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Kira Urschinger
Kira Urschinger (Foto: SWR3)
Werner Eckert
Werner Eckert (Foto: SWR)
Judith Schneider
Judith Schneider (Foto: SWR3)
Sarah Weiss

Mit Insektenhotels und der richtigen Auswahl an Kräutern und Blumen kannst du helfen, dass Bienen und andere Insekten sich wohlfühlen.

Ganz einfach den eigenen Garten oder Balkon zum Paradies für Insekten umbauen? Geht! SWR Ökochecker Tobi hat es ausprobiert!

Tipp 1: Wildblumen und -kräuter in Balkonkästen pflanzen!

Am einfachsten ist es, Wildkräuter und -blumen in den Balkonkästen anzupflanzen. Da freuten sich die Insekten über ein üppiges Nahrungsangebot. Wer es zu anstrengend findet, ausführliche Pflanzpläne zu erstellen, kann sich mit fertigen Insekten-Blühmischungen helfen. Die einfach aussähen, gießen und Spaß daran haben, wenn es summt.

Vorsicht: Keine exotische Blumenmischungen nehmen, wie man sie oft im Baumarkt findet, sondern am besten nach einheimischen Arten suchen. Damit können die Insekten viel mehr anfangen. Gut sind zum Beispiel der Natternkopf oder auch Kräuter wie Rosmarin oder Thymian.

Tipp 2: Weg mit den Schotter- und Steingärten!

Asphalt, helle Kiesel, dunkle Kiesel, schön im Kreis angeordnet. Sie machen keinen Dreck und sind pflegeleicht. Aber: Moderne Steingärten sind ein Horror für Insekten und mancherorts auch mittlerweile verboten. Keine Pflanzen, kein Futter, keine Erdlöcher als Unterschlupf. Ein verlorenes Stück Land für die Artenvielfalt. Und im Sommer heizt sich so eine Steinwüste auch noch schön auf – Pflanzen dagegen würden für Kühlung sorgen.

Tipp 3: Insektenhotel eröffnen!

Insektenhotels sind Nisthilfen für Insekten. Sie nutzen in Holz gebohrte Löcher oder Schilfrohre für die Brutpflege. Man erkennt ein besiedeltes Loch dann daran, dass es wie zugemauert aussieht. Warum solche künstlichen Behausungen? Ein Insektenhotel kann ein Stück weit helfen, das Fehlen natürlicher Nist- und Überwinterungsplätze ein wenig abzufedern.

Aber wichtig: Bei vielen Insektenhotels, die man so in den Baumarkt-Prospekten findet, wird falsches Material genutzt oder die Löcher sind falsch gebohrt. Wer auf der sicheren Seite sein will, macht sich ein Insektenhotel einfach selbst.

Was bringen Insektenhotels wirklich?

Mittlerweile Standard in Baumärkten, Supermärkten und Werbeprospekten: die sogenannten Insektenhotels.

Insektenhotels sind aus Holz gebaute Häuschen mit vielen unterschiedlich großen Löchern und Versteckmöglichkeiten drin. Die Idee dahinter: Das Häuschen soll den Insekten einen neuen Lebensraum bieten, der ihnen ja mittlerweile insbesondere in Siedlungen und Städten oft fehlt. Das kann funktionieren, sagt unser Umwelt-Experte – allerdings nur dann, wenn noch weitere Maßnahmen ergriffen werden. Die Insekten müssen auch Nahrung finden, das sei das Hauptproblem.

Sie können funktionieren, sagt unser Umwelt-Experte Werner Eckert. Allerdings nur dann, wenn noch weitere Maßnahmen ergriffen werden. Die Insekten müssen vorallem auch Nahrung finden, das sei das Hauptproblem.

Wenn die Insekten keine Nahrung finden, ist ein Insektenhotel schnell mal wie ein Neubau auf einer grünen Wiese, wo du stundenlang in den nächsten Laden fahren musst, um etwas zu essen zu kriegen. Dann hat das auch keinen höheren Sinn.

Es braucht also ein Gesamtpaket – Insektenschutz ist mehr als ein Produkt zu kaufen. Wer zum Insektenhotel greift, sollte sich das Produkt genau angucken. Es gibt sie in verschiedenen Größen und Ausführungen, im besten Fall steht schon drauf, für welche Insekten sie geeignet sind. Denn eine Wildbiene zieht nicht überall ein. Genauso haben auch andere Insekten ihre Vorlieben für einen Unterschlupf. Und: Das Häuschen genügt nicht, der restliche Garten sollte auch etwas hergeben.

