großen Mann dabei beobachtet, wie er die Frontschreibe einschlägt.
Aber: Bisher gibt es keinen Hinweis, dass die letzte Explosion mit den anderen beiden zusammenhängt.
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Bandenkriege als Motiv für die Explosionen in Köln?
In der Öffentlichkeit wurde diskutiert, dass ein Krieg unter kriminellen Banden zumindest hinter den ersten beiden Sprengungen stecken könnte.
Kripo-Chef Michael Esser spricht von „offenen Rechnungen“ im Milieu, die beglichen werden. So seien zum Beispiel in der vergangenen Woche schätzungsweise 300 Kilogramm Cannabis verschwunden, wie Oberstaatsanwalt Ulrich Bremer berichtet. Die Bande, der die Drogen abgezogen wurden, versuche nun, das Cannabis zurückzubekommen oder Schadenersatz zu erhalten. Die aktuelle Explosion hat laut Polizei wohl keinen Zusammenhang zu den vergangenen Vorfällen.
Der Gangster, der Junkie und die Herrin
Was machen die Explosionen mit der Stadt Köln?
Alle Explosionen sind mitten in der Innenstadt passiert. „Es macht mir schon Sorge“, sagte Ralf Kurz, ein Anwohner des ausgebrannten Cafés. SWR3 Reporter Jochen Hilgers sagte nach der zweiten Explosion, das sei ein ruhiges Viertel, „die Geschäftsleute kennen sich untereinander, sowas gab es vorher nicht“.
SWR3 Reporter Jochen Hilgers schildert im SWR3 Interview seine Eindrücke nach der zweiten Explosion:
Hat die „Mocro Mafia“ etwas mit den Vorfällen in Köln zu tun?
In der Berichterstattung zu den Explosionen wird häufig von der sogenannten „Mocro Mafia“ gesprochen. Auch wenn der Name das suggeriert, geht das dabei nicht um eine marokkanische Verbrecherorganisation, sondern vielmehr ein Netzwerk aus multinationalen Gangs, die ihr Geld primär mit Kokain und Cannabis machen.
Dark Matters – Geheimnisse der Geheimdienste
Wichtig: Staatsanwaltschaft und Polizei verwenden den Begriff „Mocro Mafia“ – im Gegensatz zu einigen Medien – im Kontext der Vorfälle in Köln nicht. Laut Oberstaatsanwalt Ulrich Bremer wird „wegen bandenmäßigen Handelns“ ermittelt.