- Oceangate stellt vorerst Fahrten ein
- Küstenwache birgt „Titan“-Trümmer
- Video: So eng war es im Rumpf der „Titan“
- „Titanic“-Regisseur James Cameron: „gleicher Grund“ wie bei „Titanic“
- Insassen sind wohl bei Implosion gestorben
- Einsatzkräfte hörten vermeintliche Klopfgeräusche
- Fünf Menschen an Bord der „Titan“
- „Titan“ nur von außen zu öffnen: „ein tauchender Sarg“
- So verschwand das Tauchboot im Atlantik
- Xbox und viel Geld: So laufen die „Titan“-Expeditionen
„Titan“-Unternehmen Oceangate stellt vorerst Betrieb ein
Das Unternehmen, das die Tauchgänge zum Wrack der Titanic anbot, stellt erst einmal den Betrieb ein. In einem Banner auf der Website von Oceangate steht seit 6. Juli:
Küstenwache birgt „Titan“-Trümmer
In den Trümmern des in der Nähe der gesunkenen „Titanic“ implodierten Tauchboots haben Experten nach Angaben der US-Küstenwache „mutmaßliche sterbliche Überreste“ der fünf ums Leben gekommenen Insassen entdeckt.
US-Experten würden eine offizielle Analyse der Überreste vornehmen, die „vorsichtig im Wrack an der Unglücksstelle sichergestellt“ worden seien, teilte die US-Küstenwache am Mittwoch (28. Juni) mit.
Firmensprecher: „Titan“-Bergung war „extrem riskant“
Zuvor war die Bergung der Trümmerteile der „Titan“ abgeschlossen worden. Auf Fernsehbildern war zu sehen, wie die zerborstenen Teile an einem Anleger im ostkanadischen St. John's von einem Schiff auf einen Tieflader verladen wurden.
Die Such- und Bergungsaktion sei „extrem riskant“ gewesen, sagte der Sprecher der New Yorker Firma „Pelagic Research“, der das ferngesteuerte Bergungsvehikel „Odysseus“ gehört. „Es war extrem anstrengend und aufreibend für das Team, das rund um die Uhr gearbeitet hat, die ganze Zeit fast ohne Schlaf, zehn Tage lang“, so der Sprecher.
Kaum Platz im „Titan“-Tauchboot
Nachdem das Schicksal des implodierten Tauchboots „Titan“ bekannt geworden ist, melden sich immer wieder Menschen, die die Fahrt zum Wrack der „Titanic“ selbst gewagt haben. Auf einer der Aufnahmen kann man sehen, wie klein der Raum wirklich war, der den fünf Abenteurern zur Verfügung stand:
Hier sieht man den ums Leben gekommenen Chef der „Titan“-Betreiberfirma, Stockton Rush, vor rund zwei Jahren in dem Boot sitzen. Er erklärt, wie es funktioniert – inklusive Toilette und XBox-Steuerung:
Gab es Sicherheitsmängel an Bord der „Titan“?
Derweil reißt die Kritik an den Anbietern der Tauchfahrten nicht ab: Nach Angaben verschiedener Experten hatten die Entwickler und Betreiber des Tauchboots anerkannte Standards umgangen und Warnungen missachtet.
Medienberichten zufolge warnte schon 2018 ein Brief der Organisation Marine Technology Society (MTS) vor dem experimentellen Charakter des touristischen Angebots, und dass die Fahrten in einer Katastrophe enden könnten. Auch ein ehemaliger Oceangate-Mitarbeiter soll bereits vor fünf Jahren Sicherheitsbedenken geäußert haben.
„Titanic“-Regisseur James Cameron: „gleicher Grund“ wie bei „Titanic“
„Titanic“-Regisseur James Cameron sieht gar Parallelen zur Katastrophe des Jahres 1912. „‚Titan‘, ‚Titanic‘, wissen Sie, der Größenwahn, die Arroganz. Das ist alles wieder da“, sagte Cameron der BBC. „Es ist eine große Ironie, dass da jetzt ein weiteres Wrack neben der ‚Titanic‘ liegt, und zwar aus dem gleichen Grund“ – weil die Warnungen nicht beachtet worden seien, sagte Cameron.