Eure Erfahrungen mit Insektenhotels

SWR3-Hörer Andreas aus Mühlingen macht diesbezüglich alles richtig. Er hat mit Nicola Müntefering in der SWR3-Vormittagsshow gesprochen und erzählt, dass er bereits seit zwei Jahren so ein Insektenhotel aufgestellt hat. Weil der Andrang so groß ist, hat er acht weitere „Hotels“ aufgemacht.

Die waren ruckzuck bis zu 80 Prozent voll. Aber wir haben auch ein entsprechendes Angebot an Blumen und Obstbäumen drum herum.

Wichtiger Hinweis unserer Hörer: Es müssen gar nicht die gekauften Insektenhotels sein. Man kann die auch selber basteln, das ist viel günstiger und spielt der Marketing-Masche der Supermärkte nicht in die Hände.

SWR3-Hörer A. Breyer aus Monthern hat außerdem noch eine andere Erklärung dafür, weshalb die gekauften Häuschen manchmal leerbleiben:

Hallo SWR3-Team, toll, dass das Thema Bienen behandelt wird. Wir haben Insektenhotels selbst gebastelt oder bei Naturschutzorganisationen gekauft. Die werden angenommen von den Wildbienen. Im Baumarkt gekaufte (oft recht günstige) haben wir auch ausprobiert. Sie blieben leer – ich vermute, dass die Belastung mit giftigen Farben oder sonstigen Mitteln die Bienen abgeschreckt haben. Auch heute, nach drei Jahren, ist das letztgenannte Modell leer während alle anderen Hotelzimmer voll besetzt sind und auch immer gleich wieder gefüllt werden, sobald die Vormieter ausgezogen sind.

Insektenhotel bauen: DIY aus Milchkartons

Der Kreativität sind kaum Grenzen gesetzt, wenn man selbst ein Insektenhotel bauen möchte. Das ist gerade für Familien mit Kindern bestimmt auch ein schönes Bastelevent. Hier eine Anleitung mit leeren Milchkartons, inklusive Tipps zu den passenden Füllmaterialien von ARD Buffet:

Trotzdem: Bei allen Aktionen und Ideen – wenn wir das Bienensterben wirklich beenden wollen, dann sind die Blümchen in den Siedlungen oder Insektenhotels im eigenen Garten nur ein Teil der Lösung. In der Fläche muss wieder Lebensraum geschaffen werden, muss wieder Nahrung her – das heißt: auch auf dem Acker, wo wir in manchen Regionen mit Pestiziden und Monokulturen viel kaputt gemacht haben.

Gründe für das Insektensterben

Siedlungsbau und Verstädterung sind Schlagwörter, besonders folgenreich sind aber die Monokulturen. Also, der Anbau beispielsweise von Mais oder Raps auf riesengroßen Feldern, auf denen es keine anderen Pflanzen gibt, die den Insekten Nahrung bieten könnten. In der Landwirtschaft benutzen wir Pestizide, die bei der Ernte einen hohen Ertrag versprechen, aber eben nicht nur die Schädlinge töten, sondern alle Insekten in der Umgebung. Die Folge: Das besagte Insektensterben. Seit Jahren haben wir immer weniger Bienen, Fliegen und Schmetterlinge.

Auch wenn das Europäische Gericht die Beschränkungen für das Benutzen von bienengefährdenden Pflanzenschutzmitteln bestätigt hat – vielen Umweltschützern geht das nicht weit genug. Sie hoffen auf vollständige Verbote.

Der Nabu (Naturschutzbund Deutschland) warnt: Das Insektensterben ist kein Medien-Märchen, die biologische Vielfalt ist in Gefahr.

Nach Untersuchungen in NRW ist die Biomasse der Fluginsekten seit 1989 mancherorts um bis zu 80 Prozent zurückgegangen. Nicht nur die Zahl der Arten, sondern auch die der Individuen befindet sich in einem dramatischen Sinkflug.

Missverständnisse gibt es immer wieder, wenn von Bienensterben die Rede ist – denn es geht nicht um alle Bienenarten, sondern vorwiegend um die Bedrohung von Wildbienen. Neben Bienen und Insekten macht den Naturschützern aber auch immer häufiger der Bestand der Kleinvögel Sorgen.

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