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Hans Liedtke
Hans Liedtke (Foto: SWR3)

Die Polizei durchsuchte mehrere Wohnungen in zwölf Bundesländern, die zur „Artgemeinschaft“ gehören sollen. Die Bundesinnenministerin hat die rechtsextreme Vereinigung verboten.

Die Razzien fanden mit mehreren Hundertschaften und Spezialeinheiten der Polizei bei insgesamt 39 Vereinsmitgliedern deutschlandweit statt. In diesen Bundesländern hat die Polizei Wohnungen durchsucht:

Dabei wurden laut Bundesinnenministerium extremistische Literatur, Gold, Bargeld, Waffen und Munition sichergestellt worden – darunter auch Armbrüste und eine ABC-Schutzausrüstung.

Warum ist die „Artgemeinschaft“ verboten?

Die Gruppe nennt sich „Die Artgemeinschaft – Germanische Glaubens-Gemeinschaft wesensgemäßer Lebensgestaltung“. Der Verein gilt als rassistisch und antisemitisch – deswegen hat Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) die Gruppe verboten.

Innenministerin Nancy #Faeser hat die rechtsextremistische, rassistische & antisemitische Vereinigung #Artgemeinschaft verboten. „Das ist ein weiterer Schlag gegen den Rechtsextremismus und die geistigen Brandstifter, die bis heute NS-Ideologien verbreiten“, so die Ministerin. pic.twitter.com/rkO2yuo1RR

Die „Artgemeinschaft“ habe versucht, „durch eine widerwärtige Indoktrinierung von Kindern und Jugendlichen neue Verfassungsfeinde heranzuziehen“, sagte Faeser. Ihr Ziel sei es gewesen, eine rechtsextremistische Weltanschauung auszuleben und zu verfestigen. Das sei insbesondere durch die Weitergabe der Ideologie an Kinder und Jugendliche mittels einschlägiger Literatur erfolgt, die zum Teil aus der NS-Zeit stamme und nur minimal abgewandelt worden sei. Vom Vereinsverbot seien auch alle Teilorganisationen der „Artgemeinschaft“ betroffen. Zu den Teilorganisationen gehörten sogenannte Gefährtschaften, Gilden, Freundeskreise und das „Familienwerk e.V.“.

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Nachrichten Verbot des Vereins „Artgemeinschaft“

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Palina Milling berichtet

„Artgemeinschaft“ hat gute Kontakte zur Neonazi-Szene

Die Bundeszentrale für politische Bildung schreibt, die „Artgemeinschaft“ erfülle eine „Scharnierfunktion zwischen den verschiedenen Strömungen der extremen Rechten. Die Gruppe hat ein militantes Selbstverständnis und gute Kontakte zur gewaltbereiten Neonazi-Szene.“ Insgesamt sollen rund 150 Menschen der Gruppe angehören. Sie wurde 1951 gegründet.

Im Podcast „SWR3 Report“ erzählt ein Neonazi-Aussteiger, wie alles anfing – und wann es ihm zu viel wurde:

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SWR3 Report Einmal Nazi und zurück

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Wie fängt rechtes Denken an? SWR3-Reporter Nils Dampz will wissen, wie jemand zum Neonazi wird. Jemand, der sich aufgrund seiner Herkunft für etwas Besseres hält, jemand, der vielleicht irgendwann zu einem rechten Terroristen wird, der bereit ist, Menschen zu töten. Und um das herauszufinden, hat er sich ein Jahr lang immer wieder mit einem Ex-Neonazi getroffen. Mit Max. Max ist noch keine 20. Er war Teil einer Gruppe, die Deutschland retten wollte. Sie wollten Anschläge auf Holocaust-Denkmale verüben. Und nicht nur das.
Was Max zum Nachdenken gebracht hat, wie er den „Ausstieg“ geschafft hat und wovor er seitdem Angst hat – erzählt er ausführlich in unserem Podcast „SWR3 Report“. Außerdem gibt es konkrete Tipps – was zum Beispiel Eltern und Freunde machen können, wenn sie glauben, dass das Kind oder ein Freund in eine extremistische Ecke abzurutschen droht.

Raus aus der Szene? Hier gibt es Hilfe – auch für Angehörige

Jedes Bundesland hat eigene Angebote: In Baden-Württemberg findet ihr Hilfe bei Konex. In Rheinland-Pfalz hilft das „Aussteigerprogramm (R)AUSwege“ Betroffenen und Angehörigen. Darüber hinaus gibt es noch viele Nichtregierungs-Organisationen, die helfen. Die bekannteste davon ist vermutlich Exit Deutschland.

Unsere Quellen

Transparenz ist uns wichtig! Hier sagen wir dir, woher wir unsere Infos haben!

Die Bundesregierung und ihre Ministerien informieren auf ihren Websites über Aktuelles, verschiedene Themen und Gesetze, die sie auf den Weg bringen.

Auch andere Medien und Webseiten können für uns Quellen für News sein. Das sind zum Beispiel Seiten, die sich nur mit einem Themenbereich beschäftigen und deshalb Spezialisten in dem Bereich sind. Für Seiten wie hiphop.de oder raptastisch.net arbeiten zum Beispiel Musik-Journalisten, für Webseiten wie golem.de oder t3n.de Technik-Journalisten.

Die Bundeszentrale für politische Bildung (bpb) soll jeder und jedem helfen, sich kritisch mit Politik und Gesellschaft auseinander zu setzen und sich einzubringen. Ziel der Behörde ist es, dass allen bewusst ist, wie wichtig Demokratie, Vielfalt und Toleranz sind. Dazu bietet die bpb im Netz viele Infos - auch speziell für jüngere Menschen. Zudem gibt es Veranstaltungen und Weiterbildungen. Die bpb gehört zum Innenministerium. Wenn die bpb neue Angebote oder Informationen veröffentlicht, dann ist sie für uns auch eine Nachrichtenquelle.

Die ARD - das sind die öffentlich-rechtlichen Rundfunksender in Deutschland zusammen. Dazu gehören zum Beispiel der SWR (Südwestrundfunk), der BR (Bayerischer Rundfunk) und der WDR (Westdeutscher Rundfunk). Die ARD-Journalisten berichten in Radio, Fernsehen, Internet und über Social Media, was in ihrer Region oder auch weltweit passiert. Außerdem gibt es Redaktionen für spezielle Themen zum Beispiel die Politik in Deutschland oder Gerichtsentscheidungen in Karlsruhe oder Sendungen wie Tagesschau oder Sportschau.

Der Evangelische Pressedienst (epd) ist eine Nachrichtenagentur. Dort arbeiten Journalisten, Kameraleute, Fotografen. Sie sind in Deutschland und weltweit bei wichtigen Ereignissen dabei. Informationen, Bilder und Videos stellen sie anderen zur Verfügung. Das hat den Vorteil, dass Zeitungen, Sender und Online-Portale über Themen berichten können, bei denen sie keine eigenen Leute vor Ort hatten. Weitere Nachrichtenagenturen, mit denen wir arbeiten, sind zum Beispiel dpa, Reuters, AFP, AP und SID.

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