Unternehmens-Mitbegründer schweigt
Das Unternehmen äußerte sich laut BBC zunächst nicht zu den Vorwürfen. Oceangate-Mitbegründer Guillermo Söhnlein verwies im Gespräch mit dem Radiosender BBC 4 auf die 14-jährige Entwicklungsdauer der „Titan“. Wer daran nicht beteiligt gewesen sei, dürfe sich kein Urteil anmaßen, so Söhnlein, der nicht mehr aktiv in dem Unternehmen ist, aber noch Anteile daran hält.
Insassen sind wohl bei Implosion gestorben
Die fünf Menschen an Bord seien ums Leben gekommen, als das Tauchboot nahe dem Wrack der „Titanic“ in einer Tiefe von 3.800 Metern implodiert sei, teilte die US-Küstenwache am Donnerstag mit. Auch die Betreiberfirma Oceangate Expeditions erklärte, sie gehe vom Tod der fünf Männer aus.
Er spreche den Familien der Opfer sein tiefes Beileid aus, sagte der Chef der nordöstlichen US-Küstenwache, John Mauger in Boston. Die in der Nähe des „Titanic“-Wracks gefundenen Trümmerteile gehören ihm zufolge zum verschollenen Tauchboot „Titan“. Damit sei belegt, dass es keine Überlebenschance für die fünf Vermissten mehr gebe (hier könnt ihr lesen, wer auf dem Boot war).
„Titan“-Trümmer weisen auf „katastrophalen Verlust der Druckkammer“ hin
Am Donnerstagmorgen habe ein ferngesteuertes Unterwasserfahrzeug den Heckkegel des Tauchboots knapp 500 Meter vom Bug der „Titanic“ entfernt auf dem Meeresboden gefunden. Es seien insgesamt fünf große Trümmerteile auf dem Meeresboden entdeckt worden. Sie glichen denen, die sich bei einem katastrophalen Verlust der Druckkammer ergeben würden.
Bei einer Implosion bricht ein Objekt schlagartig zusammen, wenn der Außendruck größer ist als der Innendruck. Damit stellt sich wieder die Frage, ob das Boot für solche Touren geeignet war. Kritik hatte es schon in den vergangenen Tagen gegeben. Das Gefährt soll auch mit einer Xbox gesteuert worden sein.
Bericht: „Titan“ implodierte schon am Sonntag
Zum Zeitpunkt der Implosion des Tauchboots konnte die Küstenwache noch keine Angaben machen. Es sei noch „zu früh“, um das mit Sicherheit sagen zu können, hieß es bei der Pressekonferenz weiter. Sonarbojen hätten in den 72 Stunden zuvor aber kein „katastrophales Ereignis“ wahrgenommen.
Demgegenüber sagte ein ranghoher Offizier der US-Marine der Nachrichtenagentur AP, ein Akustiksystem der US-Marine habe die Implosion der „Titan“ schon am Sonntag registriert. Das System habe eine „Anomalie“ wahrgenommen.
Die Marine habe die akustischen Daten dann analysiert und festgestellt, dass sie auf „eine Implosion oder Explosion in der allgemeinen Umgebung“ hindeuteten, wo die „Titan“ unterwegs gewesen sei, als der Kontakt abgebrochen sei. Diese Informationen habe die Marine an die US-Küstenwache weitergegeben, die die Suche nach dem Tauchboot dann fortgesetzt habe.
Expertin: Implosion dauert wohl nur „Bruchteile von Millisekunden“
Die Insassen haben Experten zufolge von der Implosion ihres Gefährts wahrscheinlich nichts mehr mitbekommen: Der Druck auf das Tauchboot sei in so großer Tiefe massiv gewesen – die Implosion sei im Bruchteil einer Millisekunde passiert, zitierte der Sender CNN am Freitag Ex-Marineoffizierin Aileen Marty, eine Professorin für Katastrophenmedizin.
Das menschliche Gehirn könne die Lage so schnell gar nicht erfassen. „Das ganze Ding ist kollabiert, bevor die Menschen darin überhaupt bemerken konnten, dass es ein Problem gab“, betonte Marty.
Einsatzkräfte hörten vermeintliche Klopfgeräusche
Nach einer viertägigen Suche war zuvor bereits die Hoffnung geschwunden, die fünf Männer noch lebend zu finden, bevor ihnen der Sauerstoff ausgegangen wäre.
Suchmannschaften hatten in den beiden Tagen vor dem Trümmerfund per Sonar potenzielle Lebenszeichen der fünf Insassen im Atlantik gehört: Suchteams hätten am Dienstag alle 30 Minuten eine Art Klopfgeräusch in der Region registriert, in dem das Tauchboot vermutet werde, hieß es.
