Guya Merkle ist die erste Schmuckdesignerin, die nur Gold verwendet, das fair produziert, gehandelt oder auch recycelt wurde. Als Gold-Aktivistin macht sie Missstände in den Minen öffentlich und kämpft dagegen an.
Problematischer Goldabbau: Kinderarbeit und Umweltzerstörung
Gold kann ganz schön dreckig sein! Dazu liefert Guya Merkle Fakten:
Um ein Gramm Gold im Kleinbergbau zu gewinnen, muss eine Tonne erzhaltiges Gestein gefördert und zu Sand zermörsert werden. Um die Goldpartikel darin zu binden, wird Wasser und hochgiftiges Quecksilber hinzugefügt. Der entstandene Amalgam-Klumpen muss dann erhitzt werden, damit das Quecksilber verdampft und das Gold übrigbleibt.
Etwa 25 bis 30 Millionen Menschen, darunter eine Million Kinder, arbeiten weltweit in kleinen Goldminen und sind hochgiftigen Chemikalien ausgesetzt, die das Nervensystem und die inneren Organe schädigen. Illegale Holzrodung, schwere Umweltschäden und Menschenrechtsverletzungen sind nur einige der Probleme, die mit dem Goldabbau verbunden sind.
40 Handys für 1 Gramm Recycling-Gold
Doch, es ginge auch ohne. Um ein Gramm Gold zu recyceln, braucht man 40 Handys oder Platinen aus anderen Elektrogeräten. Gold leitet sehr gut Strom, ist korrosionsbeständig und lässt sich sehr dünn verarbeiten, deswegen ist es für High-Tech-Produkte unersetzlich.
Guya Merkle ist vom Recycling-Gedanken überzeugt. Im Podcast „Promi-Talk mit Thees“ erzählt sie über die Ursprünge ihres Engagements in der Kindheit, wie ihr das Reisen die Augen öffnete für die Ungerechtigkeit in der Welt, und wie sie als junge Unternehmerin Verantwortung übernimmt.
Guya Merkle: Unternehmertocher mit idealistischen Ambitionen
Guya Merkle wurde 1986 in Pforzheim in eine Schmuckhändlerfamilie geboren. Schon als Kind bewegte sie die Ungerechtigkeit in der Welt.
Ihre Eltern trennten sich als sie 10 war, ihre Mutter zog mit ihr nach Berlin, ihr Vater ging mit dem Unternehmen in die Schweiz. Sie reiste mit ihren Eltern viel in der Welt und „zwar richtig“, wie sie betont, das heißt keine Luxusurlaube in noblen Hotels.
Sie studierte Kommunikation, weil sie dazu beitragen wollte, dass Unternehmen Verantwortung übernehmen für das, was in der Welt passiert. Daran, den Familienbetrieb zu übernehmen, dachte sie als Studentin überhaupt nicht.
Ein unerwarteter Weg: So wurde Guya Merkle Unternehmerin
Doch als sie 21 Jahre alt war, verstarb überraschend ihr Vater. Als einziges Kind und mit viel Verantwortungsbewusstsein entschied sie sich, das Familienunternehmen fortzuführen. Obwohl sich mit der Entscheidung unwohl fühlte und kaum Ahnung von diesem Geschäft hatte. Nach zwei Jahren ging die Firma pleite, zehn Menschen verloren ihre Jobs.
Schuldgefühle darüber führten dazu, dass sie sich damit auseinandersetzen wollte, warum ihre Familie so fasziniert von Schmuck war. Um die ganze Materie besser zu verstehen, belegte sie am Gemological Institute of America in London Kurse zum Thema Schmuck und kam das erste Mal mit dem Rohstoff Gold in Berührung. Allerdings noch gar nicht von der problematischen, sondern der faszinierenden Seite.
Schockierende Zustände: Der Besuch in einer Goldmine
Auf einer Reise in Peru hatte sie zufällig die Gelegenheit, eine Goldmine zu besichtigen – ein lebensveränderndes Erlebnis. Der dreckige, gesundheitsschädliche Abbau schockierte sie: Sie roch das Quecksilber. Sprengungen ohne Sicherheitsvorkehrungen. Die Arbeiter trugen nicht einmal Schuhe. Dazu schlechte Bezahlung und Kinderarbeit.
Erstmals war sie froh, dass sie ihre Firma verloren und mit diesen Missständen nichts mehr zu tun hatte. Doch es blieb auch ein Teil Scham, da ihre Familie in diesem System einen gewissen Wohlstand aufgebaut hatte.
Das wollte sie gerade rücken und verändern. 2012, mit 26 gründete sie die Stiftung „Earthbeat Foundation“ und setzt sich damit für die Aufklärung der Konsumenten, für nachhaltige Verbesserung der Produktionsbedingungen und die Fair-Trade-Zertifizierung von Goldminen ein.
Um das und ihr Leben zu finanzieren, verkaufte sie das Haus ihres Vaters. In der Branche wurde sie ausgelacht, bekam auch Droh-E-Mails.
Nachhaltiges Unternehmen produziert Schmuck aus Handy-Gold
2015 gründet sie ihr eigenes Schmuckunternehmen und fokussierte sich auf recyceltes Gold für ihre Kollektion. Den Großteil kauft sie von einer niederländischen Firma, die sich zum Ziel gestellt hat, Elektroschrott zu reduzieren und darin verarbeitete Metalle wie Gold durch „Urban Mining“ wieder in den natürlichen Kreislauf zu bringen.
Man könnte meinen, die Welt zu verbessern, muss man sich auch leisten können, denn die Gewinnmargen schrumpfen bei so viel Fairness um einiges. Doch Guya Merkle definiert Unternehmertum anders. Sehr viel Geld zu verdienen ist nicht ihre Motivation. Sie kann sich ein Gehalt auszahlen, mit dem sie leben kann, muss sich aber keine Privatjets und Häuser kaufen. Der Gewinn wird in die Veränderung, das heißt in die Verbesserung der Zustände gesteckt.