Bei einer Grabung in der Marburger Altstadt haben Archäologie-Studentinnen und -studenten der Philipps-Universität Marburg eine Sonnenuhr im Hosentaschenformat entdeckt. Die aus Holz und Bronze gefertigte Rarität ist kaum größer als eine Streichholzschachtel und dürfte mindestens 500 Jahre alt sein – ein Relikt aus den letzten Tagen des Mittelalters sozusagen:
Sonnenuhr stammt aus einer Zeit, in der Mittelalter und Neuzeit aufeinander trafen
„Der Sensationsfund gibt schlaglichtartig einen Einblick in das Zusammentreffen eines hohen Wissensstands in der Astronomie und Mathematik mit spezialisierter Handwerkskunst an der Schwelle vom Mittelalter zur Neuzeit“, erklärt Ausgrabungsleiter Felix Teichner von der Marburger Uni in einer Mitteilung vom Dienstag.
Grabungsleiter: Uhr gehörte wohl einem Mitglied eines Reformordens
Teichner glaubt: Die kleine Sonnenuhr stammt aus dem Besitz eines Angehörigen des spätmittelalterlichen Reformordens der „Brüder vom Gemeinsamen Leben“. Der unterhielt bis zu seinem Niedergang 1527 ein Kloster in der Marburger Oberstadt. Es steht jetzt im Zentrum der Ausgrabung.
Der Fund wurde bei einer sogenannten Lehrgrabung gemacht. Dabei sollen Menschen, die Archäologie studieren „Grabungspraxis“, vermittelt bekommen. Neben internationalen Feldforschungsprojekten unter anderem auf der iberischen Halbinsel, in Afrika und Anatolien stünden auch in Hessen liegende Forschungsfelder immer wieder im Mittelpunkt der Marburger Archäologen, so Teichner.