Am Donnerstag sagte jedoch John Mauger, der Chef der Küstenwache im Nordosten der USA, es habe sich vermutlich um Hintergrundlaute aus dem Ozean gehandelt und nicht um Klopfen aus der „Titan“.
Fünf Menschen an Bord der „Titan“
Das 6,70 Meter kleine und 10,4 Tonnen schwere Gefährt war auf dem Weg zum Wrack der „Titanic“, wohin es regelmäßig zahlungskräftige Touristen bringt.
An Bord waren fünf Menschen: der französische Forscher Paul-Henri Nargeolet (ganz rechts im Tweet), der britische Abenteurer Hamish Harding (ganz links im Tweet) sowie der britisch-pakistanische Unternehmensberater Shahzada Dawood und dessen 19-jähriger Sohn Suleman (2. Bild von rechts). Kapitän war der Chef der Betreiberfirma, Stockton Rush (2. von links).
Bekannt war vor allem der 77-jährige Nargeolet: Der als „Monsieur Titanic“ bekannte Franzose galt als einer der führenden Experten für das Wrack des Luxusliners „Titanic“.
Harding (58) hielt mehrere Guinness-Weltrekorde. Darunter den für den längsten Tauchgang im Marianengraben, dem tiefsten Ort der Erde im März 2021. Im Juni 2022 flog der Brite ins All.
Offenbar Wrackteile gefunden Chef des "Titan"-Tauchboots: Vorfahren seiner Frau kamen aus der Pfalz und starben auf der Titanic
Die fünf Menschen an Bord des "Titan"-Bootes sind offenbar tot. Unter den Opfern ist der "Titan"-Chef. Die Vorfahren seiner Frau stammten aus Otterberg und starben auf der Titanic.
„Titan“ nur von außen zu öffnen: „ein tauchender Sarg“
Der „Titanic“-Fan Arthur Loibl aus Straubing in Niederbayern verfolgte die Suche nach den Vermissten intensiv: 2021 ist er mit dem Tauchboot „Titan“ abgetaucht. Er sagte in SWR3, er habe eher keinen guten Eindruck von dem Tauchboot:
Und Jürgen Weber, früher selbst U-Boot-Kommandant, erteilte der ganzen Unternehmung eine Absage:
So verschwand das Tauchboot im Atlantik
Normalerweise hat die Tauchboot-Crew regelmäßigen Kontakt zum Mutterschiff „Polar Prince“ – alle 15 Minuten wird ein akustisches Signal gesendet. Etwa eine Stunde und 45 Minuten nach Beginn des Tauchgangs soll das dann aber abgebrochen sein. Am Abend wurde die rund sieben Meter lange „Titan“ laut der Koordinierungsstelle für Rettungsmaßnahmen im kanadischen Halifax offiziell als vermisst gemeldet.
Die „Titanic“ ist im Nordatlantik vor der Küste Neufundlands gesunken. Über der Fundstelle des Wracks ist das Tauchboot verschwunden:
Das Problem: An der Stelle, an der das Boot verschwunden ist, ist das Meer sehr tief. Die „Titanic“ selbst liegt in einem Graben in rund 3.800 Metern Tiefe. Es gibt nur wenige Schiffe, die so tief vordringen können.
Xbox und viel Geld: So laufen die „Titan“-Expeditionen
Für die Tour, bei der die „Titanic“ besichtigt werden kann, musste jeder Teilnehmer nach Angaben von „Oceangate Expeditions“ umgerechnet 229.000 Euro bezahlen. Ein Reporter vom US-Fernsehsender CBS – David Pogue – hat im letzten Jahr an so einer Expedition teilgenommen. Er sagt, dass viel von dem Boot „zusammengebastelt“ wirkt. Die wichtigsten Teile seien aber grundsolide.
Das Unternehmen bot die Expeditionen seit 2021 an. Insgesamt dauern sie acht Tage. Das Highlight ist dann der zehnstündige Tauchgang zum Wrack der „Titanic“. Das Schiff war 1912 bei der Jungfernfahrt von Southampton nach New York nach einer Kollision mit einem Eisberg gesunken. Mehr als 1.500 Menschen starben bei dem Unglück. Die Überreste der „Titanic“ wurden 1985 entdeckt. Es gibt immer noch großes Interesse an dem angeblich unsinkbaren Schiff. Erst vor Kurzem haben Wissenschaftler einen 3D-Scan des Wracks gemacht.