Die Razzien fanden mit mehreren Hundertschaften und Spezialeinheiten der Polizei bei insgesamt 39 Vereinsmitgliedern deutschlandweit statt. In diesen Bundesländern hat die Polizei Wohnungen durchsucht:
- Baden-Württemberg
- Rheinland-Pfalz
- Bayern
- Brandenburg
- Hessen
- Mecklenburg-Vorpommern
- Niedersachsen
- Nordrhein-Westfalen
- Sachsen
- Sachsen-Anhalt
- Schleswig-Holstein
- Thüringen
Dabei wurden laut Bundesinnenministerium extremistische Literatur, Gold, Bargeld, Waffen und Munition sichergestellt worden – darunter auch Armbrüste und eine ABC-Schutzausrüstung.
Warum ist die „Artgemeinschaft“ verboten?
Die Gruppe nennt sich „Die Artgemeinschaft – Germanische Glaubens-Gemeinschaft wesensgemäßer Lebensgestaltung“. Der Verein gilt als rassistisch und antisemitisch – deswegen hat Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) die Gruppe verboten.
Die „Artgemeinschaft“ habe versucht, „durch eine widerwärtige Indoktrinierung von Kindern und Jugendlichen neue Verfassungsfeinde heranzuziehen“, sagte Faeser. Ihr Ziel sei es gewesen, eine rechtsextremistische Weltanschauung auszuleben und zu verfestigen. Das sei insbesondere durch die Weitergabe der Ideologie an Kinder und Jugendliche mittels einschlägiger Literatur erfolgt, die zum Teil aus der NS-Zeit stamme und nur minimal abgewandelt worden sei. Vom Vereinsverbot seien auch alle Teilorganisationen der „Artgemeinschaft“ betroffen. Zu den Teilorganisationen gehörten sogenannte Gefährtschaften, Gilden, Freundeskreise und das „Familienwerk e.V.“.

Nachrichten Verbot des Vereins „Artgemeinschaft“
- Dauer
Palina Milling berichtet
„Artgemeinschaft“ hat gute Kontakte zur Neonazi-Szene
Die Bundeszentrale für politische Bildung schreibt, die „Artgemeinschaft“ erfülle eine „Scharnierfunktion zwischen den verschiedenen Strömungen der extremen Rechten. Die Gruppe hat ein militantes Selbstverständnis und gute Kontakte zur gewaltbereiten Neonazi-Szene.“ Insgesamt sollen rund 150 Menschen der Gruppe angehören. Sie wurde 1951 gegründet.
Umfrage: So viele Deutsche hätten gerne wieder eine Diktatur
Im Podcast „SWR3 Report“ erzählt ein Neonazi-Aussteiger, wie alles anfing – und wann es ihm zu viel wurde:

SWR3 Report Einmal Nazi und zurück
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Wie fängt rechtes Denken an? SWR3-Reporter Nils Dampz will wissen, wie jemand zum Neonazi wird. Jemand, der sich aufgrund seiner Herkunft für etwas Besseres hält, jemand, der vielleicht irgendwann zu einem rechten Terroristen wird, der bereit ist, Menschen zu töten. Und um das herauszufinden, hat er sich ein Jahr lang immer wieder mit einem Ex-Neonazi getroffen. Mit Max. Max ist noch keine 20. Er war Teil einer Gruppe, die Deutschland retten wollte. Sie wollten Anschläge auf Holocaust-Denkmale verüben. Und nicht nur das.
Was Max zum Nachdenken gebracht hat, wie er den „Ausstieg“ geschafft hat und wovor er seitdem Angst hat – erzählt er ausführlich in unserem Podcast „SWR3 Report“. Außerdem gibt es konkrete Tipps – was zum Beispiel Eltern und Freunde machen können, wenn sie glauben, dass das Kind oder ein Freund in eine extremistische Ecke abzurutschen droht.
Raus aus der Szene? Hier gibt es Hilfe – auch für Angehörige
Jedes Bundesland hat eigene Angebote: In Baden-Württemberg findet ihr Hilfe bei Konex. In Rheinland-Pfalz hilft das „Aussteigerprogramm (R)AUSwege“ Betroffenen und Angehörigen. Darüber hinaus gibt es noch viele Nichtregierungs-Organisationen, die helfen. Die bekannteste davon ist vermutlich Exit Deutschland.